Der Ausbau der Allianz-Arena stößt in München nicht nur auf Begeisterung: Das Stadion in Fröttmaning soll bekanntlich um 4.000 zusätzliche Plätze erweitert werden. Künftig können damit gut 75.000 Menschen die Heimspiele des FC Bayern München verfolgen.
Bei der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) fragt man sich nun, wie die zusätzlichen Zuschauer zum Stadion kommen sollen - und warnt bereits vor Überlastung. "Noch mehr geht nicht, um weiterhin einen sicheren Betrieb zu gewährleisten", sagt MVG-Sprecher Matthias Korte.
Die Stadionlinie U6 sei schon mit dem täglichen Verkehr nahezu ausgelastet, Veranstaltungen in der Allianz Arena würden bereits jetzt zu einer sehr hohen Auslastung an der Grenze zur Überlastung führen.
Eine für beide Seiten akzeptable Lösung kann sich Korte derzeit nicht vorstellen, da die MVG der Kapazitätsausweiterung grundsätzlich ablehenend gegenüberstehe. Eine Entscheidung muss aber ohnehin die Stadt treffen.
Letzte Entscheidung trifft die Stadt München
Die MVG reagiert mit ihrer Warnung auf ein unlängst veröffentlichtes Gutachten. Die Tüv Rheinland Grebner Ruchay Consulting GmbH und die Stadion GmbH waren zu dem Schluss gekommen, dass der geplante Ausbau der Allianz-Arena nicht problematisch sei. Zwar würden alle Verkehrsmittel zusätzlich belastet und die Leerung der Parkhäuser würde länger dauern - letztendlich bestünden aber für alle denkbaren Fälle ausreichende Reserven.
Die Allianz-Arena
Im Norden von München, in der Fröttmaninger Heide, liegt die Allianz-Arena. Sie ist die Heimspielstätte des FC Bayern München und des TSV 1860 München. Der Zweitligist musste seine Anteile allerdings 2006 verkaufen und ist heute nur noch Mieter.
Die wesentlichen Entscheidungen wurden bereits 2001 im Rahmen eines Bürgerentscheids getroffen. Als der Neubau beschlossen war, folgte ein Architekturwettbewerb. Acht Modelle wurden vorgelegt.
Der Entwurf, der letztendlich umgesetzt wurde, stammte von den Architekten Herzog & de Meuron aus der Schweiz. Ihr futuristisch anmutendes Modell ist von einer transparenten Hülle aus ETFE-Folienkissen umgeben, die rot, blau oder weiß leuchten können. Die Fassadengestaltung hat dem Stadion Spitznamen wie "Schlauchboot" oder "Autoreifen" eingetragen.
Mit dem Bau wurde im Oktober 2002 begonnen. Insgesamt hat die Allianz-Arena stolze 340 Millionen Euro gekostet. Am 30. Mai 2005 wurde das Fußballstadion eröffnet. Den Auftakt gaben der TSV 1860 München und der 1. FC Nürnberg im Rahmen eines Freundschaftsspiels. Die Gastgeber haben 3:2 gewonnen.
Die Lage der Allianz-Arena ist außerordentlich günstig. Sie befindet sich unmittelbar am Autobahnkreuz München-Nord (A9/A99) und ganz in der Nähe des Autobahndreiecks Feldmoching (A99/A92). Außerdem verfügt die Anlage über eines der größten Parkhäuser in Europa und ist sehr gut an das öffentliche Verkehrsnetz angebunden.
Der Münchner Versicherungskonzern und Finanzdienstleister Allianz SE hat sich für drei Jahrzehnte die Namensrechte gesichert. Bei internationalen Spielen darf der Sponsor des Stadions allerdings nicht genannt werden. Die Allianz-Arena heißt dann "FIFA WM-Arena München".
Kein Großprojekt ohne Korruptionsaffäre. 2004 wurde dem damaligen Präsidenten des TSV 1860 München und seinem Sohn Untreue und Bestechlichkeit bei der Vergabe des Bauauftrags an die Alpine vorgeworfen. Letztendlich konnte man Karl-Heinz Wildmoser senior nichts nachweisen. Sein Sprössling wurde zu viereinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.
Anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 wurden sechs Spiele, unter anderem das Halbfinale zwischen Frankreich und Portugal, in der Allianz-Arena ausgetragen. Aufgrund des Werbeverbots musste das Allianz-Arena-Logo während des Turniers abmontiert werden. Der Eingriff verursachte Kosten in Höhe von rund 150.000 Euro.
Die Allianz-Arena ist das modernste Fußballstadien Europas. Das Stadion fasst insgesamt 69.901 Menschen. Ohne Zweifel wurde damit ein Meilenstein in der Geschichte des Stadionbaus gesetzt.
Korte betont, grundsätzlich könne nicht damit gerechnet werden, dass nur Fahrgäste die U6 benutzen, die auch zum Fußball wollen. Besonders bei Werktagsspielen sowie während des Oktoberfestes gebe es keine Kapazität mehr für zusätzlichen Stadionverkehr.