Ingolstadt Die 4575 Zuschauer in der Ingolstädter Saturn-Arena hatten gestern Abend gegen 20.20 Uhr wieder einmal ihr gutes Gespür beweisen. Als die letzten 120 Sekunden des Endspiels um die Inline-Hockey-Weltmeisterschaft zwischen Gastgeber Deutschland und Kanada auf dem Videowürfel zu ticken begannen, schwappte zunächst mehrfach die „La Ola-Welle“ durch die voll besetzten Ränge. Kurze Zeit später saß kaum noch einer der Besucher auf seinen Plätzen. Mit rhythmischem Klatschen und „Deutschland, Deutschland“-Gesängen zollten die Anhänger ihrer Mannschaft den verdienten Respekt, obwohl zu diesem Zeitpunkt beim Stand von 9:5 (3:1, 2:1, 3:3, 1:0) bereits feststand, dass der Titelträger 2012 Kanada heißen würde.
„Die Stimmung in der Halle war auch heute wieder unglaublich. So macht Inline-Hockey schlichtweg einen Riesenspaß“, meinte Nationalstürmer Michael Wolf, bei dem sich die anfängliche Enttäuschung über die Final-Niederlage schnell gelegt hatte. „Natürlich hätten wir gerne die Goldmedaille geholt. Aber die Kanadier haben sehr stark gespielt und diese Partie am Ende auch verdient gewonnen“, so der Iserlohner DEL-Akteur, der sich auch mit dem silbernen Edelmetall „sehr zufrieden“ zeigte: „Wenn man das ganze Turnier betrachtet, dann können wir sicherlich stolz auf unsere gezeigten Leistungen sein.“
Zustimmung erhält Wolf in seiner Einschätzung auch von seinem kongenialen Sturmpartner Thomas Greilinger. Der Lokalmatador, der nach dem Endspiel zum besten deutschen Akteur der Weltmeisterschaft ausgezeichnet wurde, sah in den Kanadiern einen „absolut würdigen Weltmeister“. Allerdings mussten die Ahornblätter trotz einer zwischenzeitlichen komfortablen 6:2-Führung (27.) im weiteren Verlauf nochmals kräftig zittern. „Nach unserem 5:6-Anschlusstreffer hätte das Match sogar noch einmal kippen können. Doch dann haben wir uns einen Fehler vor dem eigenen Kasten geleistet, den die Kanadier eiskalt ausgenutzt haben“, resümierte Bundestrainer Georg Holzmann, der trotz der Finalniederlage über das gesamte Gesicht strahlte. „Ich bin absolut stolz auf meine Mannschaft. Mit der Silbermedaille hat sie Unglaubliches geleistet“, so der deutsche Chefcoach, der auch aus einem anderen Grund keinen Ärger oder Enttäuschung verspürte. „Mit unserer mannschaftlichen Geschlossenheit sowie dem nötigen Quäntchen Glück haben wir im Viertelfinale den amtierenden Weltmeister Tschechien sowie im Halbfinale die starken Finnen besiegt. Daher ist es jetzt auch kein Beinbruch, dass es nun gegen die ebenfalls bärenstarken Kanadier, die über eine brutale Schussgenauigkeit, hohes Tempo und tolles Stickhandling verfügen, nicht ganz gereicht hat.“
Den deutschen Fans war es sichtlich egal. Sie feierten ihre Mannschaft auch nach der Siegerehrung bei der Ehrenrunde erneut mit stehenden Ovationen.
Tore: 1:0 Grassi (1.), 2:0 Woods (8.), 3:0 Foote (9.), 3:1 Greilinger (10.), 4:1 Woods (20.), 4:2 Wolf (21.), 5:2 Grassi (24.), 6:2 Hammond (27.), 6:3 Buzas (27.), 6:4 Schütz (29.), 6:5 Wolf (31.), 7:5 Grassi (31.), 8:5 Woods (36.), 9:5 Grassi (42.). – Zuschauer: 4575.