Es war eine berauschende Tor-Gala, die der FC Bayern beim jüngsten Aufeinandertreffen mit dem AS Rom darbot. Damit ist im Rückspiel nicht zu rechnen. Aber der Gruppensieg im Rekordtempo soll her. "Solch eine magische Nacht, in der beinahe jeder Schuss ein Treffer ist, wird es gegen die Roma wahrscheinlich nicht noch einmal geben. Wir wollen am Mittwoch dennoch den Sack zumachen", betonte Karl-Heinz Rummenigge. Der Bayern-Vorstandschef erinnerte an "die Torlawine" beim 7:1 und einen "Abend für die Ewigkeit, der ganz Fußball-Europa erstaunt hat".
Jetzt aber gehe es darum, sich eine "historische Chance nicht entgehen zu lassen", führte Rummenigge aus und zielte damit auf den Gruppensieg schon nach dem vierten Spieltag ab. Das glückte dem deutschen Rekordmeister bei seinen zwölf Gruppenerfolgen bislang noch nie.
Ein Sieg gegen Rom würde den Gruppensieg bedeuten
Zum sechstem Mal starteten die Münchner in dieser Saison mit drei Erfolgen aus den ersten drei Partien in eine Gruppenphase der Champions League. Mit drei weiteren Zählern am Mittwochabend (20.45 Uhr/Sky und ZDF) würden sie sich vorzeitig den Gruppensieg sichern. Ein Remis reicht immerhin noch für den sicheren Einzug ins Achtelfinale. "Wir haben die Möglichkeit, unsere Gruppenphase zu beenden", sagte Trainer Pep Guardiola. "Wenn du im Fußball diese Gelegenheit hast, musst du probieren, diese Gelegenheit zu nutzen."
Mit dem Schwung aus nunmehr 15 Pflichtspielen ohne Niederlage wirken die Münchner dieser Tage schier unbezwingbar. "Unschlagbar ist so ein Wort", sinnierte David Alaba. "Aber sicherlich ist es nicht einfach, uns zu schlagen, wenn wir einen guten Tag haben." Ein Anreiz, jedes Spiel zu gewinnen, sei es natürlich schon, gestand der Österreicher. Das gelang den Münchnern in der Gruppenphase der Königsklasse noch nicht. Anders als der AC Mailand, Paris Saint-Germain, Spartak Moskau, der FC Barcelona und Real Madrid fuhren die Bayern noch nie sechs Siege in sechs Begegnungen ein.
Bayern erwarten beim Gegner Respekt, aber keine Angst
"Das Wichtigste ist, dass es gegen Rom einen Sieg gibt. Alle erwarten wieder ein Torfestival, aber das ist gefährlich", mahnte Verteidiger Jérome Boateng. "Die Römer werden aus dem ersten Spiel gelernt haben", bekundete Mario Götze. Einen ängstlichen Gegner erwartet Alaba nach der Demütigung vor zwei Wochen keineswegs. "Ich glaube nicht. Sicherlich werden sie Respekt haben, aber den haben wir auch", betonte der Dauerbrenner der Münchner. Wie Manuel Neuer, Philipp Lahm und Juan Bernat war Alaba in allen 16 Pflichtspielen der Münchner in dieser Saison dabei.
"Das Hinspiel war perfekt, ein irres Spiel. Jetzt wird es schwerer", prognostizierte Bernat zwei Wochen nach dem höchsten Auswärtssieg der Münchner im Europapokal. Nachdem die Bayern nur eins ihrer vergangenen 13 Gruppenspiele verloren - 2:3 gegen Manchester City in der Vorsaison - spricht eigentlich alles für den nächsten Erfolg des Club-Weltmeisters.
1:7-Klatsche hat Spuren hinterlassen
Trotz der Schmach im Hinspiel ist der AS Rom mit vier Punkten hinter den Münchnern (9), aber noch vor Manchester City (2) und Moskau (1) der Bayern-Verfolger Nummer 1. "Man kann nicht davon ausgehen, dass eine Partie wie die gegen Bayern keine Spuren hinterlässt", erklärte allerdings Roms Sportdirektor Walter Sabatini. "Es ist eine sehr heikle Phase, alle müssen sich dazu ihre Gedanken machen und noch mehr geben." Nach dem enttäuschenden 0:2 in der Liga gegen den SSC Neapel forderte Trainer Rudi Garcia von seiner Mannschaft mehr Persönlichkeit und eine Reaktion gegen Bayern.
Rom hat allerdings personelle Probleme in der Abwehr: Der Brasilianer Maicon wird nach einer Knieverletzung nicht rechtzeitig fit und verpasst daher nach dem Hinspiel auch das Rückspiel; der zweite Rechtsverteidiger Vasilis Torosidis hat muskuläre Probleme und trainierte zuletzt nicht mit der Mannschaft. Im Notfall müsste wohl Mittelfeldspieler Alessandro Florenzi hinten rechts aushelfen. (dpa)