Marwin Hitz wurde nach dem grandiosen Saisonfinale bei Borussia Mönchengladbach in der Mixed Zone von einem Journalisten unterstellt, dass er nicht gerade als „Feierbiest“ gelte. Wie er denn nun gedenke, den Einzug in die Europa League zu feiern, wurde er gefragt. Da gab der Schweizer eine überraschende Antwort: „Jeder hat so seine Seiten. Ich zeige euch die, vielleicht bin ich aber ganz anders. Ihr kennt mich ja nicht richtig. Vielleicht bin ich der Letzte, der heute nach Hause geht.“
Marwin Hitz: Oft tut er genau das, was man ihm nicht zutraut
Da war wieder, der geheimnisvolle Hitz, der so schwer zu fassen ist, der oft genau das tut, was man ihm eigentlich gar nicht zutraut und den so viele unterschätzen. In zwei Jahren entwickelte er sich vom Bankdrücker aus Wolfsburg zum Bundesliga-Stammspieler, der mit dem FCA jetzt sogar Europa League spielen wird. Der so umgänglich wirkende Hitz ließ seine Konkurrenten (Amsif und Manninger) hinter sich.
In Augsburg gelang ihm auch der Sprung in die Schweizer Nationalmannschaft, mit der er am morgigen Mittwoch das Testspiel gegen Liechtenstein bestreitet, ehe es am Sonntag in der EM-Qualifikation gegen Litauen geht.
Augsburg und Hitz, das schien eine mehr als gelungene Symbiose. Hitz heiratete im April 2014 in Augsburg seine langjährige Freundin Patricia, und rund vier Wochen später kam sein Sohn Matteo in Augsburg zur Welt. Hitz machte bisher auch nie einen Hehl draus, wie wohl er sich hier fühlt.
Darum dachten wohl die FCA-Verantwortlichen, dass die Verhandlungen mit Hitz um die Verlängerung seines aktuellen Vertrages, der bis 2016 datiert ist, schnell über die Bühne gehen würden. Schon im Januar wähnte man sich am Ziel. Doch da kam wieder die unberechenbare Seite des Marwin H. zum Vorschein.
Hitz trennte sich von seinem Berater Wolfgang Vöge. Vielleicht wollte Hitz nicht mehr vom selben Berater vertreten werden wie seine Konkurrenten in der Schweizer Nationalmannschaft, Yann Sommer und Roman Bürki. Hitz sagte Mitte Mai nur: „Das ist meine persönliche Entscheidung und das geht niemand sonst an.“
Vertragsverhandlungen: Fühlt sich Marwin Hitz nicht ausreichend gewürdigt?
Ähnlich knapp äußerte er sich damals zu den Vertragsverhandlungen: „Über so etwas werde ich nie öffentlich reden. Wenn es etwas zu verkünden gibt, werden das der Verein oder ich sicherlich machen.“ Nach Informationen unserer Zeitung sieht sich Hitz vom neuen Vertragsangebot des FCA nicht genügend gewürdigt.
Vielleicht meint Hitz auch, dass er sich nach 2016 bei einem anderen Verein persönlich noch weiterentwickeln kann. Hitz ist ehrgeizig, sieht sich noch lange nicht am Ende seines Weges. Dass er derzeit hinter Sommer und Bürki nur die Nummer drei in der Schweizer Nationalmannschaft ist, nagt an ihm. Öffentlich würde das der höfliche und gut erzogene Schweizer so direkt nie artikulieren. Vielleicht einigen sich aber beide Parteien ja auch noch. Eile besteht nicht.
Trotzdem ist der FCA derzeit auf der Suche. Mit Hitz und Alexander Manninger hat der FCA derzeit erst zwei Torhüter im Profikader, nachdem Ioannis Gelios, 23, eine Verlängerung seines auslaufenden Vertrages abgelehnt hat. Wohin der Grieche wechseln wird, ist derzeit nicht bekannt.
Der erst 18-jährige Yannik Öttl vom Drittliga-Absteiger SpVgg Unterhaching, der wie berichtet kurz vor einem Wechsel zum FCA steht, gilt als großes Talent, soll aber langsam aufgebaut werden.
Falls Hitz geht: Diese Kandidaten könnten Torhüter beim FCA werden
Es gibt aber auch eine Liste von möglichen Kandidaten, die durchaus in die Kategorie direkte Konkurrenten einzuordnen sind. Darauf soll unter anderem der ehemalige FCA-Torhüter Philip Pentke (wechselt jetzt von Chemnitz zu Regensburg) gestanden haben.
Heißer Favorit ist, wie schon Ende Mai gemeldet, Jens Grahl, 26. Der gebürtige Stuttgarter steht noch bis 2016 bei der TSG 1899 Hoffenheim unter Vertrag. Die Ablöse soll beim 750.000 Euro liegen. Er gilt, sollte er wirklich zum FCA wechseln, als ernst zu nehmender Herausforderer von Hitz. Für Manninger blieb dann wohl nur die Rolle als Nummer drei.
In Hoffenheim konnte sich Grahl allerdings gegen Oliver Baumann nicht durchsetzen. Elf Spiele absolvierte er bisher nur für die TSG. Eines davon gegen den FCA. Im April 2104 verlor der FCA mit 0:2. Grahl hinterließ einen bleibenden Eindruck, ließ die Augsburger verzweifeln. Hitz hielt auch prächtig, patzte aber zweimal. Da war er wieder, der unberechenbare Marwin Hitz.