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FC Augsburg: Stephan Schwarz: Das ist der Mann, der für den FCA die Perlen sucht

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Stephan Schwarz: Das ist der Mann, der für den FCA die Perlen sucht

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    Stephan Schwarz firmiert seit einigen Wochen als technischer Direktor beim FCA. An seiner Haupttätigkeit ändert sich nichts. Schwarz ist für das Scouting beim FCA verantwortlich.
    Stephan Schwarz firmiert seit einigen Wochen als technischer Direktor beim FCA. An seiner Haupttätigkeit ändert sich nichts. Schwarz ist für das Scouting beim FCA verantwortlich. Foto: Ulrich Wagner

    Sein Smartphone hütet Stephan Schwarz wie einen Schatz. Rund 2500 Kontakte hat der technische Direktor des FC Augsburg dort gespeichert. Kontakte, die für den Bundesligisten Gold wert sein können. Es sind Telefonnummern von Spielern, Spielerberatern, Trainern oder anderen Scouts, die vielleicht einen Spieler kennen, den der FCA verpflichten könnte. Seit vier Jahren fahndet Schwarz für den FCA nach Spielern. Zuerst als Chefscout, nach der Vertragsverlängerung vor wenigen Wochen bis 2020 firmiert er als technischer Direktor. Ein Titel, der seiner Position mehr gerecht wird.

    Neben dem Scouting ist er auch für die Kaderplanung und die Trainingsplanung mitverantwortlich. Er wird in allen wichtigen Entscheidungen eingebunden und sein Wort hat Gewicht. Schwarz bildet zusammen mit Manager Stefan Reuter die sportliche Denkfabrik des FC Augsburg.

    Rund 150.000 Kilometer legt Schwarz durchschnittlich im Jahr für den FCA auf Europas Autobahnen zurück. Er kommt auch auf genauso viele Flug-Meilen. Auf seinen Reisen beobachtet er die neuen Entwicklungen und wägt ab, ob sie der FCA in seine Philosophie aufnehmen soll. „Ich bin in der ganzen Welt unterwegs und du kannst überall etwas mitnehmen. Du darfst aber nichts kopieren. Das ist ganz schlecht. Du musst Eindrücke sammeln und dann deinen eigenen Weg als Verein finden“, sagt er.

    Stephan Schwarz fährt jährlich 150.000 Kilometer für den FCA

    Fußball - das war für Schwarz schon immer mehr als nur ein Hobby. Er war talentiert, spielte mit 23 beim Oberligisten VfL Kirchheim. Dann riss ihm 1993 das Kreuzband. Er wusste, das ist das Ende seiner Profiträume. Der gebürtige Wernauer (Lkr. Esslingen) konzentrierte sich auf sein Maschinenbau-Studium an der FH in Esslingen und machte seine Trainerscheine. Schwarz besitzt die A-Lizenz.

    Als ihm der VfB Stuttgart 1997 das Angebot machte, hauptberuflich als U15-Trainer zu arbeiten, griff er zu. Diese Anstellung war für ihn der Türöffner in den Profibereich. Doch als Trainer, war sich Schwarz schnell sicher, kommt er als Nichtprofi nicht ganz nach oben.

    Um die Jahrtausendwende wurde der damalige VfB-Cheftrainer Ralf Rangnick auf Schwarz aufmerksam, auch weil der junge Talente wie Christian Gentner, Mario Gomez oder Sami Khedira gesichtet hatte und förderte. Rangnick holte ihn in die neue Scoutingabteilung.

    Zwei Menschen beeinflussten den jungen Quereinsteiger. Da war der damalige Manager Rolf Rüßmann, der 2009 mit 58 einem Krebsleiden erlag. „Er hat gesagt: ,Herr Schwarz, scouten Sie nicht nur Spieler, scouten Sie auch Trainer, sprechen Sie mit den Trainern. Finden Sie heraus, was kann der, wie ist der persönlich.‘ So sind meine Netzwerke entstanden.“

    Am meisten lernte er aber von Rangnick, 58. „Er hat mich geprägt mit der Art und Weise, wie er über Fußball denkt, wie er Fußball seziert. Wie er nachdenkt, Details zu verbessern, das ist beeindruckend. Er lässt nie locker, er ist gierig nach Erfolg. Er will aus wenig viel machen. Das steht auch für den FCA, das müssen wir hinbringen.“

    Aus wenig viel machen, Schwarz hat bei seinen Stationen des Öfteren ein gutes Händchen. Beim VfB verpflichtete man mit seiner Hilfe Bordon oder Delpierre, später in Hoffenheim Firminho.

    Auch die Schattenseiten des Jobs lernte Stephan Schwarz kennen

    Von der TSG holte ihn auch Stefan Reuter Anfang Januar 2013 zum FCA. Es war eine der ersten Amtshandlungen von Reuter. Der Manager kannte Schwarz von seiner Zeit beim TSV 1860 München. Von 2006 bis 2009 arbeiteten die beiden dort eng zusammen. Bei den Löwen lernte Schwarz auch die Schattenseiten seines Jobs kennen. Nur drei Monate nach Reuter wurde auch er entlassen. Vom gefeierten Scout zum Buhmann geht es im Münchner Boulevard schnell. „Plötzlich war er nicht mehr da, aber das ist keinem aufgefallen,“ lautete eine der Schlagzeilen.

