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EM 2012: Italiener wittern Absprachen zwischen Spanien und Kroatien

EM 2012

Italiener wittern Absprachen zwischen Spanien und Kroatien

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    Ausgerechnet Gianluigi Buffon befürchtet, dass es Absprachen zwischen Spanien und Kroatien geben könnte. Buffon wird verdächtigt, ein Faible für Wetten und Glücksspiel zu haben.
    Ausgerechnet Gianluigi Buffon befürchtet, dass es Absprachen zwischen Spanien und Kroatien geben könnte. Buffon wird verdächtigt, ein Faible für Wetten und Glücksspiel zu haben. Foto: dpa

    Wer denkt, es spiele keine große Rolle, wo sich eine Fußball-Nationalmannschaft während einer Europameisterschaft niederlässt, unterschätzt die Vorplanungen für ein solches Projekt. Spätestens, wenn klar ist, dass ein Fußballverband für ein Turnier qualifiziert ist, schwärmen dessen Abgesandte aus, um für die Mannschaft das passende Quartier zu finden. Abgelegen und doch stadtnah oder mitten in der City, aber ruhig oder eingebettet in eine schöne Landschaft mit Trainingsstätten und, wenn möglich, einem Golfplatz hinter dem Hause – das alles weiträumig einzäunbar und mit Sichtschutz zu versehen.

    Spanische Mannschaft hat ihr Hotel in Gnewin

    In der Quartierfrage muss jedes Detail passen. Vom früheren Bundestrainer Berti Vogts ist bekannt, dass er die Matratzen in den Spielerzimmern sowie die Blickdichte der Vorhänge persönlich überprüft hat.

    Wer die spanische Mannschaft in der 1700-Einwohner-Ortschaft Gnewin, eine Autostunde von Danzig entfernt, besucht, könnte den Eindruck haben, dass sich die Spanier als Letzte auf die Suche nach einer EM-Herberge gemacht haben. Schön sind hier nur die letzten Kilometer der Anfahrt. Den Ort prägen Kleinbetriebe mit ihren Arbeits- und Lagerhallen. Der polnische Aufschwung hat offenbar auch Gnewin erreicht.

    Im deutschen Lager wird ab neun Uhr gearbeitet

    Genau an diesem Flecken hat sich der Welt- und Europameister niedergelassen. Hotel und Trainingsareal sind eingezäunt. Wer keine Akkreditierung besitzt, muss draußen bleiben. Das Pressezentrum öffnet um zwölf, was im deutschen Lager zu Aufruhr führen würde. Dort stehen die Arbeitszelte um neun Uhr offen. Andererseits scheinen die spanischen Medien ein deutlich geringeres Interesse an ihrer Nationalmannschaft zu haben als die deutschen. Während sich zu den täglichen DFB-Pressekonferenzen 200 Medienvertreter versammeln, sind es bei den Spaniern halb so viele.

    Dabei hat der Titelverteidiger das Viertelfinale noch lange nicht in der Tasche. Das 1:1 gegen die überraschend starken Italiener und das rauschhafte 4:0 gegen Irland haben nur vier Zähler erbracht. Um sicher in die nächste Runde einzuziehen, benötigt Spanien heute Abend in Danzig (20.45/ZDF) wenigstens noch einen Zähler. Der ist Iniesta & Co. in jedem Fall zuzutrauen.

    Italiener fühlen sich an 2004 erinnert

    Genau an dieser Stelle aber ist das Misstrauen der Italiener erwacht, die zur gleichen Zeit auf Irland treffen. Begnügen sich Spanier und Kroaten beispielsweise mit einem 2:2 oder einem höheren Unentschieden, stünden beide Teams im Viertelfinale – und Italien wäre draußen. Spanien, Kroatien, Italien - Wer kommt wie weiter?

    Es wäre die Wiederholung jener Geschichte, die sich bei der EM 2004 zum Nachteil der Squadra Azzurra abgespielt hat. Damals glaubte Italien, das Opfer einer Verschwörung geworden zu sein. Antonio Cassano hatte in der 90. Minute zum 2:1 für Italien getroffen. Im Glauben, er habe seine Mannschaft ins Viertelfinale geschossen, war er zur Auswechselbank gestürmt, wo er in die versteinerten Gesichter seiner Mitspieler sah. Denn Schweden hatte ebenfalls in der letzten Minute zum 2:2 gegen Dänemark ausgeglichen. Schon vorher war klar gewesen, dass dieses Ergebnis die Italiener aus dem Turnier befördern würde. Hinterher glaubte jeder aufrechte Tifoso, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zugegangen wäre.

    Und nun? Spaniens Innenverteidiger Raul Abiol verzieht das Gesicht: „Es gibt keinen Pakt. Es ist geradezu lächerlich, darüber zu reden. Jeder geht raus, um zu gewinnen.“ Es war Italiens Torhüter Gianluigi Buffon, der als Erster über eine mögliche Übereinkunft zwischen Spaniern und Kroaten gesprochen hat. Medien und Tifosi haben es weitergedreht. Dass Buffon den Gedanken äußert, ist pikant. Schließlich ist der 34-Jährige im Zuge des italienischen Wettskandals ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten. Inzwischen sagt der Torhüter, er vertraue darauf, dass Spanien keine miesen Tricks anwenden werde.

    Spanier und Kroaten kennen sich

    Buffon: „Wir sprechen von dem besten Team der Welt. Das sind große Champions.“ Über die Kroaten hat er nichts gesagt. Dabei gibt es durchaus Verbindungen zwischen Spaniern und Kroaten. Beispielsweise jene zwischen Spaniens Negredo und Kroatiens Rakitic. Der ehemalige Schalker Rakitic hatte dem Stürmer der Spanier via E-Mail zum 4:0 gegen Irland gratuliert. Negredo: „Ansonsten haben wir nur über unsere Familien gesprochen.“

    Was immer die beiden ausgetauscht haben: Die Spanier würden es als unter ihrer Fußballwürde empfinden, den ersten Gruppenplatz nur mit einem weiteren Remis zu erringen. Sie wollen gewinnen und haben inzwischen auch ihre feste Formation gefunden. Sie sieht einen zentralen Stürmer vor und heißt Fernando Torres.

    Das nur mäßig erfolgreiche Modell ohne zentrale Spitze ist wieder verschwunden. Kroatien dagegen dürfte bereits zum dritten Mal mit derselben Startelf beginnen. Für Slaven Bilic könnte es das letzte Spiel als Trainer der Nationalmannschaft werden. Nach der Europameisterschaft wechselt Bilic zu Lokomotive Moskau. Das jedenfalls ist abgesprochen.

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