Es war wieder einmal eine erfolgreiche Woche für den deutschen Fußball. Die deutsche U-19-Auswahl wurde Europameister. Bis zum Jahr 2013 durfte Dominik Kohr altersmäßig noch bei der U-19 spielen, mittlerweile ist der 20-Jährige in die U-20 aufgerückt. Beim großen Triumph der U-19 gegen Portugal am vergangenen Donnerstag war Kohr dennoch dabei. Wenn auch nur am Fernseher.
„Ich habe immer einige Spiele gekuckt. Das ist eine tolle Truppe. Einige Spieler kenne ich ja auch, obwohl sie nicht mein Jahrgang sind. Wie Levin Öztunali – ihn kenne ich noch aus Leverkusen“, sagt Kohr, der Mittelfeldspieler des FC Augsburg. Der gebürtige Trierer macht einen aufgeräumten Eindruck. Er scheint reifer zu sein, als mancher seiner Altersgenossen.#
Soll wohl auch so sein, wenn man sich als Fußball-Profi von den Eltern abnabeln muss und in die Ferne zieht. „Das ist schon okay, wenn man erstmals eine eigene Wohnung hat und auf eigenen Füßen selbstständig wird“, lächelt Kohr. Zumal Mama und Papa nicht ganz aus der Welt sind: „Ich bin im täglichen Kontakt mit meinen Eltern und sie kommen mich auch fast zu jedem Heimspiel besuchen.“
Dominik Kohr ist schon seit acht Monaten in Augsburg
Seine Freizeit verbringt Kohr eher mit den Kollegen vom FCA: „Mir haben ja einige Spieler, vor allem Arif Ekin, beim Umzug geholfen und mit denen unternehme ich dann hin und wieder etwas.“ Knapp acht Monate ist das Nachwuchstalent, das von Bayer Leverkusen ausgeliehen wurde, mittlerweile in Augsburg. Während der FCA sein Winter-Trainingslager auf Gran Canaria absolvierte gab der Klub den Wechsel bekannt. Dass er als junger Spieler den Weg der kleinen Schritte machen muss, weiß er: „Ich freue mich jedes Mal, wenn ich spielen darf und gebe dann immer mein Bestes und versuche mich zu zeigen. Entscheiden muss dann der Trainer.“
Im Kader von Trainer Markus Weinzierl ist für ihn fast immer Platz. Ansonsten konnte er immerhin acht Einsätze für sich verbuchen. Einige mehr sollen in der kommenden Saison dazukommen. Nach dem Weggang von Kevin Vogt zum 1.FC Köln schienen seine Chancen gestiegen zu sein, doch mit Markus Feulner aus Nürnberg verpflichtete der FCA einen weiteren Akteur, der auf seiner Position spielen kann.
Vater Harald war ein Torjäger in der Bundesliga
Außerdem ist noch Jan Moravek da, der ebenfalls Ansprüche stellt und wohl gesetzt ist, wenn er fit ist. Feulner fällt wegen einer Verletzung allerdings derzeit aus. „Mit Jan Moravek hatte ich im Trainingslager einen guten Konkurrenzkampf. Wir pushen uns gegenseitig. Das bringt positive Energie“, so Kohr, dessen Vater Harald früher Profi und Torjäger unter anderem beim FC Kaiserslautern war.
Sein Stammverein Bayer Leverkusen beschreitet in Sachen Nachwuchsförderung derzeit einen anderen Weg. Denn Bayer hat seine U23 abgemeldet. „Wir mussten erkennen, dass unseren Toptalenten der Sprung in die Bundesligamannschaft nicht über eine zweite Mannschaft in der vierten Liga gelingen kann. Stattdessen wollen wir noch intensiver auf Ausleihen setzen“, sagte kürzlich Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler in einem Interview. Ob dieses Konzept richtig ist, wird die Zukunft zeigen. „Ich kann dazu nichts sagen. Das ist sicher ein schwieriges Thema, aber mich betrifft es nicht. Ich profitiere ja davon und bin ausgeliehen um Spielpraxis zu bekommen“, sagt Kohr. Spielpraxis ist für einen wie ihn das Zauberwort. Zumindest in nächster Zeit.