Es war der 28. Januar, als Raphael Framberger Geschichte beim FC Augsburg schrieb. Da Kapitän Paul Verhaegh grippekrank ausgefallen war, feierte der 21-jährige Rechtsverteidiger beim 2:1-Sieg beim VfL Wolfsburg Bundesliga-Premiere. Doch nicht nur das: Erstmals seit dem Bundesliga-Aufstieg stand ein gebürtiger Augsburger in einem Punktspiel in der Startelf und noch dazu einer, der seit der E-Jugend im Verein gespielt hat.
Vier Wochen später wird er beim 2:1-Sieg in Darmstadt eingewechselt, am 3. März gegen RB Leipzig (2:2) steht er sogar wieder in der Startelf. Verhaegh hatte wegen Rückenproblemen erneut passen müssen. Es schien, als könnte sich Framberger zu einem echten Konkurrenten für den 33-jährigen Niederländer entwickeln. Doch in der 52. Minute verdreht sich Framberger in der WWK-Arena bei einem Zweikampf das rechte Knie und verletzt sich am Innenmeniskus. Es folgt eine Operation und über zwei Monate Pause.
Es ist nicht seine erste schwere Verletzung. 2013 muss er am Syndesmoseband operiert werden, 2015 am rechten Außenmeniskus. Im Januar 2016 reißt ihm im Training das Kreuzband. Er muss sechs Monate pausieren. Eine beängstigende Auflistung für einen 21-Jährigen, doch Framberger hat sich jedes Mal zurückgekämpft. Das imponiert dem FCA. Kurz nach der Operation im März 2017 verlängert der Bundesligist den Vertrag mit Framberger bis 2021. Es scheint als würde Framberger das Vertrauen bei der Heilung helfen. Kurz vor Saisonende trainiert er schon wieder mit.
Jetzt, im Trainingslager in Mals will er die Uhr wieder ganz auf Null stellen. Ob das gelingt? Framberger stellt sich diese Frage nicht. Er blickt nach vorne. Er blickt lieber nach vorne. „Im ersten Moment sind schon die Gedanken gekommen, wieso muss es jetzt schon wieder sein. Aber letztendlich kann ich es nicht ändern. Darum schaue ich nach vorne. Ich versuche, so schnell wie möglich wieder auf das Level zu kommen, das ich vor der Verletzung hatte“, sagt er in seiner, ruhigen, stoischen Art, die in solchen Phasen Gold wert ist.
Sein Zimmer teilt sich Framberger mit Marvin Friedrich - das passt gut
Der ehemalige Jugend-Nationalspieler zählt nicht zu den extrovertierten Jungprofis, die sich auch neben dem Platz zu inszenieren wissen, er trägt kein Tattoo, auch bei seiner Frisur rennt er nicht jedem Trend hinterher. In Mals teilt er sich das Doppelzimmer mit Marvin Friedrich, 20. Das passt, sagt Framberger: „Wir kommen gut zurecht, weil wir beide keine Großschwätzer sind.“
Framberger lässt lieber Taten auf dem Platz sprechen. Dort ist von seinem zurückhaltenden Wesen nichts zu spüren. Dort spielt er aggressiv, geht keinem Zweikampf aus dem Weg und sucht auch den Weg nach vorne.
Nach den ersten Trainingseinheiten meldete sich das Knie von Framberger
Doch nach den ersten intensiven Trainingseinheiten in Südtirol meldet sich sein Knie. „Ich merke es schon noch bei schnellen Bewegungen oder Richtungswechseln. Das ist aber ganz normal, das ich noch ein bisschen brauche, bis ich wieder reinkomme.“ Framberger macht darüber kein großes Aufheben. Trotzdem ist bei den Übungen von Zurückhaltung nichts zu sehen. Wenn Framberger auf dem Platz steht, ist sein Charakter wie ausgewechselt.
Ähnlich zurückhaltend äußert sich Framberger über einen möglichen Zweikampf mit Verhaegh in dieser Saison um die Position des Rechtsverteidigers. Wo andere ihre Ansprüche durchaus kämpferisch anmelden, sagt Framberger nur: „Ich habe mich riesig gefreut, dass ich spielen durfte. Ich werde mich im Training anbieten, wenn ich wieder fit bin und dann wird man sehen, was dabei herauskommt. Aber hier irgendeinen eine Ansage rauszuhauen, dafür bin ich nicht der Typ.“
Dem FCA ist es auch lieber, wenn er auf dem Platz den Druck auf die Gesetzten erhöht als in den Medien. Trainer Manuel Baum setzt auf jeden Fall auf Framberger. Er kennt ihn aus seiner Zeit als Jugend-Cheftrainer. Baum reicht auch ein 90-Prozent-Framberger, der 100 Prozent gibt, um ihn bei den Spiel- und Taktikformen immer zu den ersten 20 Feldspielern einzuteilen. Nicht Daniel Opare oder Georg Teigl bilden mit Verhaegh das Rechtsverteidigerpaar, sondern Framberger. Der sagt dazu nur: „Das habe ich gar nicht so wahrgenommen.“
Unser Redakteur Robert Götz berichtet aus dem Trainingslager in Mals. Hier finden Sie seine Artikel:
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