Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten

Anschlag auf BVB: Haftbefehl gegen mutmaßlichen IS-Kämpfer

Anschlag auf BVB

Haftbefehl gegen mutmaßlichen IS-Kämpfer

    • |
    Fans hielten am Mittwoch vor dem Trainingsgelände von Borussia Dortmund Schilder mit der Aufschrift «Youll never walk alone».
    Fans hielten am Mittwoch vor dem Trainingsgelände von Borussia Dortmund Schilder mit der Aufschrift «Youll never walk alone». Foto: Marius Becker, dpa

    Die Bundesanwaltschaft hat bislang keine Beweise, dass ein festgenommener Iraker am Anschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund beteiligt gewesen ist. Die Behörde beantragte dennoch am Donnerstag Haftbefehl wegen mutmaßlicher IS-Mitgliedschaft des 26-jährigen Irakers. Er soll im

    Laut Bundesanwaltschaft soll der 26-jährige Beschuldigte sich spätestens Ende 2014 dem IS angeschlossen haben. Seine Einheit soll Entführungen, Verschleppungen, Erpressungen und auch Tötungen vorbereitet haben. Er soll selbst gekämpft haben. Im März 2015 reiste er laut Bundesanwaltschaft in die Türkei, von wo er Anfang 2016 wieder nach Deutschland zurückkehrte. Aus der Bundesrepublik unterhielt der Beschuldigte demnach weiterhin Kontakte zu IS-Mitgliedern.

    Der Beschuldigte sollte am Vormittag dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs vorgeführt werden, der über den Erlass eines Haftbefehls und die Anordnung von Untersuchungshaft entscheiden wird. "Die Ermittlungen haben bislang keinen Beleg dafür ergeben, dass der Beschuldigte an dem Anschlag beteiligt gewesen ist", teilte die Bundesanwaltschaft mit.

    Bei einem zweiten Verdächtigen handelte es sich um einen 28-jährigen Deutschen aus Fröndenberg im Kreis Unna. Bei beiden waren nach Angaben der Bundesanwaltschaft die Wohnungen durchsucht worden.

    BVB musste am Tag nach dem Anschlag spielen

    Bei dem Anschlag auf den Mannschaftsbus waren am Dienstagabend drei Sprengsätze mit Metallstiften nahe dem Mannschaftsbus von Borussia Dortmund detoniert. Der spanische BVB-Verteidiger Marc Bartra und ein Polizist wurden verletzt. Das Team war auf den Weg zum Champions-League-Heimspiel gegen den AS Monaco, dass dann am Mittwochabend nachgeholt wurde. Die von der Tat geschockten Dortmunder verloren 2:3. Wie die Polizei am Donnerstag mitteilte, ist der Tatort mittlerweile wieder freigegeben.

    Rund um das Spiel blieb es am Mittwochabend nach Polizeiangaben vergleichsweise ruhig. Hunderte Beamte sorgten für Sicherheit. Für kurze Aufregung sorgten zwei Rucksäcke und ein Roller. Spezialisten gaben aber rasch Entwarnung.

    Die Polizei hatte am Anschlagsort drei gleichlautende Bekennerschreiben mit islamistischem Inhalt gefunden. Sicherheitskreise sprachen von einem für Islamisten eher untypischen Vorgehen. So gebe es auf dem Schreiben keinerlei IS-Symbole wie etwa die typische Fahne. 

    Der Generalbundesanwalt in Karlsruhe vermutet einen terroristischen Hintergrund. Unklar ist aber, von welcher Seite. Die Polizei schloss einen islamistischen Hintergrund genauso wenig aus wie gewaltbereite Fußballfans, Rechtsextreme oder Erpresser.

    Botschaft des BVB: Kein Einknicken!

    Trotz aller beunruhigenden Nachrichten vermittelten die Verantwortlichen des BVB beim nachgeholten Spiel am Mittwoch mit voller Vehemenz eine Botschaft: Kein Einknicken! "Das Wichtigste ist, dass die Demokratie und unsere freiheitliche Grundordnung auf dem Prüfstand steht und die müssen wir stärken. Da leistet die Mannschaft einen weltweit beachteten Beitrag", betonte Club-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke kurz vor dem Anpfiff am Mittwochabend. 

