Die Menschen lassen sich bekanntlich in zwei Arten unterscheiden: Männer und Frauen. Erstere haben in der Geschichte der Menschheit eine überschaubare Zahl von Unterformen entwickelt, während die Erscheinungsarten der Frauen dagegen unglaublich vielfältig sind. Ein Beispiel für diese Vielfalt ist der Typus der Spielerfrau. Glaubt man dem ehemaligen Bayern-Spieler Mehmet Scholl, eine erstrebenswerte Existenz („Im nächsten Leben werde ich Spielerfrau“).
Spielerfrauen gibt es nur im Fußball. In anderen Sportarten sind die Frauen der Spieler einfach die Frauen der Spieler. Die Spielerfrau dagegen erkennt man auf den ersten Blick. Sie ist ein Herden-Typ. Das macht es schwierig, die eine von der anderen zu unterscheiden. Irgendwie sehen sie alle gleich aus, und doch ganz anders als die Wurstverkäuferin unseres Vertrauens.
Spielerinnenmänner dagegen gibt es nicht, zumindest nicht im Bewusstsein der Öffentlichkeit. Es mag der ein oder andere Mann einer Spielerin als versprengter Einzelgänger existieren, aber im Grunde führt er das Dasein eines Kanzlerinnengatten. Bei Terminen seiner Frau gibt es für ihn kein Herrenprogramm, keine Bootsfahrt, nicht einmal einen Brauereibesuch.
Zwei Typen von Spielerfrauen
Wenn sich der Spielerinnengatte, wie Frau Merkels Herr Sauer, auch nicht in die Abgeschiedenheit eines wissenschaftlichen Instituts zurückzieht, so hockt er doch lieber auf dem Flügelposten der Hotelbar, als mit anderen Spielerinnenmännern auf der Tribüne zu sitzen. Sarah Brandner als sexy Weihnachtsengel
Grundsätzlich unterscheidet man zwei Typen von Spielerfrauen. Die eine Sorte taucht nur im Stadion auf. Sie hat sich die Woche über bei Prada, Gucci oder Armani für das Spiel vorbereitet.
Die andere Sorte ist die Manager-Spielerfrau. Sie formt sich ihren Spieler selbst, entscheidet in Vertrags- und Finanzfragen für ihren Mann. Herausragende Vertreterinnen: Uschi Müller, Gaby Schuster, Bianca Illgner, Angela Häßler oder Martina Effenberg.
Die Geschichte der Spielerfrau beginnt mit Ita Bortoluzzi. Älteren Fußball-Fans besser bekannt als Italia Walter. Verheiratet mit Fritz Walter, einem Helden von Bern. Wie alle, die einen neuen Weg gehen, traf Italia auf Vorbehalte und Widerstände. Für die Zeit der 50er Jahre war die dunkelhaarige Signora mit ihren rot lackierten Fingernägeln, den hochhackigen Schuhen und dem geschminkten Gesicht die Verkörperung des Anrüchigen, das den braven Fritz vom rechten Weg abbringen würde.
"Die macht unseren Fritz fertig"
Der rechte Weg war der des Fußballs und Spieler wie Fritz Walter gehörten der Republik, nicht einer Frau. Die Pfälzer nahmen es ihrem Fußballhelden aus Kaiserslautern zudem übel, dass er sein Herz an eine Dolmetscherin aus Frankreich mit italienischen Wurzeln vergeben hatte, die in roten Stiefeln auf dem Betzenberg erschien. Auch Sepp Herberger, der Bundestrainer, versuchte seinem Lieblingsschüler, die Hochzeit mit diesem bunten Vogel auszureden. „Die kann nicht kochen, die kann nicht nähen, die macht unseren Fritz fertig“, lautete der Tenor der Klagen über Italia.
Zumindest was das Kochen betraf, war das eine üble Verleumdung. Abgesehen davon entwickelte sich die Signora aber immer mehr zur starken Frau hinter einem weichen Mann. Sie war Lebensberaterin und Finanzverwalterin – kurzum die erste Managerin eines deutschen Fußball-Helden. Nachfolgerinnen fand sie zunächst kaum.
Erst in den 70er Jahren trat Uschi Müller dezent in ihre Fußstapfen. Die Frau des erfolgreichsten deutschen Torjägers aller Zeiten, lenkte ihren Gerd allerdings aus der zweiten Reihe. Uschi war Gouvernante und Anker im Leben des ehemaligen Nördlinger Webergesellen, der sich außerhalb des Fußballplatzes verloren fühlte.
Was die Altherrenriege des Deutschen Fußball-Bundes damals über die Frauen der Nationalspieler dachte, enthüllte das Festbankett nach dem gewonnenen WM-Titel 1974. Die Frauen haben hier nichts zu suchen, ließen die DFB-Funktionäre wissen. Paul Breitner und Gerd Müller erklärten daraufhin am selben Abend ihren Rücktritt aus der Nationalmannschaft.
Neuer Typus der Spielerfrau
Zu Beginn der 80er Jahre betrat ein neuer Typus der Spielerfrau die Fußballbühne. Ihr Prototyp: Gaby Schuster, Begründerin der blonden Periode. Gaby, sechs Jahre älter als ihr jünglinghafter Bernd, agierte als Ehefrau und Managerin in der ersten Reihe. Wie im Falle von Fritz Walter und Gerd Müller vertrat sie einen Mann, der lange unsicher durchs Leben ging. Das Ex-Model musste die Kämpfe, die Italia ausgetragen hatte, neu kämpfen. Wer wird Europameister? Mittippen und tolle Preise gewinnen
Ihr Bernd, das große Augsburger Talent, gehörte im Verständnis Fußball-Deutschlands zuallererst den Fans. Bernd und Gaby sahen das anders. Die Schusters zogen nach Spanien, Gaby brachte ihren Ehemann beim FC Barcelona unter und Bernd zog sich schon mit 21 Jahren aus der Nationalmannschaft zurück – was die deutsche Öffentlichkeit Frau Schuster anlastete.
Die zeitgenössische Spielerfrau ist nicht mehr zwangsläufig die Frau des Spielers. Wenn sie mag, darf sie aufgehübscht vor Kameras posieren. Eine Hommage an Bianca Illgner, die einst in roten Lederhotpants etliche Mannschaftssitzungen gesprengt hat.
Lediglich Sarah Brandner und Lena Gerke arbeiten als Model
Die moderne Spielerfrau ist auch nicht mehr Managerin ihres Partners. Sie ist alles Mögliche, nie aber Kassiererin bei einem Discounter. Grit Freiberg beispielsweise, 25, Ehefrau von Tim Wiese, ist Mutter und Psychologiestudentin. Claudia Schattenberg, verheiratet mit Philipp Lahm, arbeitet als Angestellte bei Mercedes-Benz, Silvia Schmeichel, Sandkastenliebe von Mario Gomez, studiert Pharmazie.
Die Fraktion der Models ist überraschend klein. Nur Bastian Schweinsteigers Freundin Sarah Brandner und die Herzdame von Samy Khedira, Lena Gerke, räkeln sich regelmäßig vor Objektiven.
Ob es das ist, was sich Mehmet Scholl für sein nächstes Leben wünscht?