Donnerstag früh ist Heiner Schuhmann nach London geflogen. Am Abend hat er Chelsea gegen Rubin Kasan beobachtet. Morgen sitzt er beim Spiel Westbromwich Albion – FC Arsenal auf den Rängen, und für eine Premiere League-Partie wartet er noch auf Order aus Dortmund. Dort sitzen seine obersten Chefs. Jürgen Klopp, Michael Zorc und Hans-Joachim Watzke. Trainer, Manager und Geschäftsführer des FCA-Gegners an diesem Bundesliga-Spieltag, Borussia Dortmund.
Seit zehn Jahren ist Schuhmann für den deutschen Fußball-Meister als Scout unterwegs. Früher, als der ehemalige Lehrer noch im Dienst war, etwas weniger. Seit der 64-Jährige pensioniert ist, deutlich mehr. 120 bis 150 Spiele beobachtet er im Jahr für die Dortmunder. Die meisten in Süddeutschland, Frankreich, Österreich oder der Schweiz. Wenn es sein muss, aber auch am anderen Ende der Welt.
Borussia Dortmund - FC Augsburg
Schuhmanns Auftrag lautet, junge Talente zu finden. Er sucht nach den neuen Götzes und Hummels. Das ist seine Spezialität. „Klopp möchte Spieler, die er noch formen kann, keine fertigen Stars, die schwer zu integrieren sind“, beschreibt der in Stätzling lebende BVB-Scout seine Zielgruppe.
Das ist Borussia Dortmund
Der vollständige Name von Borussia Dortmund lautet Ballspielverein Borussia 09 e.V. Dortmund. Gegründet wurde der Verein am 19. Dezember 1909.
Heimspielstätte der Borussen ist der Signal-Iduna-Park. Die Arena trug früher den Namen Westfalenstadion und fasst heute bis zu 80.720 Zuschauer.
Borussia Dortmund wurde acht Mal Deutscher Meister. Die Titel gewann der BVB in den Jahren 1956, 1957, 1963, 1995, 1996, 2002, 2011 und 2012.
Der Verein gewann außerdem die Champions League (1997) und den DFB-Pokal (1965, 1989 und 2012).
Der höchste Heimsieg gelang am 6. November 1982 gegen Arminia Bielefeld (11:1). Die höchste Heimniederlagen kassierten die Borussen gegen den SV Werder Bremen (1971/1972) und gegen den FC Bayern München (2009/2010) mit je 1:5.
Borussia Dortmund war in der Saison 1991/1992 19 Spiele in Folge ungeschlagen. Die Serie hielt vom 12. bis 30. Spieltag.
Zu den bekanntesten Ex-Spielern Dortmunds zählt Andreas Möller. Er spielte insgesamt sechs Jahre in Dortmund und war berüchtigt für seine "Schutzschwalbe".
Neben Andy Möller zählt DFB-Sportdirektor Matthias Sammer zu den bekanntesten ehemaligen Dortmundern.
Es gab und gibt Fan-Freundschaften zu anderen Fußballvereinen. Dortmund ist mit Celtic Glasgow, Glasgow Rangers, Hamburger SV, SC Freiburg, Karlsruher SC, Saarbrücken und 1860 München verbandelt.
Wo Freunde sind, gibt es auch Feinde: Die Fans von Dortmund und Bayern München sind einander hochgradig abgeneigt.
Wahrscheinlich gibt es nicht viele, die für diese Aufgabe so geschaffen sind, wie der ehemalige Amateur-Nationalspieler, der früher die Trikots von Schwaben Augsburg, vom FC Augsburg und von 1860 München getragen hat. Schuhmann war später einer der erfolgreichsten deutschen Jugendtrainer, vierfacher DFB-Pokalsieger und deutscher Meister mit den A-Junioren des FCA. Unter ihm entwickelten sich Talente wie Bernd Schuster, Karl-Heinz Riedle, Dieter Frey oder Armin Veh zu Top-Spielern.
Fast jeden Akteur, der zum aktuellen Dortmunder Kader gehört, hat Schuhmann vorher mit beobachtet. Dabei ist es meist ein langer Weg, der einen Spieler zum BVB führt. Manche werden über Jahre immer wieder unter die Lupe genommen – und das nicht nur von einem Scout. Die Späher füttern den Trainerstab wöchentlich mit aktuellen Informationen. Darüber, wie sich ein Spieler entwickelt hat, über Technik, Schnelligkeit, charakterliches Verhalten – all’ das wandert in eine Datenbank. Der direkte Kontakt mit dem Trainerstab bleibt die Ausnahme.
Dortmund beschäftigt acht solcher Scouts. Seit vier Jahren gehört auch Schuhmanns Sohn Christoph hauptberuflich zur Truppe. Der 31-Jährige beobachtet vor allem die nächsten Gegner des BVB. Das hat ihn vor dem Dortmund 0:0 am Mittwoch in der Champions League nach Malaga geführt.
Am vergangenen Dienstag saß er beim 2:0-Sieg des FC Bayern gegen Juve in der Allianz Arena, nächste Woche besichtigt er den FC Barcelona und Paris St. Germain – alles mögliche BVB-Gegner in der Königsklasse.
Hoffenheim im Nacken
Am heutigen Samstag kreuzt der FC Augsburg in Dortmund auf. Schuhmann junior, früher Jugendtrainer beim FCA, hat die Augsburger vergangene Woche bei der 0:2-Niederlage gegen Hannover 96 beobachtet – und war beeindruckt. „Die Mannschaft ist taktisch gut eingestellt, funktioniert als Team, hat einen klaren Plan und war Hannover in allen Belangen überlegen“, fasst er zusammen, was er dem Dortmunder Trainerstab im Detail übermittelt. Nichts also, was Götze & Co Anlass bieten könnte, die Partie entspannter anzugehen.
Darüber hinaus bearbeitet er Videomaterial, das seine Beobachtungen bei Spielformationen, Standards oder Defensivverhalten dokumentiert. Schuhmann, der in Augsburg lebt, hat den FCA in dieser Saison schon ein halbes Dutzend Mal gesehen.
Die Entwicklung der Mannschaft verdiene Respekt, sagt der 31-Jährige. Was ihr im Moment vor allem fehle, sei Glück. Genau davon allerdings dürfte der FCA beim Tabellenzweiten eine besonders große Portion nötig haben.