Schiedsrichter zählen zu den großen Helden der Menschheit. Nur mit einem Pfeifchen bewaffnet kämpfen sie für Gerechtigkeit. Die meisten haben in jungen Jahren selbst gegen den Ball getreten. Selten jedoch besonders geschickt.
Herbert Fandel: "Felix Brych ist einer der welbesten Schiedsrichter"
Bei Felix Brych war es anders. Der 38-Jährige besaß auch als Spieler Talent – und wollte doch vor allem Schiedsrichter sein. „Ob Fußball, Handball, Volleyball, egal was, ich hab mich immer zur Verfügung gestellt“, erzählt er von seinen Anfängen. Inzwischen ist der promovierte Jurist als Fußball-Unparteiischer die Nummer eins im Land. Schiedsrichter des Jahres. Sein Gesicht ziert das aktuelle Regelheft des Deutschen Fußball-Bundes. Brychs Chef, Herbert Fandel, sagt: „Felix Brych ist einer der weltbesten Schiedsrichter.“
Das sieht auch der Weltverband Fifa so und hat den Münchner als Kandidat für die WM nächstes Jahr in Brasilien nominiert. Eine Situation, in der Fehlentscheidungen den Unparteiischen schnell den Traum von der WM-Teilnahme kosten können. Das Letzte, das ein Schiedsrichter vor dem Sprung auf die größte aller Fußball-Bühnen gebrauchen kann, ist ein Phantomtor. Ein Tor also, das keines war. Genau das ist Brych vor zehn Tagen in der Partie Hoffenheim gegen Leverkusen untergekommen. Leverkusens Stürmer Stefan Kießling hatte den Ball knapp neben den Pfosten geköpft. Weil aber im Netz ein Loch war, schlüpfte der Ball von außen ins Innere des Kastens. Brych winkte den Treffer durch.
Der DFB entscheidet heute, ob das Spiel wiederholt wird
Wie alle anderen, hatte auch er das Loch nicht gesehen. Gleichzeitig spürte er, dass irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugegangen war. „Ich hatte kleine Zweifel ..., aber es gab kein Anzeichen, dass es ein irreguläres Tor sein könnte“, sagte Brych. Die Fernsehkameras bewiesen das Gegenteil. Der im Regelfall smarte und wortgewandte Jurist war konsterniert. Der Deutsche Fußball-Bund will heute entscheiden, ob das Spiel wiederholt wird.
Felix Brych wird es wohl trotzdem zur WM schaffen
Brych, der als Hauptabteilungsleiter beim Bayerischen Fußballverband für Schiedsrichterwesen und Talentförderung zuständig ist, hat rasch seine Fassung wieder gefunden. Er ist kein Grübler, der lange an Fehlentscheidungen trägt. Statt abzutauchen pfiff er vier Tage später ein Champions-League-Spiel. Sollte er es 2014 zur WM schaffen, woran kaum zu zweifeln ist, muss er Phantomtore nicht fürchten. In Brasilien verhindern Torkameras Tore, die keine sind.