Der Fußball-Zauberer von Real Madrid traf am Freitagabend beim zäh erkämpften 3:0 (1:0) gegen Außenseiter Färöer zweimal (54./71. Minute). Den 500. deutschen Länderspielsieg gegen einen äußerst defensiv eingestellten Gegner hatte vor 32.769 Zuschauern in Hannover der Dortmunder Mario Götze (28.) eingeleitet.
Der erwartete Einbahnstraßen-Fußball
Özil steigerte sich nach der Pause deutlich und setzte seine Mitspieler immer wieder mit klugen Pässen in Aktion. Der Erfolg hätte allerdings deutlich höher ausfallen müssen, doch ein gutes Dutzend Torchancen ließ das Team von Bundestrainer Joachim Löw ungenutzt, das am Dienstag in Wien gegen Österreich den zweiten Sieg in der WM-Ausscheidung nachlegen will.
Die Zuschauer sahen im ersten deutschen Pflichtspiel nach dem Halbfinal-K.o. bei der EURO von der ersten Minute an den erwarteten Einbahnstraßen-Fußball, doch das erhoffte Torfestival gegen die biederen Amateure blieb aus. Dem DFB-Team fehlten trotz Chancen in Hülle und Fülle allzu oft die Zielstrebigkeit und Entschlossenheit im Abschluss, um den meist mit neun Mann verteidigenden Gegner in die Knie zu zwingen.
Pluspunkte im extrem offensiv ausgerichteten Mittelfeld sammelten zunächst vor allem Marco Reus und Mario Götze. Erst im zweiten Durchgang schwang sich der Wahl-Spanier Özil zum Regisseur auf und krönte sein 40. Länderspiel mit den Toren Nummer zehn und elf im DFB-Trikot. Miroslav Klose, der schon vor zehn Jahren als Torschütze gegen die Färöer geglänzt hatte, war dagegen glücklos im Abschluss und hoffte vergebens auf seinen 65. Treffer in der Nationalelf. Eine Viertelstunde vor Schluss machte Klose Platz für Lukas Podolski.
Per Mertesacker mit Comeback als Innenverteidiger
Kaum geprüft wurde die Hintermannschaft, die Löw kurzfristig umbauen musste, weil sich Marcel Schmelzer im Abschlusstraining eine Fußprellung zugezogen hatte. Holger Badstuber übernahm die Position auf der linken Abwehrseite. Dadurch kam Per Mertesacker an der Seite von Mats Hummels zu seinem Comeback als Innenverteidiger. Der Arsenal-Profi hatte letztmals beim 3:5 im EM-Test in der Schweiz Ende Mai in der Startelf gestanden. Dennoch fiel auf, dass Philipp Lahm einige Mühe beim Wechsel von der linken auf seine angestammte rechte Abwehrseite hatte. Der Kapitän sah für ein Foul sogar gelb.
Gegen den 154. der Weltrangliste war die deutsche Mannschaft auf ein frühes Tor aus. An Torhüter Gunnar Nielsen gab es jedoch zunächst kein Vorbeikommen. Der Färöer-Schlussmann, bei seinem Club Manchester City nur die Nummer drei zwischen den Pfosten und praktisch ohne Matchpraxis, parierte nacheinander Schüsse von Marco Reus (8.) und Sami Khedira (11.) in großer Manier. Wenig später köpfte Klose eine Flanke von Rechtsverteidiger Philipp Lahm über den Kasten (19.), ehe Nielsen bei Reus' Direktabnahme (22.) erneut einen Rückstand für seine Mannschaft verhinderte.
Das ist Mesut Özil
Am 15. Oktober kommt Mesut Özil in Gelsenkirchen im Ruhrgebiet zur Welt. Seine Eltern stammen aus der Türkei. Schon früh entdeckte er seine Leidenschaft für den Fußball.
Zunächst spielt er für verschiedene regionale Vereine. Özil steht für Westfalia 04, Teutonia Schalke und für den DJK Falke auf dem Feld, bevor er im Alter von 13 Jahren zu Rot-Weiß Essen wechselt und dort fünf Jahre lang bleibt.
