Wer in Augsburg lebt, muss in diesen Tagen FCA-Fan sein – ob er will oder nicht. So geht es auch mir. Ich verstehe nicht viel von Fußball. Aber auch ich habe verstanden, dass die wichtigste Entscheidung für die Stadt am vergangenen Wochenende auf dem Rasen im Stadion gefallen ist – und dass ganz Augsburg deshalb „erstklassig“ bleibt. „Eine Stadt. Ein Verein. Eine Leidenschaft“ steht auf dem Banner, das seit Samstag am Rathausbalkon hängt: „... denn wir sind Augsburger ...“
Auch ich wollte schon lange FCA-Fan sein. Ich konnte nur nicht. Denn der Verein hat es mir nicht immer leicht gemacht, ihn zu mögen.
Unschöne Szenen jenseits des Platzes
Auch jenseits des Platzes hat er gelegentlich für unschöne Szenen gesorgt, an denen ich einfach nicht vorbeisehen konnte. Erst war da die Geschichte mit Jos Luhukay. Der Mann mit dem wunderbaren Schnauzer, der als Trainer die erste Liga überhaupt ermöglichte, verließ plötzlich fast fluchtartig die Stadt. Die Erklärung für diesen Spielzug habe ich bis heute nicht verstanden. Aber ich verstehe ja auch nicht viel von Fußball. Bundesliga: Highlights 34. Spieltag
Vielleicht habe ich deshalb auch nicht verstanden, warum FCA-Geschäftsführer Peter Bircks sich vor ein paar Wochen wegen eines Artikels über das neue Verkaufssystem für Eintrittskarten so schrecklich aufregen musste, dass er sich in einem öffentlichen Brief arg in der Wortwahl vergriff. Und was die Spieler in Hannover mit den „zwanzig Jungfrauen“ anfangen sollen, die ihnen der FCA-Präsident Walther Seinsch im Abstiegskampf versprochen hat, will ich ehrlich gesagt lieber gar nicht verstehen.
Man muss der Mannschaft dankbar sein
Das mit dem FC Augsburg und der Erstklassigkeit war nicht immer ganz leicht. Trotzdem muss man, wenn man in Augsburg lebt, der Mannschaft dankbar sein. Der Klassenerhalt wird nicht nur dem FCA eine Menge Geld einbringen. Auch die Stadt bleibt bundesweit im Gespräch. In der Sportschau, in Nachrichtensendungen, Radio, Zeitungen und als Pilgerort für die Anhänger anderer Bundesliga-Vereine wird Augsburg ein weiteres Jahr eine Rolle spielen. Diese Werbung ist unbezahlbar.
Dafür bin ich dem Verein dankbar. Ich verstehe nicht viel von Fußball. Aber auch ich habe am Samstag das Spiel angesehen, bin bei jedem Tor jubelnd aufgesprungen und nach dem Abpfiff mit Freunden in die Innenstadt gelaufen, um auf den Sieg anzustoßen. Die Stadt bleibt erstklassig. Deshalb bin ich in diesen Tagen FCA-Fan. Und ich wünsche mir so sehr, dass ich es bleiben kann.