Nach dem Abpfiff konnten sich die Spieler des 1. FC Nürnberg kaum über das Abseitstor beruhigen, das sie um den ersten Bundesliga-Auswärtssieg seit drei Monaten gebracht hatte. Beim 1:1 (0:0) in Bremen fälschte Werder-Stürmer Nils Petersen in der 88. Minute aus Abseitsposition einen Schuss von Kevin de Bruyne ins Netz ab - das Schiedsrichtergespann um Manuel Gräfe ließ den Ausgleich trotzdem zählen und sorgte so am Sonntagabend für einen turbulenten Hinrunden-Abschluss.
"Es reicht", schimpfte Nürnbergs Trainer Dieter Hecking und sprach von sich häufenden Fehlern. "Ich habe immer die Schnauze gehalten, aber jetzt ist ein Punkt erreicht, da geht es nicht." Erst in der 82. Minute waren die Franken durch Timo Gebhart in Führung gegangen. Bis dahin bewahrte die Gäste gleich dreimal das Torgestänge vor einem Gegentor, so dass auch Hecking von "einem verdienten Unentschieden" sprach. Dem Dreier trauerte er dennoch hinterher.
Nürnberg fühlt sich um zwei Punkte betrogen
Immerhin: Mit 20 Punkten hat der Altmeister acht Zähler Vorsprung auf Relegationsplatz 16. "Wenn man durch ein Abseitstor zwei Punkte geklaut bekommt, dann ist das sehr ärgerlich. Das ist schon das zweite Mal in dieser Saison", klagte Nürnbergs Mittelfeldspieler Hanno Balitsch. "Aber mit dem Ergebnis können wir leben", fügte auch er hinzu.
Werder steht mit jetzt 22 Punkten auf Rang zwölf und konnte nicht näher an die Europapokalplätze heranrücken. "Wir können letztlich glücklich sein", kommentierte Schlussmann Sebastian Mielitz den am Ende sogar glücklichen Punkt. Gerecht war er nach dem Spielverlauf allemal: "Das hatte etwas von einem Handballspiel. Wir spielen die ganze Zeit um den Strafraum herum, aber letztlich hat die Effektivität gefehlt", erklärte Mielitz. Trainer Thomas Schaaf äußerte Verständnis für den Ärger der Nürnberger: "Wenn man von so einer Entscheidung betroffen ist, sind Emotionen da", sagte er.
Bremen übernahm sofort die Initiative
Seine Schützlinge übernahmen vom Anpfiff weg die Initiative und erarbeiteten sich genügend Chancen, um schon vor der Pause in Führung zu gehen. Die Nürnberger bewiesen ihrerseits unfreiwillig, warum sie aus den vorangegangenen sechs Auswärtsspielen nur einen Punkt mitgenommen hatten. Einzig Torhüter Raphael Schäfer präsentierte sich bei seinem 200. Bundesligaspiel für Nürnberg in guter Form und verhinderte die eigentlich fällige Führung für Werder.
Vor allem der emsige de Bruyne stiftete Unruhe. Nach acht Minuten lenkte Schäfer einen Schuss des 21-jährigen Belgiers an den Pfosten des langen Ecks, wo zwei Bremer verpassten. Bei einem Kopfball von Per Nilsson auf das eigene Tor (19.) reagierte Schäfer stark, ebenso erneut gegen de Bruyne, der aus Nahdistanz noch bedrängt wurde (34.). Marko Arnautovic traf nach Flanke von de Bruyne in bester Position den Ball nicht (36.).
Nach zuletzt zwei Erfolgen in Bremen hatten die Gäste erst nach dem Wechsel ihre erste gute Chance. Markus Feulner scheiterte mit seinem Kopfball aus spitzem Winkel an Mielitz (53.). Danach haderte Werder gleich zweimal: Petersens Schuss touchierte die Latte (59.), de Bruynes Versuch aus der Distanz den Pfosten (61.). Auf der anderen Seite verhinderte Mielitz im Herauslaufen gegen Sebastian Polter noch einen Rückstand (72.). Gegen Gebharts überlegten Schlenzer war Mielitz machtlos, doch am Ende hatten die Hausherren bei der Fehlentscheidung zum 1:1 das Glück auf ihrer Seite. (dpa)