    Stefan Reuter, Sportdirektor des FC Augsburg.
    Stefan Reuter, Sportdirektor des FC Augsburg. Foto: Stefan Puchner, dpa

    Reuter und Schwarz - in München eine Schicksalsgemeinschaft, in Augsburg ein Erfolgsduo. „Wir denken über Fußball ähnlich, haben aber so ein offenes Verhältnis, dass wir auch extrem kontrovers über Dinge diskutieren. Da muss keiner seine Meinung zurückhalten. Nur Ja-Ja-Sagen bringt nichts.“

    Seit vier Jahren gestaltet Schwarz nun mit Reuter das Projekt Augsburg. Interviews gibt er so gut wie keine. Denn wenn er auf irgendeiner Tribüne auftaucht, will er nicht gleich erkannt werden. „Ich glaube, es tut uns gut, dass Stefan Reuter die Dinge sagt, die zu sagen sind und ich in Ruhe meine Dinge tun kann. So eine Jobzufriedenheit findet man nur selten.“ Auch wenn er öfters an seine Grenzen stößt und angestrebte Transfers nicht zustande kommen.

    Zwar hat sich der Blickwinkel der Branche auf den FCA im sechsten Jahr Bundesliga und durch die Teilnahme an der Europa League geändert, doch wenn die großen Player eingreifen, bleibt Augsburg auf der Strecke.

    „Es ist immer wieder dasselbe. Man hat eine Riesenliste mit Spielern, die man gerne hätte, aber die man nicht bekommt, weil sie so außerordentlich gut sind. Und weil sie vielleicht nicht mehr so klein denken, um sich mit dem FCA zu beschäftigen. Dann bricht man weiter runter und die nächste Kategorie wird interessant für uns.“

    FCA-Spieler Raul Bobadilla: Ein "gefallener Engel"

    Eine Kategorie ist die der gefallenen Engel. Schwarz: „Wir suchen Spieler mit einer hohen Qualität. So kann es sein, dass wir uns um Spieler bemühen, die woanders warum auch immer nicht Fuß fassen. Wir haben einige Spieler, die woanders Probleme hatten und die sich jetzt hier wohlfühlen und stabil geworden sind.“ Wie Raul Bobadilla.

    Um diese verkannten Perlen zu finden, schwört Schwarz auf ein kleines Scouting-Team. Neben ihm ist nur noch Kai-Hagen Semmler, den er aus seiner Hoffenheimer Zeit kennt, hauptamtlich für den FCA tätig.

    Dazu kommen zwei Videoanalysten und Jugendscout Gürkan Karahan. Andere Vereine haben riesige Scouting-Stäbe, Schwarz will das nicht. „In Hoffenheim arbeiteten wir mit einer großen Scouting-Abteilung. Aber zu viele Köche verderben manchmal den Brei. Dadurch sind auch einige Transfers kaputt gegangen.“

    Schwarz ist ein Workaholic. Seit einem Jahr hat er keinen Urlaub mehr gemacht. Er sieht in der Saison 100 bis 150 Livespiele. Seine Frau Claudia, 42, macht das seit 14 Jahren mit. Schwarz sagt: „Sie weiß, dass ich fußballverrückt bin. Sie hat mich so kennengelernt.“ Sie lebt am gemeinsamen Wohnsitz in Aichelberg, er hat eine Wohnung hier. Wenn der FCA ein Heimspiel hat, kommt sie nach Augsburg. Sonst sieht sie ihren Mann noch seltener.

    Manuel Baum: Trainer des FC Augsburg

    Baum wird 1979 in Landshut geboren, später studiert er Sportwissenschaften in München.

    Er spielt in seiner Jugend als Torwart beim TSV 1860 München.

    Es folgen acht Jahre beim FC Ismaning und zwei Jahre beim FC Unterföhring.

    Danach beginnt Baum seine Trainerlaufbahn bei der SpVgg Unterhaching. Von dort wechselt er nach Augsburg.

    Er eignet sich großes Fachwissen vor allem in den Bereichen Taktik, Training und Jugendarbeit an.

    Ab Juli 2014 ist Baum Cheftrainer und Verantwortlicher für alle Altersklassen im Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) des FCA.

    Baum verpflichtet Ex-Nationalspieler Christian Wörns, als das U23-Team im Dezember 2015 hochgradig abstiegsgefährdet ist.

    Mit Wörns als Trainer gelingt der Mannschaft in letzter Minute der Klassenerhalt.

    Mittlerweile ist Christian Wörns als Trainer des FCA II zurückgetreten.

    Unter Trainer Baum spielt der FCA eine starke Bundesliga-Saison 2017 / 2018.

