Als der FC Augsburg fast genau vor einem Jahr beim 1. FC Köln mit 1:0 gewann, da stoppte ein Mann die Gastgeber fast im Alleingang – Marwin Hitz. Der Augsburger Torhüter vereitelte alle Chancen aus dem Spiel heraus und als Kölns Torjäger Anthony Modeste zum Elfmeter antrat, hielt Hitz auch diesen Schuss. Dass der Schweizer zuvor den Elfmeterpunkt malträtiert hatte und Modeste danach wegrutschte, war tagelang das Thema. Köln schickte eine Rechnung für die Rasenreparatur, Hitz zahlte, der FCA schickte noch einen Rasenmäher vom damaligen Hauptsponsor hinterher. Ein gelungener Marketinggag.
Ende November 2016 ist der Elfmetergate von damals kein großer Aufreger mehr, auf jeden Fall nicht bei den beiden Trainern. „360 Tage war das für mich kein Thema mehr. Seitdem sind alle Elfmeter reingegangen“, erklärte FC-Trainer Peter Stöger. Daher sei „alles okay“. Sein FCA-Kollege Dirk Schuster sagte: „Solche kleine Scharmützel gehören dazu. Wenn man dann 1:0 gewinnt und den Elfmeter hält, hat man viel richtig gemacht. Auch wenn es dem Fairplay-Gedanken ein klein wenig abträgig war“, wollte sich Schuster mit der Vergangenheit nicht mehr groß beschäftigen.
Mit der Frage, wie sein Team Anthony Modeste diesmal stoppen kann, aber schon. Der 28-jährige Franzose führt derzeit mit Pierre Emerick Aubameyang mit zwölf Treffern die Torschützenliste an. Er ist der Garant dafür, dass Köln als Vierter (21 Punkte) zu den positiven Überraschungen der Bundesliga zählt. Hitz hat mit seinen Paraden großen Anteil daran, dass der FCA als Zwölfter (zwölf Zähler) noch einen komfortablen Abstand auf den Tabellenkeller hat.
Einsatz von Marwin Hitz gegen Köln noch ungewiss
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Ob Hitz, der am Donnerstag mit einem Magen-Darm-Virus beim Training pausieren musste, diesmal wieder den Spielverderber geben kann, steht noch nicht fest. Der Schweizer stieg zwar gestern mit in den Lufthansa-Flieger, der trotz Streiks überraschend startete und den FCA von München nach Köln brachte, doch ob er fit genug ist, um zu spielen, wird sich erst heute zeigen. Schuster hat auf jeden Fall nicht nur Ersatzmann Andreas Luthe, sondern auch Ersatz-Ersatzmann Ioannis Gelios mitgenommen.
Für Schuster ist die Modeste-Bewachung sowieso keine Ein-Mann-Show, sondern Teamarbeit. „Es wird ein gesunder Mix sein, aus einer brutalen Manndeckung im torgefährlichen Raum und einer Raum-Übergabe-Deckung, wenn es heißt, ihn so 25 Meter vor unserem Tor zu beschatten.“ Für die Manndeckung hat sich ein Kandidat schon freiwillig gemeldet: Martin Hinteregger. Beim 0:0 gegen Hertha BSC hatte er sich die Nase gebrochen, in Köln wird er mit einer Carbonmaske spielen. Der Österreicher selbstbewusst: „Ich freue mich schon, ihn zu stoppen. Er hat einen Riesenlauf, es ist eine Riesenherausforderung. Was gibt es Schöneres?“
In der Defensive überlässt Schuster nichts dem Zufall: „In der eigenen Hälfte gelten ganz klare Gesetze, was man zu lassen hat. Dort muss der Risikofaktor geringer sein als in der gegnerischen Hälfte.“ Vorne setzt der FCA-Trainer hingegen auf die Kreativität seiner Spieler. „Er sagt immer, wir sollen vorne wilde Sau spielen“, verrät Philipp Max, 22, der von Schuster vom Linksverteidiger zum linken Offensivmann umgeschult wurde.Im Sturm haben seine Spieler fast alle Freiheiten. Schuster: „Mit wilde Sau ist gemeint, selber auch mal kreative Laufwege zu finden, dort gibt es kein Schema F. Dort können sie ihre individuelle Klasse ausleben, sich selbst verwirklichen, ohne dass sie in etwas reingepresst werden.“ Sein Problem: derzeit hat er kaum Kreativspieler in der Offensive.
Die Statistik spricht allerdings für den FCA. Er ist seit fünf Punktspielen gegen Köln ungeschlagen und holte dabei elf von 15 Punkten. Und Modeste traf gegen den FCA in sechs Bundesliga-Duellen noch nie. Auch dank Marwin Hitz.