Brett Breitkreuz hätte Landwirt werden können. „Meine Eltern hatten in Kanada eine große Farm mit 250 Rindern.“ Der 25-Jährige war auch ein begabter Rodeoreiter. „Aber ich habe mich im Alter von 14 Jahren entschieden, mich sportlich ganz aufs Eishockey zu konzentrieren.“ Das ist für den Pantherstürmer seit vier Jahren der Beruf.
Entscheidenden Anteil daran hatte Bill Stewart. Der damalige Trainer der Kölner Haie hatte sich 2010 bei den Vancouver Giants erkundigt, ob dieser Juniorenstürmer aus Springside („ein Dorf mit 600 Einwohnern“) die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt. Da die Großeltern aus der Nähe von Leipzig stammten, war es für Brett kein Problem, einen deutschen Pass zu bekommen. „Innerhalb von zwei Wochen hatte ich ihn.“
Die Großmutter weinte vor Glück
Die Profikarriere in Europa konnte beginnen. Drei Jahre lang spielte Breitkreuz für die Kölner Haie, ehe ihn Trainer Larry Mitchell 2013 nach Augsburg lotste. „Meine Großmutter weinte vor Glück, als sie die ersten Fotos von mir in ihrer alten Heimat sah“, erzählt Brett auf Englisch. „Ich spreche zwar Deutsch, traue mich aber nicht so recht“, gibt sich der Angreifer zurückhaltend.
Auf dem Eis agierte Breitkreuz in der Vergangenheit eher körperlich robust. Seine Hündin heißt nicht von ungefähr Pim. Das ist die Abkürzung für „Penaltys in minutes“. Auf Deutsch bedeutet das Strafminuten. „Brett ist unser Polizist“, nennt ihn deshalb der Trainer, halb ernst, halb scherzhaft. „Ich bin doch schon viel ruhiger geworden. Das ist das Alter“, meint Breitkreuz. Aber auch Knochenbrüche im Gesicht nach einem Pucktreffer haben in ihm defensive Verhaltensmuster verstärkt.
Wenn nötig, wird Breitkreuz aber immer noch handgreiflich – wie kürzlich in der Auseinandersetzung mit Jeffrey Swecz aus Ingolstadt. Anschließend musste der Augsburger genäht werden, sein lädiertes Konterfei übermittelte er via soziale Medien an die Öffentlichkeit. Breitkreuz lässt sich gerne fotografieren. Stolz zeigt er ein Bild mit Ehefrau Paula, ganz bayerisch in Lederhose und Dirndl auf dem Münchner Oktoberfest.
Das Hochzeitsdatum als Tattoo auf der Haut
Am 12. Juli hat das Paar im kanadischen Regina (Provinz Saskatchewan) geheiratet. Das Datum tragen sie als Tattoo auf der Haut. „Ich habe es am Fuß, Brett am Oberarm“, verrät Paula, die an der Internationalen Schule in Gersthofen als Lehrerin arbeitet. Sie ist im Gespräch der ruhende Pol, während Brett eingesteht, dass es ihm schwerfällt, für längere Zeit Ruhe zu bewahren. Er liebt die Bewegung, auch auf dem Eis ist er schnell unterwegs.
„Ich will meinen Beitrag zum Erfolg des Teams leisten.“ Treffer und Scorerpunkte sind für ihn zweitrangig, versichert der sechsfache Torschütze der vergangenen Saison. Es war seine erfolgreichste in Europa. „Aber es hat mich im Sommer schon beschäftigt, dass ich nicht noch mehr getroffen habe. Vielleicht wären wir dann in die Play-offs gekommen“, mutmaßt der Hobbyjäger.
Ihm und seiner Frau gefällt es in Augsburg. „Hier kann ich zu Fuß ins Eisstadion gehen, in Köln war ich mit dem Auto viel länger unterwegs“, nennt Brett praktische Gründe. Er und Paula genießen die Altstadt, aber das Paar hat auch unterschiedliche Vorlieben. „Ich mag die Wärme“, sagt Frau Breitkreuz. Die kurze Hochzeitsreise führte deshalb nach Phoenix im US-Staat Arizona. „Ich liebe den Winter“, betont Brett. Er hat die für ihn schönsten Tage noch vor sich. Am Sonntag kommen die Haie ins Curt-Frenzel-Stadion. „Köln hat Geld und deshalb immer ein gutes Team.“ Dieses Jahr ist dem Vizemeister der Start aber missglückt.
Am Sonntag empfangen die Panther um 17.45 Uhr gegen die Kölner Haie. Das Spiel kommt live bei ServusTV.