Diesmal war André vorbereitet und wurde vom Anruf von Hansi Flick nicht überrascht. Als der Co-Trainer der deutschen Nationalmannschaft den Fußball-Profi des FC Augsburg Anfang März zum Länderspiel gegen Chile einlud, glaubte ihm Hahn zuerst nicht. Er kannte die Nummer auf seinem Display nicht: „Ich habe ihm erst mal gesagt, dass ich denke, dass ich verarscht werde“, erzählte Hahn damals.
Diesmal wusste Hahn, wer dran war.„Ich bin beim ersten Mal wieder nicht hingegangen, weil ich nicht da war. Ich habe ihn aber gleich zurückgerufen. Ich hatte seine Nummer gespeichert.“ Wieder war Hahn überwältigt. „Als ich den Anruf bekomme habe, war ich noch sprachloser als beim ersten Mal.“ Er wurde zum gestrigen Spiel gegen Polen eingeladen und steht im vorläufigen WM-Kader.
Wer in seiner Fußballer-Karriere schon von Fertigpizza gelebt und sich zu fünft in einen Kleinwagen gepresst hat, um auf dem Weg zum Training Benzingeld zu sparen, der bleibt auch im Moment des Erfolgs bescheiden. „Es ist ein sehr schönes Gefühl. Wenn man meinen Werdegang sieht, ist es nicht selbstverständlich, dass ich zum 30er-Kader gehöre. Es ist unfassbar.“
Fast unfassbar ist auch seine Entwicklung. In eineinhalb Jahren formte ihn Trainer Weinzierl vom Drittliga- zum Nationalspieler. Zwölf Tore und viele spektakuläre Auftritte haben ihm das Tor zur Nationalmannschaft und vielleicht zur WM in Brasilien geöffnet.
Hahn wie beim FC Augsburg
Einen weiteren Schritt in Richtung Weltmeisterschaft hat der 23-Jährige möglicherweise gestern gemacht. Beim 0:0 gegen Polen kam er zu seinem ersten Länderspieleinsatz. Hahn wurde in der Halbzeit für den Schalker Leon Goretzka eingewechselt und sollte wie beim FC Augsburg über die rechte Seite die Offensive ankurbeln. Wenig später durfte auf der Gegenseite auch sein Mannschaftskollege Arkadiusz Milik auf das Feld. Nach dem Spiel tauschten die beiden ihre Trikots.
Hahn machte kurz vor Ende der Partie auf sich aufmerksam, als er nach einer Ecke beinahe das 1:0 für Deutschland erzielt hätte. Ob diese Bewerbung aber so aussagekräftig war, dass er weiter von der WM träumen kann, entscheidet sich heute. Dann streicht Bundestrainer Joachim Löw seinen 30er-Kader auf 25 oder 26 Spieler zusammen, die in einer Woche zum Trainingslager nach Südtirol reisen.
Nach der WM wird Hahn auf jeden Fall nicht mehr das Trikot des FC Augsburg tragen. Er wechselt für eine Ablöse von rund drei Millionen Euro zu Borussia Mönchengladbach. Wo der Aufstieg enden wird, ist noch nicht abzusehen. Vielleicht in Brasilien. Urlaub hat er noch keinen gebucht. Falls er nicht berücksichtigt wird, hätte er mehr Zeit, seinen Umzug zu organisieren. Ein Haus haben er und seine Freundin noch nicht gefunden. Doch heute kehrt er nochmals nach Augsburg zurück. Er will sich persönlich von seinen Mitspielern verabschieden.