Wenn ein Spieler seinen eigenen Willen durchsetzt und keine Rücksicht auf Vereinsinteressen nimmt, kann das einem Verantwortlichen nicht gefallen. Entsprechend reagiert Stefan Reuter, Geschäftsführer Sport, auf das Verhalten seines verletzten Profis Caiuby. Der Brasilianer in Diensten des Fußball-Bundesligisten FC Augsburg hat eigenmächtig seinen Aufenthalt in der Heimat verlängert, will dort die Gesundung seines Körpers nach einem Knorpelschaden im Knie vorantreiben.
Dass der 28-jährige Offensivspieler demnächst nach Augsburg zurückkehren wird, scheint ausgeschlossen. Reuter beurteilt die Lage sachlich. „Er wird nach Augsburg kommen, kurz bevor er ins Mannschaftstraining einsteigt“, verkündet der Verantwortliche. Wann genau die Rückkehr erfolgt, darüber kann Reuter keine Auskunft geben. „Es gibt keinen fixen Termin“, betont der 50-Jährige.
Stefan Reuter hat Verständnis für Caiubys Entscheidung
Der Ex-Profi erinnert sich an seine eigene Zeit als Aktiver in Italien. Auch er habe einmal mehrere Monate wegen einer schweren Verletzung aussetzen müssen, auch er sei damals für längere Zeit in seine deutsche Heimat gereist. Eine so langwierige, schwere Verletzung sei für einen Spieler ein Einschnitt und mental nicht leicht zu verkraften, meint Reuter und zeigt Verständnis. „Ich habe mit vielen ausländischen Spielern zusammengespielt. Es ist nachvollziehbar, dass du dich in deiner Heimat behandeln lassen willst.“
Das ist Caiuby
Kompletter Name: Caiuby Francisco da Silva
Geburtsdatum: 14. Juli 1988
Geburtsort: São Paulo
Nationalität: Brasilianer
In Deutschland seit 2008
Vereine als Aktiver: FC São Paulo, SC Corinthians Paulista, AD São Caetano, VfL Wolfsburg, MSV Duisburg, FC Ingolstadt, FC Augsburg
Größter sportlicher Erfolg: Deutscher Meister 2009 mit dem VfL Wolfsburg
Reuter kann sich jedoch nicht verkneifen, auf die Spezialisten in Augsburg zu verweisen. Sportler aus aller Welt ließen sich in der Hessingpark Clinic ärztlich versorgen. Was Reuter nicht sagt, sich aber womöglich denkt: Vor Ort wäre es weitaus einfacher, sich ein Bild zu machen und den Zustand des Spielers einzuschätzen. Derzeit ist der FCA auf Caiubys Auskunftsfreude und Gewissenhaftigkeit angewiesen.
Dass sich Sportler im Ausland von Ärzten ihres Vertrauens behandeln lassen, ist nicht ungewöhnlich – allerdings stets in Absprache mit dem eigenen Verein. Dem Arbeitgeber sind die Hände gebunden, die Spieler können ihren Arzt selbst wählen. Sechs Wochen lang wird das Gehalt des Spielers weiterhin bezahlt, danach springt die Berufsgenossenschaft ein. Außerdem schließen die Profis private, hoch dotierte Krankenversicherungen ab.
Reuter geht von Caiubys Rückkehr aus
Sein bislang letztes Spiel für den FCA bestritt Caiuby im September beim Auswärtssieg in Bremen. Es folgten eine Operation und die Reha in Augsburg. Der Spieler machte sichtbare Fortschritte. Physiotherapeut Jochen Unger prognostizierte Anfang November, als Caiuby bereits Stabilisationsübungen mit Ball absolvierte, der Profi werde in dieser Saison noch einige Spiele bestreiten.
Zum Jahreswechsel gewährte der FCA einen Heimataufenthalt, seitdem weilt Caiuby in Südamerika. FCA-Manager Reuter lässt anklingen, nicht ständig mit Caiuby in Kontakt zu stehen. Er setzt auf das Eigeninteresse des Spielers, möglichst schnell fit zurückzukehren. Dass er zurückkommt, davon geht Reuter aus.
Caiubys Vertrag endet im Sommer 2018. Welche Konsequenzen sein eigenmächtiges Handeln haben wird, darüber wollen Reuter und Co. nach der Rückkehr entscheiden. Caiubys sportlicher Wert ist unbestritten. Nach anfänglichen Problemen und Verletzungen hat er sich beim FCA den Status eines Stammspielers erarbeitet. In der vergangenen Saison erzielte er in 26 Spielen vier Treffer und leistete zu sechs weiteren Toren die Vorarbeit.