Der neue Trainer des FC Bayern München, Pep Guardiola, bereitet sich intensiv auf seine bevorstehenden Aufgaben vor. In New York lernt er seit sechs Monaten täglich vier Stunden Deutsch. Denn der Spanier erwartet nicht nur von seinen Spielern Perfektion, sondern lebt diese auch vor. Er will sogar seine erste Pressekonferenz am kommenden Montag auf Deutsch abhalten. Mit einigen seiner engsten Mitarbeitern wird er aber auch weiterhin in seiner Muttersprache diskutieren. Zum Trainingsstart am 26. Juni begrüßt der Erbe von Triple-Gewinner Jupp Heynckes einige seiner Landsleute und alten Weggefährten im Münchner Trainerstab.
Die Neuen aus Barcelona
Manel Estiarte: Zu seiner aktiven Zeit war der Spanier Manel Estiarte ein Weltklasse-Wasserballer. Für die Nationalmannschaft stieg er 578 Mal ins Becken. Er trat bei sechs Olympischen Spielen an: 1992 holt er in Barcelona Silber, vier Jahre später in Atlanta sogar Gold. Der 51-Jährige ist der engste Vertraute von Guardiola. Beide verbringen mit ihren Familien sogar gemeinsame Urlaube. Sie arbeiteten schon in Barcelona zusammen. Die Rückkehr von Guardiola ins Fußballgeschäft kündigte Estiarte als erster an. Estiarte wird als Sprachrohr des Trainers und Organisator fungieren.
Domenec Torrent: Der Franzose wird neben Hermann Gerland als Co-Trainer arbeiten. Er ersetzt den zu Schalke 04 abgewanderten Peter Hermann. Torrent und Guardiola arbeitete schon in Barcelona von 2008 bis 2012 zusammen. Der 50-jährige Torrent kümmert sich um die Spielbeobachtung und Analyse und ist erster Ansprechpartner bei der täglichen Arbeit.
Carlos Planchart: Ebenfalls ein vertrauter Weggefährte Guardiolas ist Carlos Planchart. Er ist Scout und Spion in einer Person. Planchart macht seinen Chef auf hoffnungsvolle Spieler aufmerksam und studiert Spielsystem und Taktik der Gegner. Bei Barcelona war er zudem für die Videoanalyse mitverantwortlich und arbeitete eng mit Torrent zusammen.
Lorenzo Buenaventura: Der Nachfolger von Fitness-Trainer Marcelo Martins bei Bayern München heißt Lorenzo Buenaventura. Der 36-jährige Martins kam 2008 unter Jürgen Klinsmann nach München und kehrt nun in seine brasilianische Heimat zurück. Mit dem 50-jährigen Buenaventura hat Guardiola einen passenden Nachfolger geholt. Beide arbeiteten schon in Barcelona zusammen. Der Spanier Buenaventura soll nun die Spieler als Fitnesstrainer für die Titelziele des Klubs vorbereiten.
Hermann Gerland: Der 59-jährige Kulttrainer bleibt auch unter Guardiola weiter Co-Trainer bei den Bayern. Der wortkarge „Tiger“ besitzt nicht nur in Bochum Heldenstatus. Zitate wie „Auf Gefühle gebe ich gar nichts. Dreimal hatte ich das Gefühl, einen Sohn gezeugt zu haben, und wir haben drei Töchter zu Hause", brachten dem Fachmann einen gewissen Kultstatus ein. Als Fußballprofi verbrachte der knallharte Verteidiger seine gesamte Zeit von 1972 bis 1984 beim VfL. In 204 Bundesligaspielen gelangen ihm vier Tore. Als Trainer führte er seine Bochumer gar ins DFB-Pokalfinale 1988. Dort unterlagen sie aber der Eintracht aus Frankfurt mit 1:0. Gerland hat von 1990 bis 1995 die Bayern-Amateure trainiert und kehrte nach Stationen über Nürnberg, Tennis Borussia Berlin, Arminia Bielefeld und SSV 1846 Ulm zurück nach München. Dort führte er die zweite Mannschaft 2008 aus der Regionalliga Süd zur 3. Liga. Seit 2011 ist er Co-Trainer der Bayern.
Videospezialist aus Gelsenkirchen
Lars Kornetka: Ebenfalls neu zu den Bayern stößt Lars Kornetka. Anders als die restlichen vier Neuen, hat Kornetka noch nie mit Guardiola zusammengearbeitet. Der 35-Jährige kommt vom FC Schalke und ist eine Koryphäe auf dem Gebiet der Video-Analyse. Er wird dem bisherigen Video-Spezialisten Michael Niemeyer zur Seite gestellt. Von der Tribüne aus filmt er das Spielgeschehen, versorgt Guardiola mit dem aufgearbeiteten Material je nach Wunsch vor und nach Spielen und bei kritischen Szenen auch zur Halbzeit. Bei Experten ist Kornetka als exzellenter Spiel- und Video-Analyst bekannt. Kornetka kam 2011 aus Hoffenheim zum FC Schalke und wechselt nun ablösefrei nach München.
Pep Guardiola: Mit 42 Jahren ist er einer der erfolgreichsten Trainer weltweit. Der Spanier holte mit dem FC Barcelona insgesamt 14 Titel. Die erfolgreichste Saison war 2008/09. Er holte nicht „nur“ das Triple sondern das „Sextuplet“. Mit Barcelona gewann er die Meisterschaft, Pokal, Supercup, europäischer Supercup, Champions-League und Fifa-Klub-Weltmeisterschaft.(AZ)