Auf seiner Reise nach Berlin läuft dem FC Bayern am Dienstagabend der VfL Wolfsburg über den Weg. Wegen einer ARD-Sondersendung über den Bombenanschlag von Boston verzögert sich der Anstoß um fünf Minuten. Beginn ist um 20.35 Uhr (zum Liveticker) in der Allianz-Arena. Knut Kircher leitet die Partie.
Die Niedersachsen hinken mit Tabellenplatz 13 ihren Erwartungen in der Bundesliga weit hinterher. Allerdings: Die Wölfe sind seit fünf Spieltagen ungeschlagen, auswärts stellt der VfL das drittbeste Team der Saison. Im DFB-Pokal wollen die Wölfe nun ihre minimale Chance nutzen.
"Bayern München ist im Moment nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa die Übermannschaft. Da braucht man einen absoluten Sahne-Tag", sagte VfL-Trainer Dieter Hecking. Doch trotz des scheinbar übermächtigen Halbfinal-Gegners glaubt er an einen möglichen Pokalsieg seiner Truppe. "Das ist ein berechtigter Anspruch, da bleibe ich dabei", sagte der VfL-Coach. "Du hast in jedem Spiel eine Chance. Nur werde ich mich nicht hinstellen, dass wir die Bayern 4:0 weghauen."
Von gegenseitigem Respekt
Angesichts der bisherigen Leistungen des deutschen Meisters forderte Hecking: "Wir dürfen nicht zu viel Respekt haben." Denn auch der FC Bayern habe Respekt vor dem VfL. "Sie wissen, dass wir auch Spieler dabei haben, die Spiele entscheiden können", so Hecking.
Einen solchen hat sich der Rekordmeister in Mario Mandzukic vor der Saison geangelt. Gerade er ist heiß auf das Wiedersehen mit seinen alten Kameraden. Jupp Heynckes, der sich in Sachen Aufstellung noch bedeckt hält, hat die Qual der Wahl aus dem Trio Mandzukic, Gomez und Pizarro.
Hecking im Pokal-Fieber
Die peinlichsten DFB-Erstrunden-Niederlagen aus der jüngsten Historie
30. Juli 2011: Dynamo Dresden - Bayer Leverkusen 4:3; 3:0 führte Champions-League- Teilnehmer Leverkusen, ehe die Gastgeber eine fulminante Aufholjagd zum 3:3 starteten und Alexander Schnetzler in der Schlussphase der Verlängerung der 4:3-Siegtreffer gelang. «Ich bin hier im falschen Film», sagte Bayer-Stürmer Stefan Kießling.
14. August 2010: SV Elversberg - Hannover 96 5:4 n.E.; 120 Minuten quälten sich die Hannoveraner ohne ein Tor zu erzielen. Im Elfmeterschießen gegen den Regionalligisten patzte dann Mikael Forssell.
2. August 2009: Eintracht Trier - Hannover 96 3:1; Hannover unterlag beim Regionalligisten Eintracht Trier trotz 1:0-Führung. Martin Wagner, Josef Cinar und Sahr Senesie trafen zum Sieg im heimischen Moselstadion.
9. September 2006: FK Pirmasens - Werder Bremen 5:3 n.E. ; Im Elfmeterschießen wurde der Pirmasenser Ersatztorhüter Reiner Schwartz zum Helden, als er gegen Ivan Klasnic und Hugo Almeida parierte und dem großen Favoriten die Laune verdarb.
9. September 2006: Stuttgarter Kickers - Hamburger SV 4:3 n.V.; Kurz vor dem Ende erzwangen die Stuttgarter die Verlängerung und machten die Überraschung dann mit einem Foulelfmeter perfekt. «Wir waren völlig arrogant und haben uns das selbst zuzuschreiben», schimpfte HSV-Trainer Thomas Doll.
21. August 2004: SC Paderborn - Hamburger SV 4:2 n.V.; Wohl selten reiste ein Topclub so chancenlos zu einem Regionalligisten: Schiedsrichter Robert Hoyzer manipulierte die Partie. Dank zweier unberechtigter Elfmeter gewann Paderborn, Hamburgs Mpenza musste wegen Beleidigung des Referees vom Platz. Als der Skandal bekanntwurde, war bereits das Achtelfinale gespielt.
26. August 2000: VfB Stuttgart Amateure - Eintracht Frankfurt 6:1; Ioannis Amanatidis, Andreas Hinkel, Alexander Hleb, Rüdiger Kauf - klangvolle Namen sorgten für den hohen Amateur-Sieg über den Bundesligisten.
27. August 1995: SV Sandhausen - VfB Stuttgart 15:14 n.E.; Erst der 26. Strafstoß landete am Pfosten: Nach Hendrik Herzogs Fehlschuss durfte der Oberligist jubeln. «Für uns war es ein Alptraum, für Sandhausen ein Traum», sagte VfB-Trainer Rolf Fringer.
14. August 1994: TSV Vestenbergsgreuth - Bayern München 1:0; Der damals 21 Jahre alte Industriemechaniker Roland Stein sorgte beim Debüt von Trainer Trapattoni und Torwart Kahn für eine der größten Blamagen der Bayern-Geschichte.
Hecking dürfte seinen Kollegen um diesen Luxus beneiden. Ihn plagen ganz andere Probleme: das Pokal-Fieber. Mit stark erhöhter Temperatur will sich der kränkelnde VfL-Coach dennoch auf die Bank setzen. Hecking weiß um die Bedeutung der Partie: Der DFB-Pokal ist für den VfL die letzte Chance, die Saison zu retten und das eigentliche Ziel, einen internationalen Startplatz, auf Umwegen zu erreichen.
Bayern ohne Ribery
Abgesehen von den Langzeitverletzten Toni Kroos und Holger Badstuber und dem gesperrten Franck Ribery kann der FC Bayern personell aus dem Vollen schöpfen. Lediglich Jerome Boateng klagte nach dem Nürnberg-Spiel über eine leichte Magen-Darm-Infektion.
Die Aufstellungen
FC Bayern München: Neuer - Lahm, van Buyten, Dante, Contento - Martinez, Schweinsteiger - Robben, T. Müller, Shaquiri - Mandzukic
VfL Wolfsburg: Benaglio - Fagner, Naldo, Madlung, Rodriguez - Medojevic, Polak - Vierinha, Diego, Hasebe - Olic