Haben Sie in der englischen Woche alle drei Spiele live gesehen?
Klaus Hofmann: In Dortmund war ich nicht, weil wir alle Abendspiele, bei denen ich bisher war, verloren haben. Der Trainer und der Manager hatten mich gebeten, ob ich mir für den Abend etwas anderes vornehmen könnte. Ich habe das Spiel im Fernsehen gesehen. Ich muss sagen, es war weniger nervenaufreibend als im Stadion.
Ihre Firma Minimax-Viking hat ja die Zentrale in Bad Oldesloe, aber auch einen Firmensitz in Amerika. Wissen die Leute da, was ihr Chef in der Freizeit so macht?
Hofmann: Ich hatte jetzt gerade eine Tagung mit einem Teil meiner Vertriebsmitarbeiter. Im Grunde reden wir da jetzt 60 bis 70 Prozent nur über Fußball. Diesmal habe ich sogar unseren Sieg über den FC Bayern zum Hauptthema meiner Motivationsrede gemacht. Ich habe außerdem jedem der 60 Leute ein FCA-Trikot mit Namen machen lassen. Jetzt haben sie mich gefragt, ob wir die Vertriebstagung nicht wie sonst in Las Vegas machen, sondern in der SGL-Arena. Das machen wir.
Sie haben jetzt acht Punkte Vorsprung auf den ersten Nicht-Europa-Platz…
Hofmann: Ich rechne immer auf den 16. Platz den Vorsprung aus. Was dazwischen liegt, interessiert mich nicht.
Europa League ist also kein Thema?
Hofmann: Kein Thema. Ich habe bisher auch noch nicht die Lizenzierungsbedingungen für die Europa League durchgelesen.
Sie nicht, aber einer Ihrer Mitarbeiter doch schon…
Hofmann: Das habe ich verboten.
Keine Anfragen für Reuter oder Weinzierl
Gegen Frankfurt hat man gesehen, dass Ihre Mannschaft am Ende dieser englischen Woche mit den Kräften am Ende war. Würde der Kader für die Europa League reichen?
Hofmann: Wir haben eigentlich einen breiten Kader. Dass wir so ein Verletzungspech auf der Innenverteidiger-Position haben, bringt natürlich vieles durcheinander. Wenn alle da sind, kann man auch englische Wochen spielen. Gegen Frankfurt haben fünf von sechs Innenverteidigern bei Spielbeginn gefehlt.
Jetzt fällt auch Paul Verhaegh lange aus. Ist die Personalnot nicht auch hausgemacht, weil der FCA Ronny Philp nach Fürth ausgeliehen und den Vertrag mit Marcel de Jong aufgelöst hat? Da fehlen zwei einsetzbare Außenverteidiger.
Hofmann: Die Trennung von Marcel de Jong ist schon ausführlich diskutiert worden. Der Trainer hat sich richtigerweise für Markus Feulner als Back-up entschieden hat. Wie Markus als linker Verteidiger spielt, ist höchst beeindruckend. Ronny Philp wollte einfach Spielpraxis sammeln. Jetzt ist ja Baba wieder da und wir haben eine bärenstarke Alternative mehr in der Abwehrkette.
Der Erfolg des FC Augsburg hat Trainer Markus Weinzierl und Manager Stefan Reuter ins Scheinwerferlicht gerückt. Sind Anfragen von anderen Vereinen schon eingegangen?
Steckbrief: FCA-Präsident Klaus Hofmann
Alter: 47 Jahre
Heimatort: Lamerdingen im Landkreis Ostallgäu
Schulbildung: Abitur
Studium: Wirtschaftsingenieurswesen
Beruf: Unternehmer/Vorstandsvorsitzender der Minimax/Viking-Gruppe (Bad Oldesloe) mit 8000 Mitarbeitern weltweit
Tätigkeiten beim FCA: Aufsichtsratsmitglied ab Dezember 2012, ab April 2014 stellvertretender Vorstandsvorsitzender, inzwischen Vorstandsvorsitzender
Sportliches: Früher aktiver Fußballer und Tennisspieler
Hofmann: Nein, da gibt es keine.
In der „Sport-Bild“ war zu lesen, dass sie ab zehn Millionen Euro Ablösesumme verhandlungsbereit seien?
Hofmann: Das habe ich nie gesagt, da habe ich auch eine schriftliche Entschuldigung erhalten. Ich habe von einer zweistelligen Millionensumme gesprochen.
Welches Angebot müsste vorliegen, damit Sie zu überlegen anfangen?
