Beim FC Augsburg wird Markus Feulner geschätzt. Einerseits ist er ein umgänglicher Typ, mit dem sich gepflegt plaudern lässt. Andererseits gibt es keinen vielseitigeren Spieler im Kader des Fußball-Bundesligisten. Beim FCA spielt er mal hinten links, mal im defensiven oder offensiven Mittelfeld. Die Verletzung des gesetzten Spieleröffners Daniel Baier hat dafür gesorgt, dass Feulner jüngst zurück in die Startelf gerutscht ist. Gegen den FC Liverpool und Hannover 96 stand er vom Anpfiff weg auf dem Platz.
Dass ihm zuletzt ein wenig die Spielpraxis fehlte, zeigte sich in der Anfangsphase gegen Liverpool, als er mit einem grausigen Fehlpass beinahe einen Rückstand verschuldete. Unabhängig davon erledigte Feulner, 34, seine Aufgaben im Zentrum solide und unaufgeregt. Er agiert nicht mehr so dynamisch wie der junge Feulner, greift dafür auf die Erfahrung etlicher Bundesligaspiele und sein Stellungsspiel zurück. Im Rückspiel gegen den FC Liverpool galt er als gesetzt (Donnerstag, 19 Uhr/live auf Sky). Bis gestern, als eine Untersuchung Gewissheit brachte. Feulners Zusammenstoß mit Mitspieler Ragnar Klavan hat bittere Folgen: Der 34-Jährige hat sich das Jochbein gebrochen und fällt mehrere Wochen aus.
Die Reise nach Liverpool wird er nicht antreten, stattdessen wird er operiert, wie der Verein am Dienstag mitteilte. „Es ist bitter, dass ich in Liverpool und in den kommenden Wochen nicht spielen kann“, wird Feulner zitiert. Weiter hoffe er, dass die Operation gut verlaufe. Für den Spieler kommt die Verletzung einem Rückschlag gleich, seine Karriere ist von längeren Fehlzeiten geprägt. Gerade hatte er sich wieder an die erste Elf herangespielt.
Markus Feulner ist nicht der erste Verletzte beim FCA
Feulner reiht sich in die lange Verletztenliste des FC Augsburg ein, die die Vorfreude auf das Liverpool-Erlebnis dämpft. Vor allem im zentralen Mittelfeld hat sich das Personal verknappt. Auf den Ausfall Baiers, der sich Anfang Februar einen Haarriss im Sprunggelenk zugezogen hat, hat Trainer Weinzierl bisher unterschiedlich reagiert: mal mit einer offensiveren, mal mit einer defensiveren Variante. Weinzierl probierte es mit Jan Moravek, Jeffrey Gouweleeuw, Ja-Cheol Koo oder eben Feulner. In Liverpool werden voraussichtlich Koo und Dong-Won Ji im Zentrum mit dem unumstrittenen Sechser Dominik Kohr auflaufen.
Nicht nur im zentralen Mittelfeld muss der Trainer Stammspieler ersetzen, ebenso in anderen Mannschaftsteilen. Gegen Liverpool zog sich Raúl Bobadilla einen Muskelfaserriss zu. Das schmerzt ihn und den FCA, weil der argentinische Angreifer in der Europa League in sechs Begegnungen sechsmal getroffen hat. Der isländische Neuzugang Alfred Finnbogason, der in Hannover im Sturmzentrum auflief, darf im Europapokal nicht eingesetzt werden. Möglicherweise wird daher Caiuby die einzige Sturmspitze sein. Im Hinspiel gegen Liverpool scheute der Brasilianer nach seiner Einwechslung kein Kopfballduell gegen die kantigen Innenverteidiger der Reds.
Und auch in der Abwehr muss Weinzierl improvisieren. Weil er auf Jan-Ingwer Callsen-Bracker, Jeong-Ho Hong (beide verletzt) und Gouweleeuw (nicht spielberechtigt) verzichten muss, kommt erneut ein Spieler zum Einsatz, der lediglich als Ergänzung betrachtet wird: Christoph Janker. Der 31-Jährige, dessen Vertrag vor Kurzem verlängert wurde, profitiert von den Ausfällen und wird im Highlight-Spiel an der Anfield Road neben Klavan die Innenverteidigung bilden.