Dort, wo gefühlte 1000 Windräder die Gegend etwas verschandeln, die ansonsten glücklichen Kühe schwarz-weiß gefleckt sind und das Land an der Nordsee flach ist wie ein Pfannkuchen, dort liegt Wilhelmshaven. So weit entfernt wie noch nie in der Vereinsgeschichte (782 Kilometer) musste der Fußball-Bundesligist FC Augsburg gestern im DFB-Pokal beim Regionalligisten SV Wilhelmshaven zu einem Pflichtspiel antreten. Als die Sonne in der Nordsee versank und die letzten Töne von „An Tagen wie diesen“ von den Toten Hosen durch den Lautsprecher schallten, ging es für den FCA nach drei Monaten wieder richtig los.
Die weite Anreise in der ersten Hauptrunde hat sich aber für die Schützlinge von Markus Weinzierl auch gelohnt, denn der FCA gewann im Jade-Stadion vor 4098 Zuschauern, darunter rund 300 Augsburger Fans, mit 2:0. Weinzierl packte gleich ein bisschen die Wundertüte aus. Denn Tobias Werner spielte ebenso von Beginn an wie Stephan Hain. Die in der Anfangsformation erwarteten Giovanni Sio, Torsten Oehrl oder Jan Moravek durften nur auf der Bank Platz nehmen. Allerdings erwies sich Wilhelmshaven zunächst als ziemlich hartnäckig. Der FCA war natürlich spielerisch deutlich im Vorteil, aber erst in der 19. Minute wurde es erstmals gefährlich, als Knowledge Musona aus sieben Metern Entfernung knapp neben das Tor schoss.
Sebastian Langkamp scheitert an der Latte
Nachdem wenig später Werner mit einem Weitschuss scheiterte, knackte der FCA in der 28. Minute den Riegel des SVW. Matthias Ostrzolek passte auf Werner, der flankte und Aristide Bancé war mit dem Kopf zur Stelle und nickte unhaltbar ein. Nach 34 Minuten Dusel für die Hausherren, als Sebastian Langkamp nach einer Vorlage von Werner nur an die Latte köpfte. Insgesamt war es in der ersten Halbzeit ein fahriger und hektischer Auftritt des FCA, der dennoch wenigstens in kämpferischer Hinsicht überzeugte. FCA-Manager Manfred Paula freute sich in der Pause vor allem über das Tor von Bancé. „Was in früheren Jahren über Bancé gesagt und geschrieben wurde, interessiert uns nicht. Er hat bei uns bisher einen hervorragenden Eindruck hinterlassen und sich gut in die Mannschaft integriert.“
Nach dem Wechsel verflachte die Partie enorm, und die Augsburger schafften es lange nicht, Spielfluss in die eigenen Reihen zu bringen. Erst in der 63. Minute wieder eine dicke Chance für den FCA, aber nach einem Getümmel im Strafraum scheiterte zunächst Bancé an Keeper Gerdes und im Nachschuss verfehlte Daniel Baier das Ziel. Mit Sprechchören „Bundesliga – keiner weiß, warum“ verhöhnte der SVW-Anhang die Gäste. Zumal die Hausherren in dieser Phase das Tor des FCA berannten. Aber dann doch die Entscheidung: Eine Flanke von Paul Verhaegh leitete Bancé weiter auf Musona, und der schoss nach 78 Minuten unhaltbar zum 0:2 ein. Dabei blieb es dann auch. Fazit: Der FC Augsburg ist für das Erreichen der zweiten Runde um 250 000 Euro reicher, aber vor dem Bundesliga-Auftakt in einer Woche gegen Fortuna Düsseldorf ist leistungsmäßig noch ganz viel Luft nach oben.