2005 wird er vom FC Schalke 04 engagiert. Er bringt dem Verein erstmals seit drei Jahrzehnten den Sieg bei der Deutsche A-Jugend-Meisterschaft. Mit 17 unterzeichnet Özil einen Profivertrag. Ab 2006 zählt er zum Kader der Profimannschaft.
Am 12. August 2006 hatte Mesut Özil sein Bundesligadebüt. Er wurde in der 80. Minute für Hamit Altintop eingewechselt. Das Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt endete mit einem 1:1-Unentschieden.
Als sein Vertrag bei Schalke 04 nicht verlängert wurde, ließ Özil sich am 31. Dezember 2008 von Werder Bremen verpflichten. Für das neue Team erzielte er auch sein erstes Tor in der Bundesliga.
In der darauffolgenden Saison wurde Mesut Özil Stammspieler bei Werder Bremen. Er schoss das entscheidende Tor im Finale gegen Bayer 04 Leverkusen und holte mit seiner Mannschaft den DFB-Pokal.
Schon 2007 hatte er einen Antrag auf Entlassung aus der türkischen Staatsbürgerschaft gestellt. Bis dahin besaß er einen türkischen und einen deutschen Pass. Özil hatte sich entschieden, für die deutsche U-21-Nationalmannschaft zu spielen. Auch der türkische Nationaltrainer wollte ihn in seine Mannschaft holen.
Mit 18 wurde Özil in die deutsche U-21-Nationalmannschaft aufgenommen. Schon in seinem Debütspiel gegen die nordirische Auswahl erzielte er einen Treffer.
2009 gewann er mit seinem Team die U-21-Europameisterschaft. Nach dem glorreichen Finale gegen England wurde er zum "Man of the Match" gewählt.
Seit 2009 spielt er für die A-Nationalmannschaft. Bei der WM 2010 hat sich Mesut Özil in allen Partien als einer der stärksten Spieler bewährt. Im Match gegen Ghana gelang es ihm, das spielentscheidende Tor und damit die deutsche Mannschaft ins Achtelfinale zu schießen.
Durch seine hervorragenden Leistungen bei der Weltmeisterschaft machte er verschiedene Spitzenvereine auf sich aufmerksam. Noch im selben Jahr wechselte Özil zu Real Madrid. Zusammen mit seinen spanischen Kollegen spielte er 36 Ligaspiele und schoss sechs Tore.
2010 hat der türkischstämmige Mesut Özil den Bambi für Integration gewonnen. Durch seine Fußball-Erfolge leistet er einen wichtigen Beitrag zur Völkerverständigung. Trotzdem wurde er vom Pressesprecher der NPD als "Plastedeutscher" beschimpft, der nur auf dem Ausweis Deutscher sei.
Als Löw angesichts der vielen vergebenen Großchancen die Geduld zu verlieren schien und erstmals am Spielfeldrand auftauchte, erlöste Götze die DFB-Auswahl mit dem längst überfälligen 1:0. Ein spektakuläres Solo an der halben Färöer-Abwehr vorbei schloss der Dortmunder zu seinem dritten Länderspieltor ab. Die größte Gelegenheit, den Vorsprung noch vor der Pause auszubauen, vergab Klose (37.), der die Hereingabe des emsigen Reus übers Tor jagte.
Neun Minuten dauerte es bis zur ersten gelungenen Kombination der DFB-Elf im zweiten Spielabschnitt. Sie führte dann aber gleich zum 2:0, als Özil völlig freistehend die Flanke von Müller über die Linie drückte. Aber auch nach dem zweiten Gegentreffer gaben die Gäste ihre destruktive Taktik nicht auf und igelten sich weiter in der eigenen Hälfte ein. Insofern tat sich die deutsche Mannschaft weiter schwer, die Lücke im Abwehrbollwerk zu finden. Die fand Özil 19 Minuten vor dem Ende, als er den Ball an Nielsen vorbei zum 3:0 ins Netz schob. dpa