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EM 2016: Weg mit den Deutschlandfähnchen? Ein Pro und Contra

EM 2016

Weg mit den Deutschlandfähnchen? Ein Pro und Contra

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    Wieder ein geläufiges Bild: WM-Fähnchen an Autos. Das gefällt nicht jedem.
    Wieder ein geläufiges Bild: WM-Fähnchen an Autos. Das gefällt nicht jedem. Foto: Ogressie/Fotolia

    Weg mit den Deutschland-Fähnchen? Hier das Contra:

    Wir müssen jetzt doch wohl nicht darüber reden, wie irre es ist, anderen Leuten die Deutschlandfähnchen vom Auto zu entfernen, um sie dann darauf hinzuweisen, diese Art des Fan-Patriotismus in gefährlicher Verwandtschaft zum aufkeimenden Nationalismus stünde. Müssen wir? Also mal abgesehen davon, dass diese Art des pädagogischen Eingriffs auf das Eigentum anderer schon rein formal auf eine so dreist belehrende Art übergriffig ist, dass man sich nicht wundern muss, wenn sie nichts als Wut und Trotz bewirken – inhaltlich ist es erst recht daneben. Denn wer denen Futter liefert, die sagen, in Deutschland wird doch schon in die rechte Ecke gestellt, der sich auch nur für sein Land interessiert, der tut am besten genau so was. Moralisch alarmistisch maßregelnd bevormunden – ein Eigentor-Hattrick mit Ansage. Oder soll man die Fahne nicht zeigen dürfen, weil auch bei Pegida wild mit ihr gewedelt wird? Viel mehr schon müsste man sie gerade darum und dagegen tragen – und dabei vom Hambacher Fest erzählen und den Werten, für die Schwarz-Gold-Gold eigentlich steht …

    Wer nicht ideologisch, sondern sonst irgendwie so gegen die Fähnchen ist, findet sie halt hässlich oder kindisch. Findet jedenfalls das, was beim Sommermärchen noch als endlich mal möglicher unverkrampfter Fan-Patriotismus auch in Deutschland begrüßt wurde, jetzt blöd. Klar, kann man auch albern finden, schwarz-rot-goldene Seitenspiegel-Überzieher etwa, und es gibt ja auch schon Zahnpasta in den Nationalfarben. Aber wenn alles gleich irgendwie weg müsste, was irgendjemand blöd findet, bliebe wohl nicht mehr viel übrig von den Buntheiten der Welt, die meistens sinnlos sind, aber eben doch freudvoll und harmlos. Alle zwei Jahre kann man anderen so was schon gönnen. Wolfgang Schütz

    Weg mit den Deutschland-Fähnchen? Hier das Pro:

    Bin ich nur für Deutschland, wenn ich mein Auto mit Radsocken ausstatte, die über die Felgen gespannt werden? Kann ich mit der deutschen Mannschaft wirklich nur mitfiebern, wenn ich meinen Vorgartenzaun, meinen Briefkasten, alle Fenster mit möglichst vielen Deutschlandfahnen ausflagge, mein Hund mit schwarz-rot-goldenem Halsband spazieren geht?

    Eine kuriose Diskussion ist derzeit in Deutschland zu gange. Eine grüne Jugendbewegung hat aufgerufen, bei dieser Europameisterschaft auf Fähnchen zu verzichten. Denn diese „produzieren Nationalismus“. Und weil Unbekannte derzeit Fähnchen von den Autos entfernen und dies als politische Aktion verstehen, ist schon wieder viel von Nationalstolz und den ewigen Problemen der Deutschen mit ihrer Fahne die Rede. Eine Diskussion, die in Deutschland übrigens ebenso zuverlässig wie ergebnislos im Zwei-Jahres-Turnus geführt wird. Nämlich immer dann, wenn die deutsche Nationalmannschaft versucht, einen Meistertitel zu holen. Tatsächlich ist es aber so: Spielen die deutschen Fußballer, wird das Land schwarz-rot-gold dekoriert. Zieht der Herbst ins Land, kommen die Kürbisse an die Toreinfahrten. Und wenn sich Weihnachten nähert, werden bunt blinkende Lichterketten aus den Kisten geholt – in den seltensten Fällen ein Beitrag zur Verschönerung der Umgebung, Rituale halt.

    Das kann im Jahr 2022 ganz blöd ausgehen, wenn die WM im Dezember in Katar stattfindet. Da kommt dann der Nikolaus im Fußball-Trikot auf die Weihnachts-Fanmeile. Der Glühwein wird in Deutschlandbecher ausgeschenkt. Und wie wär’s mit schwarz-rot-goldenen Schneeketten? Auweia! Dies gilt es schon jetzt zu verhindern! Weg mit den Fähnchen! Doris Wegner "Gegen Nationalismus": Unbekannte stehlen Deutschlandfahnen von Autos

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