    Schwarz versucht, so oft wie möglich auf der eigenen Bank zu sitzen. Warum, fragen Kritiker, ein Scout muss doch unterwegs sein? Schwarz hat eine andere Sicht der Dinge. „Wir haben für uns entschieden, dass es extrem wichtig ist, seine Mannschaft gut zu kennen. Wenn du auf der Tribüne weit weg sitzt, beurteilst du Dinge anders.“ Zudem beobachtet er potenzielle Neuzugänge aus der Bundesliga am liebsten gegen die eigene Mannschaft.

    Unter Trainer Dirk Schuster war sein Platz auf der Bank meist leer, Schuster schickte Schwarz oft zu Spielbeobachtungen. Schusters Nachfolger Manuel Baum legt wieder mehr Wert auf seine Anwesenheit. Für Schwarz ist Baum der richtige Mann, um den FCA-Stil (schnelles Umschalten aus einer kompakten Defensive) bei den Profis wieder einzuführen. „Manuel Baum wusste, wie wir über Fußball denken, wir kannten seine Arbeitsweise und er hat die FCA-Philosophie im Nachwuchs implementiert.“ Es sei eine Herausforderung, „aber mit einem erfahrenen Mann wie Stefan Reuter an seiner Seite kann es klappen. Wir wollten wieder auf den Weg zurückkommen, der uns stark gemacht hatte.“

    Stephan Schwarz holte Leitner zurück

    Ob das mit Dirk Schuster nicht möglich gewesen wäre? Schwarz sagt, er wisse es nicht. „Es hat am Ende des Tages nicht so funktioniert. Im Vorfeld war der Weg, den wir gehen wollten, besprochen, es hat sich aber nicht so dargestellt.“

    Die sportliche Ära Schuster ist Geschichte, der Blick beim FCA geht nach vorne. In der Winterpause holte der FCA Moritz Leitner auf den letzten Drücker von Lazio Rom. In Dortmund, Stuttgart und zuletzt in der italienischen Hauptstadt gescheitert, will man das Leistungspotenzial des 24-Jährigen in Augsburg ausreizen. Schwarz: „Wir glauben, dass es für ihn in der Art, wie wir Fußball spielen, eine Möglichkeit gibt, reif und gestanden zu werden. Dann kann er das abrufen, was wir in ihm sehen.“

    Ein neuer Stürmer, den viele FCA-Fans aufgrund der Verletzten-Misere gerne gesehen hätten, stand nicht auf der Liste von Schwarz. „Wir werden nie einen Stürmer verpflichten können, der uns 20 Tore garantiert. Außerdem haben wir hohes Vertrauen in unsere Spieler. Alfred Finnbogason und Caiuby kommen irgendwann zurück und wir haben Raul Bobadilla, der auf einem guten Weg ist.“

    Raul Bobadilla ist schon seit Jahren ein wichtiger Spieler für den FCA.
    Raul Bobadilla ist schon seit Jahren ein wichtiger Spieler für den FCA. Foto: Stefan Puchner, dpa

    Leitner war mit einer geschätzten Ablösesumme von 1,5 Millionen Euro kein Risiko, andere Last-Minute-Transfers belasteten das FCA-Konto deutlich mehr. Philipp Max (knapp vier Millionen), Martin Hinteregger (geschätzte sieben Millionen) oder Jonathan Schmid (geschätzte fünf Millionen) – es gibt Leute, die kritisieren, der FCA habe sich zu lange Zeit gelassen, deshalb seien die Transfers so teuer geworden. Schwarz verteidigt sich: „Das stimmt nicht. Da spielen viele Faktoren mit. Es gibt andere Interessenten, es gibt einen Verein, der den Spieler nicht früher abgeben will. Es ging nicht früher, sonst hätten wir es früher gemacht.“

    Schwarz muss sich wie jeder seiner Berufskollegen an seinen Transfers messen lassen. Zu den Top-Verpflichtungen, seit Schwarz beim FCA tätig ist, zählen Abdul Rahman Baba (jetzt FC Chelsea, ausgeliehen an Schalke 04), Andre Hahn (Gladbach), Jeong-Ho Hong (JS Suning), Halil Altintop, Alfred Finnbogason und Raul Bobadilla.

    Unter der Kategorie Flops einzuordnen sind Spieler wie Daniel Opare, Nikola Djurdijc, Mathias Fetsch oder Raphael Holzhauser. Auch das derzeit ausgeliehene Stürmer-Trio Tim Matavz, Shawn Parker (beide Nürnberg) und Albian Ajeti (FC St. Gallen) zählt für einen Teil der FCA-Fans zu den Fehleinkäufen.

    Schwarz sieht das jedoch anders. Alle drei werden am Ende dieser Saison wieder zum FCA zurückkehren, wie wohl auch Erik Thommy (Jahn Regensburg). Beim FCA glaubt man noch an deren Durchbruch. Grundsätzlich sagt Schwarz aber: „Ein Restrisiko bleibt immer. Am Ende des Tages müssen immer die guten Entscheidungen gegenüber den schlechteren überwiegen.“

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