Eigentlich hätte Mohamed Amsif, 23, gestern mit der marokkanischen Nationalmannschaft in Casablanca ein Freundschaftsspiel gegen Togo bestreiten sollen, doch anstatt bei angenehmen 21 Grad im sonnigen Nordafrika zu spielen, absolvierte der Torhüter des FC Augsburg im Augsburger Nebel zwei Trainingseinheiten. Ein heimtückischer Magen-Darm-Virus hatte ihn am Sonntag just in dem Moment außer Gefecht gesetzt, als feststand, dass sein Torhüter-Kollege Simon Jentzsch bis zur Winterpause ausfallen würde. Die Länderspiel-Absage wurde dann sofort per Fax zum marokkanischen Verband geschickt.
Vielleicht war es ja der gleiche Erreger, der auch einige deutsche Nationalspieler vor dem Duell mit den Niederlanden befallen hat. FCA-Trainer Markus Weinzierl war auf jeden Fall nicht unglücklich über die plötzliche Erkrankung und die Blitzgenesung: „Er war am Sonntag krank, jetzt ist er hier.“
Zum zweiten Mal in dieser Saison wird Amsif also für Jentzsch einspringen, der sich gegen Dortmund wieder an seinem schon lädierten Ringfinger der rechten Hand verletzte. Mario Götze hatte wenige Sekunden vor der Pause den Pfosten getroffen, der Ball sprang dann von hinten an den Ringfinger von Jentzsch. „Simon war zu 100 Prozent fit, es war einfach unglücklich“, erklärte Weinzierl gestern.
Viele Verletzte beim FCA
Das Verletzungspech haftet an Weinzierl wie ein klebriger Kaugummi an der Schuhsohle. Sascha Mölders, Jan-Ingwer Callsen-Bracker, Ja-Cheol Koo und zuletzt Paul Verhaegh sind nur die Leistungsträger, die über Wochen ausfielen oder noch ausfallen. Doch während Weinzierl auf dem Feld Probleme hat und hatte, die Qualität mit den Ergänzungsspielern zu halten, muss er sich im Tor keine Sorgen machen.
Zwar ist Jentzsch für ihn die klare Nummer eins, da das Gesamtpaket Torhüter, Kapitän, Führungsspieler stimmt, doch die nackten Zahlen sprechen für Amsif. Mit Jentzsch holte der FCA null Punkte, mit Amsif sechs. Darum hat Weinzierl kein Problem sich festzulegen: „Mo ist die Nummer eins bis Weihnachten.“ Aber was ist danach? Dieser Frage weicht Weinzierl freundlich, aber konsequent aus.
Selbstbewusst geht Amsif in seine zweite Amtszeit. „Ich will da weitermachen, wo ich aufgehört habe. Wir müssen zusehen, dass wir so schnell wie möglich Punkte holen.“ Seine Achterbahnfahrt von der Bank in die Stammelf, dann wieder zurück und jetzt wieder hinein, versucht er zu verdrängen: „Ich wusste, dass ich noch mal meine Chance bekommen werde. Dass es so früh sein wird, hätte ich nicht gedacht. Mich freut es, aber für Simon ist es natürlich eine Scheiß-Situation mit seinem Finger.“ FCA: Mit Amsif gegen Frankfurt
Keine Entscheidung wegen möglichem Ratajczak-Transfer
Amsif genießt das Vertrauen von Trainer Weinzierl, doch Manager Jürgen Rollmann, will nicht das Risiko eingehen, nur mit Amsif und Ioannis Gelios bis zur Winterpause durchzuhalten. Er lud Michael Ratajczak, 30, zum Training nach Augsburg ein. Der gebürtige Herner, der mit Fortuna Düsseldorf aufstieg und dann keinen Vertrag mehr erhielt, sagte zu, um sich selbst ein Bild vom FCA zu machen. „Man darf das nicht verwechseln mit einem Probetraining. Ich gucke mir das Ganze an, um mich vom Klub überzeugen zu lassen und dann schauen wir mal.“ Gestern fiel noch keine Entscheidung über einen möglicherweise gemeinsamen Weg.
Amsif sieht dies entspannt: „Ich mache mir keinen Stress. Der Trainer spricht täglich mit mir und hat ein klares Zeichen gesetzt.“ Amsif auch. In Augsburg, nicht in Casablanca.