Hofmann: Wir sprechen nicht über konkrete Zahlen. Die Frage stellt sich auch gar nicht. Weder Weinzierl noch Reuter wollen weg. Sie haben bestehende Verträge. Wenn jetzt Real Madrid oder der FC Barcelona kommen würden, dann würden wir natürlich mit so einem Verein reden. Aber das würde einen zweistelligen Millionenbetrag kosten. Denn es geht nicht, für einen Spieler 30 oder 40 Millionen Euro auszugeben und für einen Trainer dann nur zehn. Das macht keinen Sinn.
Was macht Sie so sicher, dass beide ihre Verträge erfüllen?
Hofmann: Wir sind jeden Tag in Kontakt. Es gab nie, auch nur ansatzweise, die Frage, ob ein Ausstieg möglich wäre. Die Diskussion hat es nie gegeben.
Sie sind derzeit Vierter. Kann der FCA diesen Erfolg dauerhaft konservieren?
Hofmann: Nein. Es gibt fünf, sechs Vereine, die oben mitspielen. Von den anderen zwölf kann jeder absteigen. Dass wir dauerhaft im Konzert mit Bayern, Wolfsburg, Leverkusen, Schalke oder Dortmund mitspielen, ist unrealistisch.
Jeder Punkt ist wichtig
Was sind dann die Perspektiven für den FCA? Wenn der FCA da oben bleibt, könnten über fünf Millionen Euro Fernsehgeld mehr möglich sein.
Hofmann: Für uns ist jeder Punkt wichtig, damit wir in der Fernsehgeldtabelle nach oben rücken. Nächstes Jahr werden wir dann fünf Jahre in der Bundesliga sein. Da sich die Fernsehtabelle aus dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre berechnet, könnten wir wirklich ein gutes Stück nach oben klettern.
Der Klassenerhalt dürfte kein Thema mehr sein, da können Sie doch jetzt schon mit den Personalplanungen für die kommende Saison beginnen?
Hofmann: Da sind wir nicht mehr weit entfernt, das stimmt. Auch vergangene Saison konnten wir relativ früh mit unseren Planungen beginnen. Ob das ein Vorteil ist, weiß ich nicht. Aber es ist sicher kein Nachteil.
Die Verträge von Halil Altintop und Alexander Manninger laufen aus. Wie ist da der Stand der Dinge? Beginnen wir mit Altintop.
Hofmann: Das ist eigentlich eine Frage, die Sie dem Manager stellen müssten. Halil genießt hier größte Wertschätzung und wir haben schon ein gewisses Interesse daran, dass er hier bleibt. Aber dazu gehören immer zwei.
Die Fans fragen sich: Wenn Altintop will, was er ja immer wieder beteuert, und der FCA will, warum gibt es dann noch keine Einigung?
Hofmann: Wir sind bereits in Gesprächen, werden aber keine Wasserstandsmeldungen abgeben.
Wie sieht es mit Alexander Manninger aus?
Hofmann: Man hat gesehen, dass Alex auf dem Platz seine Leistungen bringt. Auch außerhalb steht er außer Frage. Aber auch hier werde ich keinen Zwischenstand liefern.
Vertragslage bei Kohr und Höjbjerg ist klar
Pierre-Emile Höjbjerg und Dominik Kohr sind nur noch bis zum Ende der Saison ausgeliehen. Wie geht es weiter?
Hofmann: Wir würden natürlich beide gerne länger an uns binden, aber das kann man nur kurzfristig im Konsens mit dem FC Bayern und Leverkusen entscheiden. Bei beiden Personalien haben wir das Ruder nicht in der Hand, weil die Vertragslage klar ist.
Kohr hat in der vergangenen Woche auf drei Positionen gespielt. Er ist der Prototyp des vielseitigen Spielers, auf den der FCA ja sehr viel Wert legt ...
Hofmann: Ich habe ihn nach dem Frankfurt-Spiel gelobt. Ich habe gesagt, in den USA gibt es für solche Spieler wie dich den Ausdruck des Utility Players. Das ist ein Spieler, der auf mehreren Positionen spielen kann. Es ist eine Bezeichnung, die in den USA Bewunderung ausdrückt.
Noch ein anderes Thema. Der FCA plant den Bau eines Verwaltungsgebäudes direkt an der SGL-Arena. Ist auch eine Fan-Gaststätte vorgesehen?
Hofmann: So ist es. Das war immer ein Wunsch von Walther Seinsch. Neben den Büroräumen ist auch noch ein Fan-Store geplant. Der Neubau wird nichts Weltbewegendes, aber für uns ein Riesenschritt.
Am Samstag geht es nach Bremen. Ihre Firma sitzt in Bad Oldesloe. Das ist ja fast ein Heimspiel für Sie, oder?
Hofmann: Ja. Ich komme mit Teilen meines Betriebsrates, und die werden alle im FCA-Block sitzen.