11 Freunde: Haller war nicht der erste deutsche Fußballer, der Glück und Geld in Italien suchte. Die Pioniere hießen Ludwig Janda, Horst Buhtz und Horst Szymaniak. Aber keiner von ihnen war so berühmt und beliebt, wie es der Blonde aus Augsburg werden sollte. Weil er so begnadet den Ball streicheln konnte, nannten ihn die italienischen Männer schnell "il Ragazzo d´Oro", den Goldjungen. Und weil er so knuffig aussah, so sympathisch daherkam und so gar nicht ins öffentliche Bild des uniformierten deutschen Strammstehers passte, hatten auch die Frauen Italiens bald einen Kosenamen für ihn: "il Biondino", das Blondchen. Spätestens, als Haller Bologna zur Meisterschaft 1964 führte und ein Jahr später von Papst Paul VI ("Wir freuen uns, doch vom Fußball verstehen wir nichts. Wir wissen nur, dass es beim Fußball einen Torwart gibt!") empfangen wurde, war Haller nicht mehr nur Goldjunge und Blondchen, da war Helmut Haller ein deutscher Fußball-Popstar.
Spiegel: 1964 wurde er mit Bologna Meister und als Fußballer des Jahres ausgezeichnet, der Papst empfing ihn daraufhin zu einer Privataudienz - in Italien das Höchste für einen Fußballer. Haller spielte im offensiven Mittelfeld und Sturm, er war ein exzellenter Techniker, zudem torgefährlich. "Helmut war einer der wenigen Spieler, die ich in meiner Karriere nie richtig in den Griff bekommen habe", sagte Giovanni Trapattoni einmal, der damals beim AC Mailand spielte und zu den besten Verteidigern seiner Zeit zählte. In Italien scherzten sie, Haller sei eigentlich ein italienischer Fußballer, nur am falschen Fleckchen Erde geboren.
Haller war in Deutschland und in Italien ein Idol
Helmut Haller: Die Fußball-Legende aus Augsburg
Der Augsburger Helmut Haller war in den 60er und 70er Jahren ein Aushängeschild des deutschen Fußballs. Bis heute wird er als Fußball-Idol verehrt.
Geboren wurde Helmut Haller am 21. Juli 1939 in Augsburg.
Von 1948 bis 1962 spielte er beim Ballspiel-Club Augsburg (BC Augsburg, BCA).
Von 1957 bis 1959 und in der Saison 1961/1962 spielt er in der Oberliga Süd.
Für gerade einmal 300.000 Mark wechselte das Nachwuchstalent 1962 nach Italien und bestritt dort für den FC Bologna Punktspiele in der Serie A.
Haller war einer der ersten deutschen Fußballer, die in der italienischen Serie A zum Weltstar reiften. Mit Juventus Turin und dem AC Bologna wurde er insgesamt dreimal Meister.
1964 wurde Helmut Haller zum italienischen «Fußballer des Jahres» gewählt.
1958 wurde er erstmals in der deutschen Elf eingesetzt, im A-Länderspiel gegen Dänemark. Deutscher Trainer war damals Sepp Herberger.
Der offensive Mittelfeldspieler trug insgesamt 33 Mal das deutsche Trikot.
Haller nahm 1962, 1966 und 1970 an der Fußball-Weltmeisterschaft teil.
Seinen größten WM-Erfolg feierte der Augsburger mit dem zweiten Platz bei der WM in England. Damals siegte England durch das berühmte "Wembley-Tor" gegen Deutschland. Haller schoß damals das deutsche Führungstor zum 1:0.
Bei der WM 1970 kam Helmut Haller mit der Auswahl auf den dritten Platz.
Mit seiner Heimkehr nach Augsburg und damit zum - damals aus BCA und Schwaben Augsburg entstandenen - FCA löste Helmut Haller 1973 eine regelrechte Fußball-Euphorie aus.
1979 beendete Haller seine Karriere als Fußballspieler.
Zuletzt hatte sich Helmut Haller auch aus gesundheitlichen Gründen aus der Öffentlichkeit zurückgezogen.
2006 erlitt er einen Herzinfarkt, von dem er sich nie wieder richtig erholte.
Im Oktober 2012 starb Helmut Haller im Kreis seiner Familie.
Tagespiegel: Er war einer der populärsten deutschen Fußballer der Sechziger- und Siebzigerjahre, obwohl er nie ein Bundesligaspiel und nur 33 Länderspiele bestritt. Der Schwabe aus Augsburg feierte als erster Deutscher große Erfolge in der Serie A, in Italien und in der Heimat war der Techniker ein Idol. Als eines von sieben Kindern eines Bahnbediensteten in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen, bekam Haller wegen seiner schmächtigen Statur den Spitznamen „Hemad“, Hemd. Mit 17 debütierte er für den BC Augsburg, und obwohl sein Klub zeitweise nur zweitklassig spielte, war er Stammspieler in der Nationalmannschaft unter Sepp Herberger.
Süddeutsche Zeitung: Als "Il Biondo" eroberte er die Herzen der Italiener, Franz Beckenbauer verehrte ihn und in Wembley ließ er Deutschland kurzzeitig vom WM-Titel-träumen: Helmut Haller war auf dem Fußballplatz eine Ausnahme - sogar der Papst wollte ihn einst treffen. Jetzt ist der Augsburger im Alter von 73 Jahren gestorben. (AZ)