    Der eigens nach Dortmund gereiste Innenminister Thomas de Maizière sagte dem TV-Sender Sky: "Wir wollen, dass solche Spiele stattfinden, wir wollen dem Terror nicht weichen." In einem Telefonat mit BVB-Macher Watzke wünschte auch Kanzlerin Angela Merkel der Mannschaft, den Trainern und Fans alles Gute - und verurteilte den Anschlag als "widerwärtige Tat".

    Spektakuläre Spielabsagen deutscher Mannschaften

    28. Februar 2017: Nach starken Schnee- und Regenfällen wird die Viertelfinal-Partie im DFB-Pokal zwischen dem Drittligisten Sportfreunde Lotte und Borussia Dortmund kurzfristig abgesagt. Der Schiedsrichter hatte den Rasen in Lotte kurz vor dem Anpfiff für unbespielbar erklärt. Das Spiel wird zwei Wochen später im benachbarten Osnabrück nachgeholt. 

    22. Januar 2017: Es sollte der Höhepunkt der Eröffnung des umgebauten Steigerwaldstadions in Erfurt werden: das geplante Testspiel des FC Rot-Weiß Erfurt gegen Borussia Dortmund. Dichter Nebel verhindert jedoch das Match. Die BVB-Profis kreisen in ihrer Maschine knapp eine Stunde über Erfurt, mehrere Landeversuche scheitern.

    13. September 2016: Regen, Blitz und Donner: Wegen eines Unwetters über Manchester fällt das Champions-League-Spiel Manchester City gegen Borussia Mönchengladbach wegen Sicherheitsbedenken aus. Das Match findet stattdessen einen Tag später statt. 

    17. November 2015: Vier Tage nach den Terroranschlägen in Paris wird ein Fußball-Länderspiel zwischen Deutschland und den Niederlanden in Hannover rund 90 Minuten vor dem Anpfiff abgesagt - wegen konkreter Hinweise auf einen geplanten Sprengstoffanschlag. Zu dem Freundschaftsspiel waren auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und mehrere Kabinettsmitglieder erwartet worden. Im März 2017, knapp eineinhalb Jahre nach dem Terroralarm bei dem Spiel, stellte die Bundesanwaltschaft ihre Ermittlungen ein: Es hätten sich «keine weiterführenden Erkenntnisse» ergeben.

    11. November 2009: Wegen des Suizids von Nationaltorwart Robert Enke sagt der Deutsche Fußball-Bund (DFB) ein Freundschaftsspiel gegen Chile ab, das am 14. November in Köln stattfinden sollte. «Niemand fühlt sich in der Lage, in dieser Situation einfach zur Tagesordnung überzugehen», sagte Bundestrainer Joachim Löw.

    6. April 1994: Der englische Verband sagt ein für den 20. April in Berlin geplantes Testmatch ab - aus Sorge, dass rechtsextreme Hooligans und Nazis das Spiel am Geburtstag von Adolf Hitler als Bühne für Gewalt missbrauchen könnten. (dpa)

    Das Entsetzen vom Vorabend wirkte bei den BVB-Profis nach. "Wir hätten uns mehr Zeit gewünscht, damit umzugehen", sagte Trainer Thomas Tuchel. Gegen Monaco agierte sein Team in der ausverkauften Arena sehr unglücklich und muss im Rückspiel am kommenden Mittwoch im Fürstentum das Europacup-Aus fürchten. 

    Die Dortmunder Spieler, denen ihr Einsatz freigestellt worden war, hatten sich demonstrativ in T-Shirts mit Genesungswünschen für ihren beim Anschlag verletzten Teamkollegen Marc Bartra aufgewärmt. "Wir sind alle geschockt und in Gedanken bei Marc", sagte Kapitän Marcel Schmelzer über den Spanier. Noch am Spieltag eilten viele Teamkollegen zu Bartra ins Krankenhaus, wo der an Hand und Arm verletzte 26-Jährige operiert worden war. Bartra selbst übermittelte via Instagram, es gehe ihm schon "deutlich besser". Er wird etwa vier Wochen ausfallen.

