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Vierschanzentournee: Sven Hannawald: "Freitag hat einen guten Vorsprung"

Vierschanzentournee

Sven Hannawald: "Freitag hat einen guten Vorsprung"

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    Wenn einer weiß, wie man die Vierschanzentournee gewinnt, dann Sven Hannawald.
    Wenn einer weiß, wie man die Vierschanzentournee gewinnt, dann Sven Hannawald. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Wenn einer weiß, wie man die Vierschanzentournee gewinnt, dann Sven Hannawald. Der gebürtige Sachse siegte 2001/2002 auf allen vier Schanzen und sorgte damit für den letzten deutschen  Triumph bei der Traditionsveranstaltung in Deutschland und Österreich. Im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur spricht er über die Chancen der Deutschen, seine eigene Bekanntheit und die mentalen Herausforderungen der Tournee.

    Herr Hannawald, mit Richard Freitag und Andreas Wellinger gehen die Deutschen mit zwei Siegspringern in die Tournee. In welcher Position sind die DSV-Adler?

    Hannawald: In einer exzellenten Position, in einer noch besseren als in den vergangenen Jahren. Nach den vergangenen Wochen ist es so, dass Richard Freitag als Topfavorit ins Rennen geht. Aber auch Andi Wellinger und Markus Eisenbichler würde ich nicht vergessen. Das sind unsere drei Pferde, die um den Sieg kämpfen. Die Voraussetzungen sind gut. Zwar schreibt jede Tournee eine Geschichte, die keiner auf dem  Schirm hat. Aber das Paket von Freitag ist enorm, er hat einen guten  Vorsprung. Den wird er aber auch brauchen.

    Waren die Chancen seit Ihrem historischen Sieg 2001/2002 je wieder so gut?

    Hannawald: So gut nicht, selbst in den stärksten Jahren von Severin Freund nicht. Das Gelbe Trikot von Richard zeigt, dass alles eine sehr, sehr gute Richtung eingenommen hat.

    Wie stark und stabil schätzen sie Freitag ein?

    Hannawald: Nach jeder Saison fängt jeder einzelne an zu arbeiten und an seinem Paket zu feilen. Das Paket, dass Richie momentan abrufen kann, ist unheimlich effektiv. Auch die Konkurrenten arbeiten, aber aktuell ist das, was er bündeln kann, am effektivsten. Der frühere finnische  Trainer, Hannu Lepistö, hat über Freitag einmal gesagt: "Das ist einer für die Zukunft." Und so war es.

    Was macht Freitag so stark? Und wer kann ihn fordern?

    Hannawald: Die Konstanz zeigt seine Stärke. Auch Richard macht kleine Fehler, wie alle anderen auch. Aber die Fehler wirken sich nicht so aus und das ist immer ein Zeichen, dass andere Sachen super laufen.  Andere werden natürlich auch aufholen im Lauf der Saison. Kamil Stoch hat sich entwickelt, Johann Andre Forfang hat einzelne Klasse-Sprünge aufgerufen. Wellinger und Stefan Kraft natürlich auch, der ist bei der Tournee auf allen vier Schanzen exzellent.

    Halten sie einen neuen Skisprung-Boom für möglich?

    Hannawald: Ich glaube nicht, dass es an so einen Punkt wie bei uns damals noch einmal kommt. Da müssten auch die Fernsehsender so mitspielen wie früher und das tun sie nicht. Als Severin Freund schon Skiflug-Weltmeister war, wurde ich auf der Straße noch angesprochen: "Seitdem ihr aufgehört habt, ist im deutschen Springen gar nichts mehr los", hieß es da. Damals wurde öffentlich mehr getan, dass sich da etwas entwickelt.

    Werden sie noch häufig auf den Tournee-Sieg angesprochen?

    Hannawald: Also immer wenn mich jemand erkennt, ist das das Thema.  Einige Fans sind natürlich älter geworden, aber trotzdem ist es teilweise so, dass viele, die damals an der Schanze standen, es heute ihren Kindern erzählen. Die Nachfolgegeneration bekommt das dann von den Eltern mit. Bei der Tournee 2001/2002 haben ja bis zu 15 Millionen Deutsche live zugeschaut, es waren mehrere Generationen vor dem Fernseher.

    Wie ist der Ablauf rund um Weihnachten?

    Hannawald: Die Skispringer genießen die Weihnachtstage und lassen Skispringen Skispringen sein, auch wenn es schwer ist. Dann freut man sich, wenn Weihnachten endlich rum ist und man an das anknüpfen kann, was man sich erarbeitet hat.

    Was sind die besonderen Herausforderungen der Tournee? Vor allem als Favorit.

    Hannawald: Das sind alles mentale Dinge, die man meistern muss. Wir sind jetzt beim ersten Höhepunkt. Man merkt, wie viel drum herum passiert. Der Körper fängt an, unter Dauerstrom funktionieren zu müssen. Das kannst du nicht lernen, das kannst du nicht trainieren, das gibt's nur einmal und das heißt Vierschanzentournee. Richard wird merken, dass es ein Unterschied ist zu der damaligen Tournee, als er in Innsbruck den Tagessieg feiern konnte.

    Was würden Sie als Kommentator beim großen Finale in Bischofshofen gerne sagen?

    Hannawald: Letzten Endes bin ich nicht der, der durch's Programm führt. Wenn es Richard wäre, würde ich das Thema natürlich wieder in Richtung Erzgebirge ziehen. Dass da nach den Siegen von Jens Weißflog und mir (auch beide aus dem Erzgebirge) doch etwas zu sein scheint, was den Unterschied macht. Auf der anderen Seite wüsste ich gar nicht, was ich sagen soll, weil ich so verblüfft und glücklich wäre, dass es doch mal wieder einen deutschen Tournee-Sieg gibt. Aber mal ehrlich: Jetzt ist es mal wieder an der Zeit, dass ein Deutscher ganz oben steht. (Patrick Reichardt, dpa)

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