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FC Augsburg: Goodbye Europa, hallo Abstiegskampf

FC Augsburg

Goodbye Europa, hallo Abstiegskampf

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    Goodbye Europa, hallo Abstiegskampf
    Goodbye Europa, hallo Abstiegskampf

    Die Szene, die sich rund 20 Minuten nach Spielschluss vor dem Gästeblock an der Liverpooler Anfield Road abspielte, erinnerte an Dortmund im Mai 2015. Damals war Jürgen Klopp vor die 25.000 Hardcore-Fans der Borussia getreten, um sich nach sieben Jahren als Trainer von den Treuesten der Treuen zu verabschieden.

    Nun stand Markus Weinzierl ganz alleine vor über 3000 FCA-Fans. 0:1 hatte seine Mannschaft gerade beim FC Liverpool – dort ist Klopp jetzt Trainer – verloren und war damit nach dem 0:0 im Hinspiel in der Europa League ausgeschieden. Die Augsburger Anhänger skandierten im sonst schon leeren Stadion lautstark: „Olé, olé, FCA, olé.“ Der Trainer sog diesen magischen Moment mit glasigen Augen wie ein trockener Schwamm auf und es schien, als wollte er sagen: Danke für alles, aber wenn es am schönsten ist, sollte man aufhören.

    Vertrag von Weinzierl in Augsburg läuft bis 2019

    Weinzierl hat einen Vertrag, der bis 2019 läuft. Trotzdem sagte er später, dass er wohl das Maximum mit einem Klub wie dem FC Augsburg erreicht habe. „Für so einen kleinen Verein war das eine sensationelle Geschichte. Ich glaube, dass es ein absolutes Highlight war, wie die Mannschaft aufgetreten ist, wie die Stimmung mit den Fans im Rücken war. Das wird schwer zu toppen sein in den nächsten Jahren.“

    Will er weiterkommen, muss er den FCA irgendwann verlassen. Schalke hatte er im Sommer abgesagt, jetzt soll RB Leipzig um den begehrten Trainer buhlen. Auch Schalke könnte wieder ein Thema werden, vermutet die Süddeutsche Zeitung. Noch sind das Spekulationen. Weinzierls Zukunft dürfte sich in den nächsten Wochen und Monaten entscheiden.

    Am Donnerstag zählte nur der Moment. „Ich wollte doch nur rausgehen und den Fans sagen, dass die Mannschaft noch kommt und sie nicht abhauen sollen“, erklärte er mit seinem trockenen Humor. Aber auch an ihm gingen die lautstarken Standing Ovations nicht spurlos vorbei. „Es war ein schöner Moment, ich hatte Gänsehaut.“

    Weinzierl hatte den FCA 2012 übernommen und kontinuierlich nach oben geführt. Bis in die Runde der letzten 32 in der Europa League. Dort hatte nicht viel gefehlt, um den großen FC Liverpool aus dem Wettbewerb zu kegeln. Doch Jan Moravek (81.), Alexander Esswein (87.) und Konstantinos Stafylidis, dessen Freistoß knapp das Tor verfehlte (89.), trafen nicht. Nach dem frühen Rückstand durch den von Dominik Kohr unglücklich verursachten Handelfmeter, den James Milner (5.) verwandelte, hielt der überragende Marwin Hitz den FCA mit starken Paraden bis zum Schluss im Spiel. In den letzten Minuten war der große Coup möglich.

    Auch Klopp lobt den FC Augsburg

    „Sie können extrem stolz darauf sein, was sie gerissen haben“, lobte auch Klopp den FCA. Und Weinzierl war megastolz: „Die Mannschaft hat eine super Visitenkarte abgegeben. Wir haben gezeigt, dass wir gegen eine internationale Top-Mannschaft bestehen können.“

    Dabei war Weinzierl ein hohes, aber anscheinend kalkulierbares Risiko eingegangen, als er nach 72 Minuten auch noch den angeschlagenen Bobadilla brachte. „Er war am Dienstag vor mir gestanden und hat gesagt, ihm geht es gut, er will es probieren. Ich hätte ihn nicht eingewechselt, wenn wir 2:0 geführt hätten oder 0:3 zurückgelegen wären.“

    Das Rätselraten um Daniel Baier war hingegen nur ein Täuschungsmanöver, wie Weinzierl am Donnerstagabend zugab: „Das war so nicht geplant, aber plötzlich war ich in der Nummer drin.“ Am Ende beendete nur ein einziges Gegentörchen das Abenteuer Europa League, das dem FCA rund vier Millionen Euro Einnahmen gebracht hat.

    Gestern kehrte die Mannschaft am Nachmittag aus Liverpool zurück. Der Mannschaftsbus stand schon am Münchner Flughafen bereit. Ab jetzt zählt nun nur noch der Ligaalltag. Weinzierl sah dies mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Das einzig Gute am Aus auf internationaler Bühne sei, „dass wir uns nun voll auf die Bundesliga konzentrieren können“. Da kommt am Sonntag (15.30 Uhr) im Abstiegskampf Borussia Mönchengladbach in die WWK-Arena.

    Davon wollten die Fans am Donnerstag noch nichts wissen. Als die Mannschaft sich um den Trainer versammelt hatte, hallte es den traurigen Spielern entgegen: „Wir sind stolz auf unser Team.“ Minutenlang sangen die Fans gegen das Ende der Reise durch Europa an. Es entstand eine Symbiose zwischen Mannschaft, Fans und Trainer, es war ein magischer Moment. Vielleicht hat Weinzierl Lust auf mehr beim FCA bekommen, auch wenn es ein paar Jahre dauern könnte.

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