    +++ Die Ereignisse im Live-Blog zum Nachlesen +++

    Reaktionen auf Explosion am Dortmunder Mannschaftsbus

    "Die Mannschaft ist natürlich vollkommen geschockt, das ist ja klar. Und unsere Aufgabe ist es jetzt, das einigermaßen zu verarbeiten, denn es sind noch nicht mal 24 Stunden, dann müssen wir morgen spielen. Das ist unser Job." (Hans-Joachim Watzke, Geschäftsführer BVB im Live-Interview auf der BVB-Facebookseite)

    "Ich bin schockiert. Gute Besserung! Und allen Fans eine gute und sichere Heimreise!" (Martin Schulz, SPD-Vorsitzender)

    "Unsere Gedanken sind in Dortmund und bei @MarcBartra. Ein Schock!" (Simone Peter, Bundesvorsitzende der Grünen)

    "Wünsche @MarcBartra gute Besserung und dem @BVB Team alles erdenklich Gute." (Hannelore Kraft, Ministerpräsidentin NRW)

    "In solchen Momenten hält man im Revier fest zusammen", schrieben die Schalker am Dienstagabend bei Twitter. #S04 wünscht @MarcBartra gute Besserung, allen Fans eine sichere Heimreise." (FC Schalke 04)

    "Ich kann es nicht fassen! Ich hoffe es geht euch allen gut @BVB!" (Ilkay Gündogan, deutscher Nationalspieler, Manchester City)

    "Wir denken an euch und wünschen @MarcBartra eine schnelle Genesung!" (VfB Stuttgart)

    "Getrennt in den Farben, vereint gegen Gewalt! Alles Gute, MarcBartra und dem gesamten Team des BVB! Ich hoffe, es geht euch gut!" (Benedikt Höwedes, deutscher Nationalspieler, Schalke 04)

    "Schockierende Nachricht. Unsere Gedanken sind beim @BVB. You'll never walk alone!" (Heiko Maas, Justizminister)

    "Großes Lob an alle Stadionbesucher! Ohne Probleme haben fast alle das Stadion verlassen und sind auf dem Heimweg!" (Polizei Dortmund)

    "Unsere ganze Unterstützung für @MarcBartra, @BVB und alle seine Fans" (FC Barcelona)

    "Alles Gute, @MarcBartra und dem gesamten @BVB!" (FC Bayern)

    "Auch unsere Gedanken sind an diesem Abend beim @bvb & @MarcBartra, dem wir gute Besserung wünschen." (RB Leipzig)

    "Gute Besserung, @MarcBartra! Große Reaktion der Monaco-Fans. Heute abend stehen alle zum @BVB." (Steffen Seibert, Regierungssprecher)

    "Alles Gute & gute Besserung, @MarcBartra!" (TSG 1899 Hoffenheim)

    "Geschockt von den Nachrichten aus Dortmund! Wir wünschen dem @BVB und @MarcBartra alles erdenklich Gute!" (Bayer 04 Leverkusen)

    "Hope everybody is okay! @BVB" ("Ich hoffe, es geht allen gut!") (Jerome Boateng, deutscher Nationalspieler, FC Bayern)

    "Today, all sport fans stand united behind @BVB." (Heute stehen alle Sportfans gemeinsam hinter dem BVB) (Thomas Bach, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees)

    "Meine Gedanken sind bei der Mannschaft....Jetzt gilt es die Hintergründe aufzuklären. Ich hoffe, dass morgen wieder der Fußball im Mittelpunkt steht." (Bundesinnenminister Thomas de Maizière )

    "Ich kann es nicht fassen! Ich hoffe es geht euch allen gut @BVB!" (Ilkay Gündogan, Ex-BVB-Spieler)

    nos/fla/mol/dpa/AFP

    Dieser Artikel wird fortlaufend aktualisiert.

    Lesen Sie mehr auch hier:

    Terrorexperte zu Dortmund: "Dieser Anschlag ist sehr untypisch" 

    Anschlag auf BVB: Gibt es wirklich keine besondere Bedrohungslage?

    Kommentar: Erreicht der Terror eine neue Stufe?

    BVB-Profi Bartra fehlt vier Wochen

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden