Ragnar Klavan ist ein geradliniger Typ. Was er sich vornimmt, zieht er durch. Als der Neuzugang des FC Augsburg sich im Sommer mit der Mannschaft vorbereitete, konnte er im Interview die Fragen nur auf Englisch beantworten. Damals sagte er: „Ich will die deutsche Sprache so schnell wie möglich lernen.“
Es wäre zwar übertrieben zu sagen, Klavan spricht perfekt deutsch, aber er beherrscht die Sprache zumindest gut. „Ich will in dem Land, wo ich spiele, immer auch dessen Sprache sprechen. Das ist mein Respekt und in Deutschland spricht man nun mal Deutsch“, sagt Klavan im Trainingslager in der Türkei.
Baby hält Klavan auf Trab
Der 83-fache Nationalspieler aus Estland ist der Neuzugang der Saison. Keiner hat sich so schnell akklimatisiert und keiner der anderen Neuen hat eine so gute Runde gespielt wie Klavan.
„Die Bundesliga ist schwierig und man hat nicht so viel Zeit, auf ein bestimmtes Niveau zu kommen. Vielleicht haben wir Esten auch ein besonderes Naturell, aber ich fühle mich schnell heimisch.“ Mit seiner Frau Lissy und dem Baby, das vor fünf Monaten in Augsburg geboren ist, wohnt er im Augsburger Bismarckviertel. Die Vaterrolle scheint ihm sichtlich Spaß zu machen. Der kleine Romer hält die Familie auf Trab: „Untertags helfe ich meiner Frau so gut, wie es geht. Nachts kümmert sie sich um das Baby, dann kann ich ausgeschlafen zum Training kommen.“
Und ausgeschlafen hat sich Klavan bisher auch präsentiert. 14 Einsätze hatte er bisher für den FCA. Sein Debüt feierte er am 14. September beim 0:0 gegen Wolfsburg. Seither ist Klavan eine feste Größe im Team von Trainer Markus Weinzierl. Eigentlich kein Wunder. Fast mit allen seinen Klubs konnte Klavan bisher große Erfolge feiern.
Dreimal gewann er schon den Meistertitel. Dabei war die Meisterschaft im Jahr 2009 in den Niederlanden mit dem AZ Alkmaar unter Trainer Louis van Gaal die wohl größte Sensation. Aber auch in Norwegen mit Valenga IF oder in seiner Heimat mit Tulevik Viljandi wurde Klavan jeweils Landesmeister.
Zuletzt bekam der 28-Jährige noch eine besondere Auszeichnung aus der Heimat. Im vergangenen November wurde er zum Fußballer des Jahres in Estland gewählt. „Das freut mich schon und das macht mich auch ein bisschen stolz. Ich bin ja der erste Este, der in der Bundesliga spielt“, lächelt er.
Klavan hält Platz 15 für möglich
Zumal Estland eher Fußball-Diaspora ist. „Basketball ist dort viel populärer. Die Leute gehen dort viel lieber in die Halle“, erzählt der Abwehrspieler. „In der estnischen ersten Liga spielen zehn Vereine und es kommen vielleicht 300 oder 400 Zuschauer.“
Nach seinen erfolgreichen Jahren in Estland, Norwegen oder Holland, will er jetzt auch Erfolge mit dem FCA. Dazu würde in diesem Jahr der Klassenerhalt schon reichen: „Ich bin optimistisch, dass wir es noch schaffen. Natürlich läuft es bisher nicht optimal, aber wir spielen ja gut. Jetzt müssen unbedingt Punkte her.“
Vielleicht kann man sich in dieser Hinsicht auch auf Klavan verlassen. Im Sommertraining formulierte er noch so sein Saisonziel: „Der 15. Platz sollte es mindestens sein.“ Die meisten Fans wären in der jetzigen Situation wohl schon mit Platz 16 zufrieden.