In der vergangenen Woche rief ein ehemaliger großer Sponsor des FC Augsburg in der Redaktion an und machte seiner Enttäuschung Luft: „Ich habe mir eine Dauerkarte gekauft, weil ich in dieser Saison einen dreifachen Salto sehen wollte, und nun sehe ich höchstens einen dreifachen Purzelbaum.“
Das ist natürlich übertrieben. Beim FCA hatten sie immer gesagt, dass es für den Verein in dieser Spielzeit nur um den Klassenerhalt gehen kann. Dennoch, ein Teil der FCA-Fans hatte wohl die Hoffnung, dass es besser läuft. Und viele Anhänger hofften, dass die Verantwortlichen des Aufsteigers nach dem Zwei-Punkte-Start noch einmal auf dem Transfermarkt zuschlagen, um die Qualität im Kader zu verbessern. Letztlich blieb es bei der Verpflichtung von Dawda Bah, einem 27-jährigen Nationalspieler aus Gambia, der zuletzt für den finnischen Erstligisten HJK Helsinki spielte.
Ob das zum Klassenerhalt reichen wird? Skepsis ist angebracht. Zumal es einige „Baustellen“ gibt.
Der Fall Thurk Der Verein hat sich gegen den Torjäger entschieden. Die Personalie schwebt seither wie ein Geist über der Paul-Renz-Anlage. Bei jeder vergebenen Torchance beschäftigt die Fans das Thema Thurk. Der Spieler selbst hat sich entschieden – das ist sein gutes Recht –, in Augsburg zu bleiben. Fazit: Dieses Problem wird der FCA noch lange mit sich herumschleppen. Mindestens bis zur Winterpause. Vielleicht entscheidet sich Thurk dann doch noch, den Verein zu wechseln.
Der Kader Trainer Jos Luhukay gibt sich zwar nach außen höflich, dennoch wird er am vergangenen Mittwoch nach Schließung des Transferfensters ziemlich geschluckt haben. Der Coach hat in der Vorbereitung nie einen Hehl daraus gemacht, dass der Verein noch Verstärkungen benötige. Noch im Trainingslager in Bad Gögging sagte der Niederländer: „Wir werden sicher noch Spieler verpflichten. Da kann man sich auf unseren Manager Andreas Rettig verlassen.“ Doch seit Bad Gögging hat sich am Kader bis auf Dawda Bah nichts mehr geändert.
Die Finanzen Es klingt schon etwas verwunderlich, doch Fakt ist: Mit dem Aufstieg mussten sich die FCA-Verantwortlichen einen rigorosen Sparkurs verordnen, da die Investorengruppe vor einem Jahr den Geldhahn zudrehte. Folge: Vom Etat, im Vergleich zu anderen Bundesligisten ohnehin schon klein, muss noch ein Minus von drei Millionen Euro aus dem Vorjahr abfinanziert werden. War die Schatulle von Manager Andreas Rettig in der zweitenLiga vergleichsweise gut gefüllt, muss der Manager jetzt beweisen, dass er auch mit einem schmalen Budget gute Arbeit leisten kann.
Der Verein Wer bei der Jahreshauptversammlung exakte Zahlen erfahren wollte, wie das Geld in der vergangenen Saison in der Jugendarbeit ausgegeben wurde, wurde enttäuscht. Rechenschaft über die Finanzen des eingetragenen Vereins wurde keine abgelegt; offen blieb, ob die Kasse von Revisoren geprüft wurde. Und wie die doch immerhin 900000 Euro Etat in dieser Saison verwendet werden, um den Nachwuchs bundesligatauglich zu machen, teilte man der Versammlung nur sehr vage mit. Den meisten Mitgliedern machte das nichts aus. Sie entlasteten den Vorstand auch so.
Das Spielsystem An den Stammtischen und in den Internetforen beklagen viele Fans die defensive Spielweise von Trainer Jos Luhukay. Der Coach favorisiert das System mit einem Stürmer. Ein Indiz, dass der FCA zu ängstlich spielt, könnte dabei sein, dass in den beiden Heimspielen gegen Freiburg und Hoffenheim die Mannschaft erst richtig nach einem Rückstand auf Touren kam. Dann wurde Augsburg mutiger. In Nando Rafael hat der FCA jetzt wieder seinen gefährlichsten Stürmer an Bord. Mit 14 Treffern war Rafael noch vor Thurk (9) in der vergangenen Saison der beste Schütze. Jetzt stellt sich am Freitag gegen Bayer Leverkusen die Frage: Sascha Mölders oder Nando Rafael? Muss man aber an einem Spielsystem unbedingt festhalten? Warum es nicht mit beiden Stürmern riskieren?
Nach vier Spieltagen sagt die Tabelle noch wenig aus, und immerhin gibt es mit dem 1. FC Kaiserslautern und dem Hamburger SV noch zwei Klubs, die schlechter als der FCA postiert sind. Mit dem bisherigen Relegationsplatz könnte man sich am Ende der Saison vielleicht sogar anfreunden.
Die Hoffnungsträger Dawda Bah ist einer von ihnen. Der Neuzugang zeigte im Test gegen Ingolstadt gute Ansätze und könnte durchaus die erwünschte Verstärkung sein. Die andere Hoffnung heißt Nando Rafael. Ihn hatte man in den ersten Begegnungen schmerzlich vermisst. Beim 3:0-Sieg über den FC Ingolstadt meldete er sich mit zwei Treffern eindrucksvoll zurück.
Die Fans Die Anhänger verhalten sich trotz des etwas enttäuschenden Saisonstarts immer noch sehr wohlwollend gegenüber der Mannschaft. Die beiden bisherigen Heimspiele gegen Freiburg und Hoffenheim waren jeweils fast ausverkauft und auch gegen Bayer Leverkusen dürfte das Stadion am Freitag voll werden. Nach der Niederlage gegen Hoffenheim wurden die Spieler sogar von den Fans gefeiert.