Christian Chartier empfängt den Besucher mit einer Mütze auf dem Kopf. Auch einen Kanadier friert es im Winter, vor allem wenn er kurze Haare hat. Die größte Aufmerksamkeit beansprucht nach der Begrüßung erst einmal Hund Dexter. Der Rottweiler ist ein wichtiges Familienmitglied im Hause des Pantherverteidigers. „An Weihnachten bekommt Dexter einen Knochen“, erzählt Chartier. Die Geschenke für die Töchter Ada (3) und Andi (1) hat er zusammen mit Ehefrau Adrienne unter dem Christbaum platziert. Der 30-Jährige hat sich als Eishockeyprofi daran gewöhnt, dass ihm nicht viel Zeit für die Weihnachtsfeier bleibt.
„Zu Hause gehen wir am 24. Dezember in die Kirche und anschließend fast die ganze Nacht von Haus zu Haus“, erzählt der Frankokanadier aus Birtle in Manitoba. Hier in Deutschland freut sich Chartier auf die Bescherung für seine Kinder und Spaziergänge in den westlichen Wäldern – sie sind nur kurze Erholungsphasen im dienstlichen Feiertagsstress. Am heutigen Freitag spielt das DEL-Team bei den Nürnberg Ice Tigers, nach dem freien Heiligen Abend wird am Sonntag bereits wieder trainiert und am Montag folgt der Eishockey-Höhepunkt des Festes mit der Partie gegen den Nachbarn ERC Ingolstadt.
Verteidiger Chartier kennt beide Vereine. Er ist im vierten Jahr Panther-Angesteller, dazwischen lag 2010/2011 eine Saison beim ERCI. Dort kam er nicht wie gewünscht zurecht und war deshalb froh, dass er wieder nach Augsburg zurückkehren konnte. „Mir geht es wie dem Team. Ich habe gut angefangen, aber dann auch Schwächen gezeigt“, gibt Chartier zu. „Es hätte der Mannschaft sehr geholfen, wenn mir mehr als ein Treffer gelungen wäre“, hält er seine Statistik für ausbaufähig.
Der Kanadier weiß, wie ernst die Anhänger gerade die Derbys gegen bayerische Nachbarn nehmen. „Big Deal“ nennt er das. „Aber in unserer Situation sind alle Spiele wichtig“, betont der eher schweigsame Übersee-Import, der nächste Woche seinen 31. Geburtstag feiert. Zu den Gratulanten gehören die Schwiegereltern, die fast jeden Winter einen Deutschland-Besuch eingeplant haben. Chartier mag Augsburg, auch wenn die Stadt so viel größer ist als seine Heimatbasis in Kanada mit ein paar Hundert Einwohnern. „Viele davon arbeiten in der Mine.“ Kaliumsalz heißt der kostbare Rohstoff, der aus dem kanadischen Boden gewonnen wird. „Auch ich kann mir später einen Job als Minenarbeiter vorstellen“, sagt Chartier. Noch ist er Eishockeyprofi mit einem Panthervertrag bis 2013.
Zur Vorbereitung auf das Derby-Wochenende gehörte ein „Weihnachtscup“ im Dienstagtraining. Jeder der drei Torhüter konnte sich sein Team zusammenstellen. Am Ende gewannen Leo Conti und Co. „Ich habe mir die Spieler ausgesucht, die hart arbeiten“, so der Schlussmann über seine Auswahl, die selbst das Trainergespann überraschte. Conti muss heute vermutlich wegen eines lädierten Knöchels aussetzen. Trainer Larry Mitchell plant in diesem Fall mit den Torhütern Tyler Weiman und Jordan Parise. Da nur zehn Importprofis eingesetzt werden dürfen, muss ein Feldspieler raus. Es würde Gabe Gauthier treffen. Im vierten Sturm könnten Sean O’Connor, Peter Flache und Jeffrey Szwez auflaufen.