Aus dem Flieger in die Startelf. Es war eine Entscheidung gegen alle Trainer-Regeln, die Pep Guardiola mit dem Einsatz von Xabi Alonso getroffen hatte. Zwei Mal war der 32-Jährige binnen 30 Stunden zwischen Madrid und München hin- und hergejettet, am Freitagabend traf er im Münchner Mannschaftshotel ein. Nur gut, dass die Vorstellungsrunde nicht sehr intensiv sein musste. „Den kennt ja jeder“, sagte Kapitän Philipp Lahm, der sich mit der Blitz-Implantation des neuen Spaniers kein Problem aufreden lassen wollte. Und das, obwohl die gemeinsame Trainingseinheit nur aus dem Anschwitzen am Vormittag im Stadion von Schwarz-Weiß Essen bestand.
Alonso als ordnende Hand im Bayern-Spiel
Auf dem Platz machte Alonso am Abend dann allerdings das, was er über Jahre bei Real Madrid gezeigt und ihm eine Zeit lang den Ruf des weltweit besten defensiven Mittelfeldspielers eingetragen hatte. Er war die ordnende Hand, brillierte mit seinem Passspiel, wurde von den Mitspielern gesucht und durfte gleich alle Freistöße ausführen. „Er hat ein feines Spiel gemacht“, zollte Mitspieler Xherdan Shaqiri dem Debüt des Weltstars Respekt. Der Schweizer, der die Bayern gerne verlassen würde, weil er mit seiner Rolle als Ergänzungsspieler nicht zufrieden ist, darf den Rekordmeister nicht verlassen. „Der Verein hat gesagt, ich muss bleiben“, erklärte der 22-Jährige, der in Gelsenkirchen die kompletten 90 Minuten hatte spielen dürfen. Für Alonso dagegen war nach 68 Minuten und 88 Ballkontakten die Partie beendet, weil den Spanier Krämpfe befielen.
Guardiola verschönerte die Überraschung mit Alonso das magere 1:1 (0:1)-Unentschieden bei Schalke 04. „In den ersten 25 Minuten hat er überragend gespielt.“ Auch der smarte Neuzugang selbst hatte trotz des Reisestresses nicht weniger von sich erwartet: „Ich spiele die Position seit Jahren, das war nichts Neues für mich." Nun müsse er erst einmal gut trainieren, der Rücktritt aus Spaniens Nationalmannschaft gibt in der Länderspielpause die Gelegenheit dazu.
Beteiligt aber schuldlos am Ausgleichstreffer
Beteiligt, aber schuldlos war Alonso auch am Schalker Ausgleich, der den Knappen nach sieben Niederlagen gegen den FC Bayern in Folge wieder ein durchaus überraschendes Erfolgserlebnis bescherte. Beim Rettungsversuch nach einem verlängerten Freistoß traf Alonso nur das Bein des anstürmenden Benedikt Höwedes, vom Arm des Schalker Kapitäns prallte der Ball dann ins Netz (61.).
Der Treffer zählte trotz der heftigen Münchner Proteste, weil Höwedes keine unnatürliche Handbewegung zu unterstellen war. „Aufgrund der zweiten Halbzeit ist der Punkt hochverdient“, sagte Trainer Jens Keller befriedigt. Nach dem Fehlstart in die Saison hatte wenig für die Schalker gesprochen, nun wird in der Dauerdiskussion um seine Person wenigstens zwei Wochen Ruhe herrschen.
Robert Lewandowski trifft zum ersten Pflichtspiel-Tor
In den ersten 20 Spielminuten hatte der FC Bayern brilliert, dann aber den Faden verloren. Guardiola sah in der Anfangsphase die beste Leistung im letzten halben Jahr. Es rächte sich aber, dass aus vier großen Chancen nur ein Treffer entsprang. Robert Lewandowski feierte nach einer Klassekombination mit Thomas Müller und Sebastian Rode sein erstes Pflichtspiel-Tor für die Münchner (10.). „Wir hatten den Ball, aber es war anstrengend“, sagte Guardiola. Zu anstrengend offenbar in dieser frühen Saisonphase mit Trainingsrückstand bei vielen und etlichen Verletzten.
Danach sei die Kontrolle verloren gegangen und das Spiel, ätzte der anspruchsvolle Trainer, nur noch „ein gutes Training für unsere Beine“ gewesen. Es war keiner da, der voran gegangen wäre und für einen Umschwung gesorgt hätte – das lässt sich beim FC Bayern selten feststellen. Der beim 2:1 gegen Wolfsburg noch so wertvolle Arjen Robben war angeschlagen in München geblieben. Von Rode konnte man die Führungsrolle bei seinem Startelf-Debüt als offensiver Nebenmann von Alonso nicht erwarten. Kämpferisch überzeugte der Ex-Frankfurter. Der 17-jährige Gianluca Gaudino, noch die Attraktion des Eröffnungsspiels, blieb komplett auf der Bank. Der neue Abwehrspieler Mehdi Benatia stand noch nicht im Kader.
FC Bayern sichert sich weiteres Talent
Ob er wisse, dass er nach dem Niederländer Clarence Seedorf der zweite Spieler werden könne, der mit drei Vereinen die Champions League gewinnt, wurde Xabi Alonso gefragt. Natürlich wisse er das, entgegnete der 2005 mit dem FC Liverpool und in diesem Jahr mit Real erfolgreiche Baske. „Aber bis dahin müssen noch viele Matches gespielt werden.“ Sein Vertrag lässt ihm zwei Jahre dafür Zeit.
Derweil hat sich der FC Bayern offenbar die Dienste eines weiteren Talents gesichert. Laut Medienberichten soll der 18-jährige Gladbacher Sinan Kurt für 2,5 Millionen Euro nach München kommen.