Am Ende war es Tabellenplatz 14 für die Basketballer von Ratiopharm Ulm. Satte zwölf Punkte hinter den Play-off-Plätzen der Bundesliga und auch hinter Vereinen wie Göttingen, Trier, Hagen und Tübingen, die mit ähnlich bescheidenen Mitteln wie die Ulmer wirtschaften müssen. Mit dem als Saisonziel ausgegebenen und sicher erreichten Klassenerhalt war das Management letztlich nicht zufrieden.
„Wir haben unsere internen sportlichen Ziele, die jedes Teammitglied auch kannte, nicht erreicht“, begründete Manager Thomas Stoll die Trennung von Mike Taylor nach achtjähriger Zusammenarbeit. Der Trainer war drei Tage vor dem letzten Saisonspiel gegen Bremerhaven sogar beurlaubt worden, nachdem er in einer Pressekonferenz mit der Bekanntgabe der Trennung vorgeprescht war. „Mike war außer Kontrolle“, sagt Stoll.
Für Taylor bricht mit dem Abschied ausgerechnet nach dieser Spielzeit eine Welt zusammen. Genau drei Spiele werden die Ulmer nämlich in der kommenden Saison noch in der Kuhberghalle absolvieren. Anfang Dezember zieht die Mannschaft dann in die neue und mehr als 6000 Zuschauer fassende Ratiopharm-Arena um und damit hätte sich auch für Taylor ein Traum erfüllt. In der hochmodernen Halle auf Neu-Ulmer Stadtgebiet wird alles größer, professioneller und vielleicht sogar besser.
Die Sponsoren laufen den Basketballern jedenfalls neuerdings die Bude ein. Die bisherigen Geldgeber wie Ratiopharm haben verlängert und packen noch Geld drauf, mit dem Schmiermittel-Hersteller Liqui Moly kommt ein weiteres Schwergewicht dazu. Der Ulmer Etat wird in der kommenden Saison mit drei Millionen Euro fast doppelt so hoch sein wie bisher.
Und es ist nicht etwa die Liebe zum Basketball oder pure Wohltätigkeit, die sich plötzlich in den Chefetagen der regionalen Wirtschaft breitgemacht hat. „Das ist eine klassische Marketing-Entscheidung, ein knallhartes Geschäft“, betonte Liqui-Moly-Chef Ernst Prost, der mit seinen Firmen auf dem Weltmarkt wachsen will und die Basketballer als idealen Werbeträger sieht.
Sportlich die Nummer eins
Dazu passen die Ansprüche des Ulmer Managements. „Wir wollen künftig an jedem Mittwoch ein internationales Spiel haben“, sagt Stoll: „Wir sind jetzt schon die sportliche Nummer eins in der Region und wir können nach dem Umzug in die neue Halle und mit unseren Partnern von Weltformat Basketball auf einem noch höheren Niveau etablieren.“
Die regelmäßige Teilnahme an den Play-offs ist somit künftig natürlich Pflicht und die Dienste der besten Spieler dieser Saison haben sich die Ulmer auch schon für die Zukunft gesichert. Nationalspieler Per Günther hat ebenso um zwei Jahre verlängert wie völlig überraschend und frühzeitig auch John Bryant, der effektivste Spieler und beste Rebounder der ganzen Bundesliga. Inzwischen ist noch nicht einmal mehr völlig auszuschließen, dass der NBA-Aspirant Robin Benzing ein weiteres Jahr in Ulm bleibt.
Irgendwann will Stoll schließlich die Realisierung des Traums erleben, der ihn immer wieder heimsucht, seit er vor zehn Jahren die Verantwortung bei den Ulmer Basketballern übernommen hat: die Feier der deutschen Meisterschaft auf dem Münsterplatz.