Am Ende konnte es Nikola Djurdjic, 28, selbst kaum glauben, dass er eine der Hauptrollen beim 1:0 (1:0)-Heimsieg des FC Augsburg gegen Hertha BSC gespielt hatte. Denn alles deutete darauf hin, dass die erste englische Woche dieser Saison für den FCA-Neuzugang alles andere als glücklich enden würde. Gegen Bremen und in Leverkusen stand er nicht einmal im Kader, gestern wäre er wohl schon mit einem Platz auf der Bank zufrieden gewesen.
„Es war eine verrückte Woche für mich. Ich war zweimal nicht im Kader und dann spiele ich gleich 90 Minuten durch“, erklärte der Serbe nach seinem überraschenden Startelf-Debüt. Nach der Verletzung von Sascha Mölders hatten die wenigsten mit dem Einsatz von Djurdjic gerechnet, auch die Gäste nicht. „Wir sind davon ausgegangen, dass Raúl Bobadilla in die Sturmmitte rückt“, gab Hertha-Co-Trainer Markus Gellhaus nach 90 turbulenten Minuten zu.
Der bewegliche Serbe knackte den Hertha-Abwehrriegel
Doch FCA-Trainer Markus Weinzierl hatte andere Pläne, um den Abwehrriegel seines Vorgängers Jos Luhukay zu knacken. Er setzte auf den beweglichen Serben, der Freiräume und Lücken öffnen sollte. „Bis gestern habe ich nicht gewusst, dass ich spiele, aber ich war vorbereitet. Ich bin mental stark und habe mein Bestes gegeben, und es hat gereicht, dass wir gewinnen“, sagt Djurdjic.
Und er hatte großen Anteil daran. Djurdjic war 90 Minuten unterwegs, ging keinem Zweikampf aus dem Weg, ließ sich oft zurückfallen, um die Innenverteidiger aus dem Zentrum zu ziehen. Bemerkenswerte 11,4 Kilometer war er unterwegs, brachte 88 Prozent seiner Pässe an den eigenen Mann. Den wichtigsten in der 28. Minute. Geschickt spielte er den Ball Raúl Bobadilla genau in den Lauf, der dann über den herauseilenden Hertha-Torhüter Thomas Kraft stürzte. Schiedsrichter Dankert entschied auf Elfmeter. Zu Recht, meinte Bobadilla: „Ich bin nicht der Typ, der einfach auf den Boden geht. Ich war zuerst am Ball und er hat mich mit seinem Arm am rechten Knie berührt. Es ist immer eine schwierige Situation für den Schiedsrichter, aber es war ein klarer Elfmeter“, versicherte der Argentinier.
FCA-Kapitän Paul Verhaegh, der später mit Verdacht auf Gehirnerschütterung ausgewechselt werden musste, trat an und verwandelte sicher zum Tor des Tages.
Wieder einmal hatte FCA-Trainer Weinzierl mit seiner Personalentscheidung alles richtig gemacht. Gegen Frankfurt holte er Mölders von der Tribüne in die Startelf, diesmal Djurdjic. „Wir haben situativ heute entschieden, dass er der Richtige für die Manndeckung ist, wie Hertha BSC verteidigt. Wir haben uns einen beweglichen Stürmer gewünscht, und er hat es gut gemacht“, begründete Weinzierl die Entscheidung. FCA-Manager Stefan Reuter war beeindruckt von diesem taktischen Überraschungscoup. „Unser Trainer hat sich gut was einfallen lassen, wie wir immer Bewegung reingebracht haben. Es ist alles so aufgegangen, wie er es vorhatte.“
Ein Sonderlob hatte Reuter auch für Djurdjic parat. Auch weil der sich während seiner Nichtberücksichtigung nicht in die Schmollecke zurückzog: „Er ist ein sehr beweglicher, ein sehr intelligenter Fußballer. Er hat viele Räume geschaffen. Er hat sich nicht hängen lassen und hat sich heute mit so einer Leistung belohnt.“
Djurdjic hat in den letzten zwölf Monaten Gelassenheit gelernt. Im August 2013 hatte er sich beim Spiel Fürth gegen Kaiserslautern das Kreuzband gerissen. Es war ein langer Weg zurück: „Es war nicht einfach, aber das hat mich abgehärtet.“