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FC Augsburg: Bleibt Weinzierl beim FCA? Was dafür spricht - und was dagegen

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Bleibt Weinzierl beim FCA? Was dafür spricht - und was dagegen

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    Vieles deutet darauf hin, dass Markus Weinzierl nach dieser Saison den FC Augsburg verlässt.
    Vieles deutet darauf hin, dass Markus Weinzierl nach dieser Saison den FC Augsburg verlässt. Foto: Ulrich Wagner

    Markus Weinzierls Name schmückt dieser Tage die Schlagzeilen. Der Abschied des FCA-Trainers scheint vielen bereits beschlossene Sache. Die Bild-Zeitung zum Beispiel geht fest von einem Wechsel zum FC Schalke 04 aus. Vor einigen Wochen war auch Borussia Mönchengladbach noch ein heißer Kandidat. Dort allerdings ist es zuletzt wieder ruhig geworden um das Trainer-Thema – verdächtig ruhig. Weinzierl selbst sagt nichts zu den Spekulationen, er will sich voll auf den Abstiegskampf konzentrieren. Ein paar Gedankenspiele zur Zukunft des FCA-Trainers.

    Gehalt

    André Breitenreiter soll auf Schalke zwischen 1,5 und zwei Millionen Euro im Jahr bekommen. Sein Kollege Andre Schubert bei Mönchengladbach bringt es auf vergleichsweise bescheidene 500 000 Euro. Dazwischen liegt Weinzierl in Augsburg mit einem geschätzten Jahresgehalt von einer Million. Es ist aber davon auszugehen, dass er sich bei einem Wechsel nicht verschlechtern will und wird.

    Sportliche Perspektive

    Der Marktwert der Schalke-Mannschaft liegt laut transfermarkt.de bei 198,30 Millionen Euro. Nur der FC Bayern, Dortmund und Leverkusen geben mehr Geld für Profis aus. Gladbach (172,15) gehört ebenfalls zu den Schwergewichten der Bundesliga. Der Kader des FCA dagegen bringt es „nur“ auf einen Gegenwert von 58,65 Millionen Euro. Dass diese Zahlen nicht immer mit der sportlichen Realität übereinstimmen, lässt sich Jahr für Jahr am FC Schalke beobachten. Gemessen an dem Geld, dass der Verein in seine Mannschaft investiert, ist der Ertrag eher bescheiden. Anders der FCA: Dort wird seit Jahren mit wenig Geld Großes geleistet. Hauptverantwortlich dafür ist (neben Manager Stefan Reuter) der Trainer Weinzierl. Aus einem durchschnittlichen Kader hat er in den vergangenen Jahren das Maximum heraus gepresst. Das allerdings ist, wie die aktuelle Saison zeigt, nicht beliebig wiederholbar.

    Arbeitsbedingungen

    Diese könnten unterschiedlicher nicht sein. Das Umfeld auf Schalke gilt als das nervöseste der Bundesliga. Zuschauer, Medien und/oder Vereinsfunktionäre reagieren auf Formschwankungen der Mannschaft sehr schnell sehr extrem. Zwar stehen die Fans grundsätzlich treu zu ihrem Team, beäugen aber vor allem den Einsatzwillen der Stars äußerst kritisch. Kämpfer werden im Ruhrpott jedem Edeltechniker vorgezogen. Trainer hatten zuletzt keinen großen Kredit. Selbst Breitenreiter mit seiner hemdsärmeligen Art hat seinen Rückhalt schnell verspielt.

    Ruhiger geht es in Gladbach zu, noch ruhiger in Augsburg. Dort herrschten bisher paradiesische Zustände. Direkt nach dem Aufstieg war jeder Bundesliga-Spieltag ein Festtag. Niederlagen wurden wohlwollend verziehen, je nach Höhe sogar beklatscht. Das hat sich geändert. Es ist – wenn man so will – der Fluch der guten Tat. Spätestens durch die Teilnahme an der Europa League ist ein Abstieg in die 2. Bundesliga für viele Anhänger nur noch schwer vorstellbar. Kritik am Trainer galt lange als verpönt. Inzwischen werden die Stimmen der (anonymen) Kritiker in den Internet-Foren lauter. Deren Geschrei ist zwar vermutlich nicht die Mehrheitsmeinung, Weinzierls Heldenstatus scheint aber die ersten Kratzer bekommen zu haben.

    Erwartungshaltung

    Der Wunsch nach einem Titel ist auf Schalke jede Saison aufs neue fast mit Händen zu greifen. Es sind die traumatischen Spätfolgen der Saison 2000/2001. Für einige Minuten durften sich die Königsblauen damals als Meister fühlen – dann traf Patrick Andersson für die Bayern und bescherte den Münchnern die Schale. Schalke blieb neben vielen Tränen nur das Prädikat „Meister der Herzen“. Seitdem jagen sie vergeblich dem Titel hinterher. An diesem Ziel wird auch Weinzierl gemessen werden.

    Vergleichsweise bescheiden gibt man sich in Gladbach – aber ein Platz in der Champions League sollte es dann schon sein.

    In Augsburg dagegen gilt offiziell die Devise: Klassenerhalt sichern. Wenn mehr heraus springt, auch gut – siehe Qualifikation für die Europa League. Ein Abstieg würde offiziell nur als eine Art Betriebsunfall betrachtet werden. Allerdings sehen das viele Fans inzwischen anders (siehe Arbeitsbedingungen). Sollte Augsburg tatsächlich absteigen, hätte Weinzierl vermutlich einen schweren Stand. Außerdem würde sich seine Verhandlungsposition mit einem anderen Verein deutlich verschlechtern.

    Persönliche Perspektive

    Weinzierl ist Sportler. Ihn treibt der Wille, immer besser zu werden. Dieser Ehrgeiz hat ihn zu einem der begehrtesten Trainer der Bundesliga gemacht. Und er lässt ihn nach Höherem streben – wer wollte es ihm verdenken? In Augsburg sind die Möglichkeiten durch den finanziellen Rahmen eng gesteckt. Will er sich dauerhaft verbessern, muss er wechseln. Die Teilnahme an einem internationalen Wettbewerb wird in Augsburg immer die Ausnahme bleiben. Der Alltag wird Abstiegskampf bleiben. Gleichzeitig sind die Erwartungen gestiegen. Bleibt Weinzierl, kann er in diesem Zwiespalt nur verlieren, denn er wird immer an seinen Erfolgen gemessen werden. Zudem steht die Mannschaft vor einem Umbruch. Will er sich das antun? AZ

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