Am vergangenen Samstag hatte Michael Parkhurst, 29, endlich wieder einmal Spaß. Wenigstens ein bisschen. Der US-Amerikaner stand für den FC Augsburg beim ALKO-Cup bei beiden Spielen auf dem Platz. „Es war nett. Und es ist einfach ein Unterschied, wenn du mal gegen jemanden anderes spielst, als immer nur gegen deine Teamkollegen“, sagt Parkhurst. Die harte Realität für den Fußball-Profi sah die letzten Monate immer gleich aus.
Parkhurst ist nur Tribünengast
Training unter der Woche, Tribünenplatz am Wochenende. Die Frage, wann er denn vor dem Samstag das letzte Mal das FCA-Trikot überstreifte, kann Parkhurst nicht beantworten. „Ich erinnere mich nicht, so lange liegt es zurück.“
Seinen letzten Punktspieleinsatz hatte Parkhurst am 16. Februar. Bei der 1:2-Niederlage in Leverkusen. Seitdem sitzt der Amerikaner, wenn es gut geht, auf der Bank oder meistens sogar nur noch auf der Tribüne. Und mit jeder Woche wächst bei Parkhurst die Angst, die Angst seinen Lebenstraum zu verpassen: die Fußball-WM in Brasilien.
Einsatz im ALKO-Cup
Als Parkhurst mit Spielern wie Erik Thommy (U 23), Tim Rieder (U 23) oder Marco Schuster (U 19) den schönen, aber bedeutungslosen Pokal des FCA-Hauptsponsors in Empfang nahm, absolvierte das US-Nationalteam die beiden letzten WM-Qualifikationsspiele gegen Jamaika (2:0) und Panama (3:2). Ohne Parkhurst. Dabei half er tatkräftig mit, als sich das Team von Trainer Jürgen Klinsmann am 10. September mit einem 2:0-Sieg gegen Mexiko das Ticket nach Brasilien sicherte. Beim Gold-Cup-Sieg im Juli stand Parkhurst sogar bei fünf von sechs Spielen auf dem Platz. Klinsmann baute auf ihn auch im Finale gegen Panama (1:0).
Jetzt ist er vorerst draußen. „Natürlich war ich sehr enttäuscht. Aber ich habe es erwartet, weil ich hier in Augsburg nicht spiele. Dann ist es schwierig für Jürgen Klinsmann, mich zu nominieren“, sagt Parkhurst realistisch. Mit jedem Wochenende, an dem er nicht spielt, rückt sein persönliches WM-Ticket weiter in die Ferne. Parkhurst muss handeln, auch nach Rücksprache mit Klinsmann. „Wir sind uns beide einig, dass etwas passieren muss. Ich brauche Spielzeit. Er will mich als Spieler, aber er kann mich nicht einberufen, wenn ich in meinem Verein nicht spiele“, sagt Parkhurst.
Parkhurst will den FCA verlassen
Darum will er den FCA in der Winterpause verlassen. „Hier werden sich die Dinge kaum ändern. Wenn ich hier bleibe, ist die WM für mich vorbei“, sagt er klipp und klar.
FCA-Geschäftsführer Stefan Reuter zeigt Verständnis für den Wechselwunsch. „Wir wissen um seine Position, sie ist nachvollziehbar. Michael will mehr spielen.“
Anfang November hat sich Parkhursts Berater, Lyle Yorks, zu Gesprächen in Augsburg angekündigt. Reuter ist offen für alles: „Wir werden dann vernünftig ein Gespräch führen und versuchen, eine Lösung zu finden, die für beide Seiten Sinn macht.“ Allerdings macht Reuter auch klar, dass Parkhurst, dessen Vertrag noch bis 2015 läuft, nicht umsonst gehen kann.
Parkhurst in Augsburg gescheitert
Dabei wollte sich der Rechtsverteidiger mit dem FCA in der Bundesliga, eine der besten Ligen der Welt, gerade für die WM empfehlen. Das war seine Intention, als er kurz vor Weihnachten 2012 vom dänischen Champions-League-Teilnehmer FC Nordsjælland zum FCA wechselte. Der hatte akuten Personalnotstand auf der rechten Außenverteidiger-Position. Paul Verhaegh und Ronny Philp waren verletzt, der damalige Manager Jürgen Rollmann überzeugte Parkhurst. Der ist nun ernüchtert: „Ich habe mir das alles nicht so vorgestellt, als ich hier unterschrieben habe. Ich habe erwartet zu spielen und dem Team zu helfen. Es hat nicht geklappt, aus verschiedenen Gründen.“
Weinzierl baut nicht auf Parkhurst
Zwei Punktspiele absolvierte Parkhurst, dann war er krank und auch verletzt. Und als Verhaegh und Philp im Frühjahr wieder fit waren, zeigte sich schnell: Trainer Markus Weinzierl baut nicht auf ihn. Die große Kommunikation zwischen Weinzierl und Parkhurst findet nicht statt. Es gibt auch nicht viel zu sagen. Weinzierl hat keinen Grund, Parkhurst zu bringen. Verhaegh ist gesetzt, der jüngere Philp ist der Mann für die Zukunft. So hart ist das Profi-Geschäft, auch wenn Stefan Reuter durchaus noch einen geöffneten Spalt für Parkhurst sieht: „Im Fußball kann es schnell gehen.“
Daran glaubt Parkhurst nicht mehr so recht: „Wie man sieht, denkt der Trainer nicht, dass ich dem Team helfen kann. Das ist seine Meinung. Ich kann nichts anderes tun, als hart zu trainieren und mich fit zu halten“, sagt Parkhurst. Er will dem Team dadurch weiter helfen: „Sie brauchen Jungs, die sie im Training fordern und das mache ich, das sehe ich ganz professionell. Ich bin bereit, für alles, was kommt.“
Am Sonntag (17.30 Uhr) beim Spiel gegen den VfL Wolfsburg wird es wohl wieder die Tribüne sein. Es wird kein Spaß für Michael Parkhurst.