Aller Anfang ist schwer. Michael Parkhurst, 28, weiß das. Es dauert lange, bis der Neuzugang des FC Augsburg einen Draht zu anderen Leuten findet. Im Trainingslager in der Türkei wird das jetzt täglich besser. Er spricht mit seinen Kollegen, klopft dem einen oder anderen mal auf die Schulter und bekommt das auch wieder zurück.
Vor wenigen Tagen beim Abflug in die Türkei wirkte der neue Außenverteidiger des Bundesligisten noch verloren. Während die anderen Spieler in der Wartehalle des Münchner Flughafens kleine Grüppchen bildeten, saß der Amerikaner mutterseelenallein an einem Tisch und trank seinen Kaffee.
Dänen sprechen besser Englisch
Parkhurst macht einen schüchternen, vielleicht etwas introvertierten Eindruck. „Es stimmt schon. Ich bin ein ruhiger Mensch. Ich schaue mir zunächst alles an und will dann daraus lernen.“ Auch die Sprachbarriere macht ihm noch zu schaffen: „In Dänemark spricht jeder perfekt englisch. Das ist hier leider nicht der Fall.“
Zu Beginn der Winterpause holte der Bundesligist den Abwehrspieler vom dänischen Erstligisten FC Nordsjaelland zum FCA. 15 Mal, auch unter dem ehemaligen deutschen Bundestrainer Jürgen Klinsmann, kickte er für die amerikanische Nationalmannschaft. „Ich habe auch vor dem Wechsel mit Klinsmann gesprochen. Er hat mir dazu geraten, nach Deutschland zu wechseln. Das ist die beste Liga der Welt.“
Trainer Markus Weinzierl erhofft sich einiges vom Neuen: „Wir haben ihn selbst beobachtet und Klinsmann hat ihn uns auch empfohlen. Bisher im Training hat sich der gute Eindruck, den wir von ihm hatten, auch bestätigt.“
Parkhurst war 2005 bester Nachwuchsspieler
Als starker College-Fußballer schaffte er den Sprung in die amerikanische Major League Soccer und spielte dort für New England Revolution. Dort bekam Parkhurst die erste große Auszeichnung. Er erhielt 2005 den „Rookie of the Year-Award“ als bester Nachwuchsspieler verliehen. Fast noch stolzer kann er auf die Auszeichnungen 2006 und 2008 sein. Damals wurde er geehrt für seinen humanitären Einsatz außerhalb des Fußballplatzes. „Ich habe Jugendprojekte unterstützt, die ermöglichen, dass behinderte Kinder Sportvereine besuchen können. Das war vor allem für arme Familien gedacht, die in diesen Klubs dann auch eine Krankenbetreuung gestellt bekamen.“
2008 wollte Parkhurst, der wegen seines irischen Vaters neben dem amerikanischen auch einen irischen Pass besitzt, nach Europa. Der dänische Erstligist FC Nordsjaelland wurde zur neuen Heimat. 105 Spiele bestritt er mit den Dänen und erzielte dabei drei Tore.
Ziel ist ein Stammplatz
Den Unterschied zwischen der dänischen Liga und der Bundesliga konnte er schon in den ersten Trainingseinheiten feststellen: „Ich habe ja mit Nordsjaelland auch Champions League gespielt, aber in Deutschland ist es natürlich ganz anders. Hier wird viel schneller und härter gespielt.“
Nicht zuletzt auch wegen der langwierigen Verletzung von Rechtsverteidiger Paul Verhaegh wurde Parkhurst verpflichtet. Dabei drängt es ihn nicht unbedingt in diese Position: „Ich bin sehr flexibel. Ich kann auch auf der linken Seite spielen.“
Sein Ziel ist jetzt ein Stammplatz: „Ich will so schnell wie möglich ins Team und ich denke schon, dass ich Augsburg helfen kann.“
Für Hobbys hat Parkhurst keine Zeit. Nach seiner Rückkehr warten in Augsburg im Hotel seine Frau Samantha, seine dreijährige Tochter Rees und sein eineinhalbjähriger Sohn Finn auf ihn. „Mit der Familie bin ich gut beschäftigt“, lächelt Parkhurst.
Dann wird sich der Profi des FC Augsburg weiterhin alles genau anschauen, lernen und sich darum bemühen, ein bisschen schneller die deutsche Sprache zu beherrschen.