Für Markus Feulner war vier Tage vor Heiligabend schon Bescherung. Endlich schien sich für den Mittelfeldspieler des FC Augsburg alles wieder zum Guten zu wenden, als ihn der damalige Interimstrainer Manuel Baum in der 73. Minute im Signal-Iduna-Park in Dortmund für Jan Moravek einwechselte. Am Ende hatte der FCA mit dem 1:1 einen unerwarteten Punkt bei der Borussia geholt.
Zwei Jahre (von 2009 bis 2011) hatte Feulner in Dortmund gespielt, wurde dort deutscher Meister. Jetzt deutete alles daraufhin, dass es dort für ihn einen Neustart beim FCA geben würde. Denn unter Baum-Vorgänger Dirk Schuster war Feulner außen vor. Keine Sekunde Einsatzzeit in der Bundesliga, deutlicher lässt sich seine Lage nicht dokumentieren. Unter Baum schien nun alles anders zu werden. Vielleicht sogar wieder so wie unter Markus Weinzierl. In der vergangenen Saison hatte Weinzierl Feulner noch für „unverzichtbar“ erklärt, bestritt Feulner 26 Spiele. Er war der Allrounder, bundesligaerfahren und auf fast allen Positionen ohne großes Bauchgrimmen einsetzbar.
Fünf Monate später sitzt Feulner entspannt nach dem Vormittagstraining beim Interview. Weinzierl und Schuster sind längst Geschichte. Der FCA erwartet am Samstag (15.30 Uhr) in der ausverkauften WWK-Arena Borussia Dortmund zum letzten Heimspiel in dieser Saison. Nur zwei Punkte hat der FCA Vorsprung auf den Relegationsplatz.
Markus Feulner wohl nur auf der Tribüne
Markus Feulner wird gegen seinen alten Verein aber wohl nur auf der Tribüne sitzen. Denn seine Hoffnungen, die in Dortmund aufkeimten, zerplatzten wie eine Seifenblase. Zu seinen 17 Einsatzminuten ist keine einzige mehr hinzugekommen. Auch Manuel Baum hat für ihn keine Verwendung mehr.
Feulner und der FCA werden wohl nach drei Jahren in wenigen Tagen getrennte Wege gehen. Sein Kontrakt läuft am 30. Juni aus, gesprochen hat Geschäftsführer Sport Stefan Reuter bisher nicht mit ihm. Das sei auch nicht nötig, sagt der Routinier: „Ich habe schon so viel im Fußball erlebt, ich bin 35, kann mich einschätzen. Mein Vertrag läuft aus. Ich weiß, dass der Verein umstrukturiert und die Mannschaft verjüngen will, dem möchte ich nicht im Wege stehen.“
In wenigen Worten fasst Feulner damit wohl auch den Gedankengang des FCA zusammen. Er kennt diese Situation. Bayern, Köln, Mainz, Dortmund, Nürnberg lauten seine Stationen. Feulner war nirgends ein Star, aber immer ein verlässlicher Arbeiter. Einer, der wichtig für das Gefüge ist, aber auch einer, auf dem man am ehesten verzichten kann. So läuft es jetzt auch beim FCA.
Feulner sieht das realistisch, ohne Sentimentalitäten. Das für ihn so enttäuschende letzte Jahr bilanziert er so: „Es waren und sind andere Trainer mit anderen Strategien tätig. Sie haben sich für andere Spieler entschieden. Das ist im Profifußball so. Manchmal steht man im Fokus, manchmal nicht. Da war auch keine Aussprache nötig.“
Seine Immobilie im Augsburger Stadtteil Spickel hat er noch nicht gekündigt. Er kann sich damit auch Zeit lassen. Augsburg ist für ihn und seine Frau Nadine, 34, und seine Kinder Nala, 6, und Mila, 4, zur Heimat geworden.
Zudem verschieben sich die Transferaktivitäten immer weiter nach hinten. Feulner wird sich gedulden müssen. Er wird nicht zu den Top-Transfers gehören.
Feulner fühlt sich fit
Aber an ein Karriereende denkt er auch nach 341 Bundesligaspielen und zwei Meisterschaften mit Bayern und Dortmund nicht. „Es gibt immer wieder Spieler, die überraschen und länger spielen. Bestes Beispiel ist Zé Roberto, der mit 41 immer noch in der ersten Liga in Brasilien spielt. Ich fühle mich körperlich stärker als vor zehn Jahren. Man ist im Umgang mit seinem Körper einfach ein Stück weiser geworden.“
Trainer Baum wäre wohl froh, wenn alle seine Profis so austrainiert wie Feulner wären. Der fühlt sich auf jeden Fall so fit, „dass ich jederzeit und auch noch lange in der Bundesliga spielen kann. Ich denke, ich kann dem einen oder anderen Bundesligisten schon noch weiterhelfen.“ Der Markt wird schon sondiert. „Man spricht mit seinem Berater, das ist doch klar. Aber Einzelheiten möchte ich nicht nennen“, sagt er und schmunzelt. Vor Wochen ploppte schon einmal das Gerücht auf, dass Feulner wieder zum Club zurückkehren könnte. Dazu sagt der gebürtige Franke nur: „Über Spekulationen rede ich nicht.“
Er will sich auch nicht vom Abstiegskampf mit dem FCA ablenken lassen. Das ist ihm wichtig. Feulner ist keiner, der alles widerspruchslos hinnimmt. Er ist aber einer, der bis zum letzten Arbeitstag loyal ist. „Wir sind alle in der gleichen Situation. Wir wollen gemeinsam den Klassenerhalt erreichen. Da ist es einfach wichtig, dass man an einem Strang zieht, und es gehören auch nicht nur elf Spieler dazu, sondern der ganze Kader.“
Charaktere wie Feulner haben den FCA die letzten Jahre geprägt. Auch deshalb hat der FCA bisher alle Klippen imm wieder umschifft. Spielt darum im sechsten Jahr in Folge in der Bundesliga. Feulner ist überzeugt, dass es auch diesmal gelingt, die Klasse direkt zu halten. Auch ohne ihn. Er sagt bestimmt: „Die Nicht-Abstiegsfeier möchte und werde ich auf jeden Fall noch mitnehmen.“
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