Auf den ersten Blick ist die Ankündigung auf der Homepage der Ultraszene Mainz recht unverfänglich. "Hallo, Freunde der Sonne", heißt es da in einem Eintrag vom Dienstag. "Am Samstag, den 18.10., spielt unsere Elf gegen Augsburg. Da das Wetter an diesem Wochenende wohl recht gut sein wird, möchten wir mit euch die letzten Sonnenstrahlen einfangen! Deshalb wird der Treffpunkt an diesem Spieltag nicht wie gewohnt am Bruchweg stattfinden, sondern um 10:30 am Schillerplatz! Kommt zahlreich!!"
Die Meldung wird erst etwas brisanter, wenn man den Hintergrund kennt. Denn an besagtem Schillerplatz findet am Samstagmittag die Abschlusskundgebung nach einer Demonstration von FCA-Fans in der Mainzer Innenstadt statt. Anlass der Aktion gegen Polizeigewalt (Motto: „Grundrechte auch für Fußballfans“) ist, wie berichtet, ein Vorfall beim letzten Auswärtsspiel im März dieses Jahres. Die Organisatoren gehen davon aus, dass sich rund 300 FCA-Anhänger an der Demonstration beteiligen.
Mainzer Ultras wollen Präsenz zeigen

Bei so viel gegnerischem Anhang in der Stadt wollen nun offenbar die Mainzer Ultras Präsenz zeigen. Die Lage ist durchaus angespannt. Denn: Beide Fanlager sind seit einem Vorfall im Jahr 2007 nicht sonderlich gut aufeinander zu sprechen. Mainzer Hooligans raubten damals nach einem Spiel in Mainz eine FCA-Fahne und zeigten dann später stolz auch Teile davon in Augsburg - in der Ultraszene quasi eine Kriegserklärung.
Dass die Augsburger wiederum nun ausgerechnet in Mainz demonstrieren wollen, kam bei den FSV-Ultras erwartungsgemäß nicht sonderlich gut an, wie Thomas Beckmann vom Fanprojekt Mainz sagt. "Aber auch viele andere FSV-Fans sind irritiert. Dass man in einer fremden Stadt demonstriert, ist schon ungewöhnlich." Auf Mainzer Seite hätte man sich daher gewünscht, dass der FCA-Anhang im Vorfeld wenigstens Kontakt aufnimmt und über die Aktion informiert. "Eventuell hätte man auch gemeinsam etwas machen können. Das Thema der Demo ist ja vielen Fans ein Anliegen."
In Augsburg kann man das nachvollziehen, wie der Fanbeauftragte des FCA, Alexander Edin, einräumt. Angesichts der Spannung zwischen beiden Fanlagern sei es aber nicht denkbar gewesen, eine gemeinsame Aktion zu organisieren - vor allem weil die Demo auch vereinsunabhängig von den Fans selbst auf die Beine gestellt wurde.
Sorgen, dass die Lage eskalieren könnte, haben jedoch weder Edin noch Beckmann. "Aber wir werden wachsam sein, es kann schnell eine Wendung nehmen", so der Mainzer. Fanbeauftragte und Vertreter der Fanprojekte beider Seiten stünden im Kontakt und werden auch am Samstag vor Ort sein.
Polizei behält die Vorgänge im Auge
Bei der Polizei ist man alarmiert. Man werde die Vorgänge in den nächsten Tagen im Auge behalten und am Samstag mit der "entsprechenden Einsatzstärke vor Ort sein", so ein Sprecher des Präsidiums Mainz. Wie viel Kräfte genau im Einsatz sein werden, dazu macht die Polizei aus "taktischen Gründen" keine Angaben. Bei der zunächst angekündigten kleinen Begleittruppe für die FCA-Demonstranten dürfte es aber wohl kaum bleiben. Im Ernstfall müssten die Beamten diese vor Provokationen und Übergriffen schützen - denn die Aktion ist bei den Behörden angemeldet und genehmigt worden. drs