Mamma mia, Italia. Schlagworte wie Korruption und Bestechlichkeit kannten wir bisher aus Italien hauptsächlich während der Regierungszeit von Silvio Berlusconi in der Politik. Aber anscheinend ist während der Amtszeit des ehemaligen Ministerpräsidenten die Hemmschwelle auch in anderen Bereichen ziemlich tief nach unten gerutscht. Jetzt steckt auch die italienische Fußball-Nationalmannschaft in einem Sumpf, der wohl nur schwer auszutrocknen ist. Das ist alles viel mehr als nur Bunga Bunga. Der Wettskandal hat sich anscheinend auf dem Stiefel eingenistet wie eine Zecke unter ein Hundefell.
Doch eigentlich ist das Thema viel zu ernst, um nur mit dem Finger auf die Italiener zu zeigen und sie als Buhmänner herauszufiltern. Oder verschließen wir nur die Augen und leben alle hinter dem Mond? Vom „italienischen Modell“ des Wettskandals sind halt jetzt Ausmaße bekannt geworden, die auch andere europäische Fußball-Fans einmal stutzen lassen.
In Italien stehen Nationalspieler wie Leonardo Bonucci, Domenico Criscito oder Gianluigi Buffon unter Verdacht. Das ist eine ganz andere Dimension, zumal wir unmittelbar vor einer Europameisterschaft stehen. Wir wagen es gar nicht, uns auszudenken, wenn plötzlich die Staatsanwaltschaft Joachim Löws Truppe einen Besuch abstatten würde.
Fußballer füllen sich überall ihre Taschen
Doch trotzdem haben wir doch alle „unsere Leichen im Keller“. Dabei müssen wir in Deutschland gar nicht einmal den Wettskandal in der Bundesliga von 1971 aufrollen. Auch wir haben „unseren Robert Hoyzer“ und dazu etliche Spiele, die verschoben worden sind. Ob wir uns jetzt wohler fühlen dürfen, weil das ja „nur“ Spiele aus der dritten, vierten oder fünften Liga waren, ist fraglich. Aber auch anderswo, wie in der Türkei oder in Österreich, füllten sich bestechliche Fußballer schon ihre Taschen.
Fakt ist: Verbotene Fußball-Wetten sind kein italienisches, sondern eher ein europäisches beziehungsweise weltweites Problem.
Doch manchmal sind solche Skandale ebenso schlimm, wie manche Politiker, die sich dann berufen fühlen, zu solchen Themen Stellung zu nehmen. „Würde es den Italienern nicht guttun, wenn wir dieses Spiel für zwei bis drei Jahre komplett stoppen würden?“ Diese Frage stellte kürzlich ernsthaft Italiens Ministerpräsident Mario Monti. Doch gerade die Italiener lieben und leben dieses Spiel. Vor allem haben die Italiener große Erwartungen bei dieser EM.
Man sollte also nicht gleich ein ganzes Land in Sippenhaft nehmen, nur weil vielleicht ein paar „schwarze Schafe“ Dreck am Stecken haben.