Der Mensch ist ein Herdentier. Mitunter ein recht dämliches. Über Sinn und Unsinn des so genannten Public Viewings - also des gemeinsamen Betrachtens vorwiegend auf Videoleinwänden übertragender Ereignisse zumeist sportiver Art - lässt sich trefflich diskutieren.
Glaubt Public Viewer wirklich, mittels Anfeuerung aus mehreren hundert bis tausend Kilometern Entfernung eine signifikante Veränderung der Spielsituation herbeiführen zu können? Egal. Es gibt ja auch durchaus Punkte, die für das kollektive Sitzen und Stehen vor Leinwänden sprechen. Stichsprichwort: Geteiltes Leid ist halbes Leid.
Diskusionen über Fußball? Nicht möglich
Selbstverständlich hat das Gemeinschaftserlebnis auch den ein oder anderen Nachteil. Wie jedes Gemeinschaftserlebnis (vergleiche "Flatrate-Party"). Tiefschürfende Diskussionen über die Stärken Mats Hummels im vertikalen Spielaufbau verlaufen aufgrund fehlender befähigter Gesprächspartner oder übersuppender Geräuschkulisse im Nirvana.
Weitaus irritierender als die Vorliebe, in größeren Menschenmengen Fußball anzuschauen, sind diejenigen, die sich danach über die Menschenmengen aufregen. Nicht selten hört man Klagen, wonach die Getränkezufuhr extrem ins Stocken geriet, man permanent die Haare der adipösen Brünetten im Gesicht hatte oder einfach die Sicht ständig zugestellt wurde. Vergleichbar, als würde man sich im Swingerclub über die ganzen Perversen ärgern. (time)