Die Rückkehr von Walther Seinsch (70) in das Tagesgeschäft des FC Augsburg sorgt für Unruhe. Lange war es um den Vorstandsvorsitzenden, der an Depressionen litt, still. Seit mehreren Wochen arbeitet er nun wieder verstärkt mit und gibt auch Interviews.
Vor drei Wochen irritierte er dabei mit missverständlichen Äußerungen über die Transferpolitik des FCA. Jetzt löste er mit seiner Wortwahl wieder Wirbel aus. In einem Interview mit dem TV-Sender Sky charakterisierte er den suspendierten Stürmer Michael Thurk (35) so: „Ich glaube einfach, Thurk ist ein Straßenköter. Auch verbal und auch in seinem Selbstbild. Jos Luhukay ist charakterlich das Gegenteil. Da hat sich etwas entwickelt.“ Thurk sucht einen neuen Verein. Es gibt Kontakte in die USA, aber auch zum FSV Frankfurt.
Angesichts der Äußerungen von Seinsch war bei Manager Andreas Rettig und auch FCA-Trainer Jos Luhukay die Feierlaune nach dem Sieg gegen die Borussia ziemlich eingeschränkt.
Rettig fand die Aussage seines Chefs „unglücklich“. Dies erklärte Rettig Thurk auch in einem Telefongespräch. Trainer Luhukay entschuldigte sich sogar telefonisch bei Thurk. Der sagt: „Respekt vor dem Trainer. Ich habe kein Problem damit, dass die beiden mich anrufen. Sie haben mich ja nicht beleidigt.“
Seinsch ließ gestern seine Aussagen relativieren. Auf der FCA-Homepage wird er so zitiert: „Diese Aussage war weder abwertend noch beleidigend gemeint, vielmehr ist sie im Sinne des positiv besetzten Begriffs ,Straßenfußballer‘ gemeint gewesen.“ Sollte sich Thurk angegriffen fühlen, bedauere er das, es sei nicht seine Absicht gewesen „Michael Thurk zu beleidigen“.
Thurk, der am Freitag im Auftrag des FCA noch eine Weihnachtsfeier mehrerer Fanklubs in Augsburg besucht hatte, kann in der Bezeichnung „Straßenköter“ nichts Positives erkennen, da sie direkt im Zusammenhang mit den positiven Charaktereigenschaften von Luhukay gebracht worden sei. Er sagt: „Ich finde die Äußerungen von Herrn Seinsch einfach niveau- und respektlos.“
Thurk wurde schon einmal als „Straßenköter“ bezeichnet. Im Januar 2008 buhlte der MSV Duisburg um den Stürmer, der bei Eintracht Frankfurt nicht mehr erste Wahl war. Der damalige MSV-Trainer Rudi Bommer beschrieb Thurk so: „Ich sage zu solchen Spielern immer: Straßenköter. Thurk ist frech, macht Wirbel und provoziert. So ein Spieler würde uns gut zu Gesicht stehen.“ Thurk wechselte dann auch, allerdings zum FCA.