Fans kennen Olaf Bodden als gefährlichen Torjäger: Engagiert, durchtrainiert, hart mit sich und dem Gegenspieler. Er jagte seinen Gegnern Angst ein, erzielte in 153 Bundesligaspielen 49 Tore. Heute ist alles anders. Der ehemalige Stürmer des TSV 1860 München verlässt kaum noch sein Haus im Münchner Stadtteil Bogenhausen. Der Grund ist eine Immunerkrankung, die Bodden das Leben zur Hölle macht.
"Chronisches Erschöpfungssyndrom" kostet Bodden viel Kraft
Der Gang vor die Türe kostet den heute 43-Jährigen Bodden zu viel Kraft und Überwindung. "Ich bin 0,0 Prozent belastbar", sagt Bodden mit aschfahlem Gesicht: "Ich kann keine zehn Minuten spazieren gehen, ohne dass es mir hundeübel wird. Die Sonne muss ich sowieso meiden. Ich habe keine Freude mehr am Leben. Ich bin eingesperrt in meinem Körper und merke, wie der Körper zugrunde geht."
Die Krankheit die Bodden plagt nennt sich CFIDS: "Chronisches Erschöpfungssyndrom". Seit mehr als einem Jahrzehnt kämpft der ehemalige Bundesliga-Profi schon dagegen an. Für Bodden, der schon im Alter von 28 seine Karriere beenden musste, ist es ein tagtäglicher Kampf: "Ich habe 365 Tage im Jahr eine Grippe: Ich fühle mich schlapp und liege mehr im Bett als dass ich stehe - der Schlaf ist für mich schon lange nicht mehr erholsam."
50.000 Euro Therapiekosten und Ärger mit der Krankenkasse
Früher brachte Bodden bei 1,93 Metern Körpergröße imposante 97 Kilo auf die Waage - heute wiegt er nur noch 77 Kilo. Folgen eines Virusinfektes im Herbst 2010. Bodden begibt sich in Düsseldorf in eine Spezialtherapie. Die Behandlung kostet aber Geld, sogar sehr viel Geld. Und obwohl Bodden jeden Monat 600 Euro an ein Versicherungsunternehmen überweist, wartet er bis heute auf die Begleichung der Auslagen.
Olaf Bodden ist empört: "Die Krankenkasse weigert sich bis heute, nur einen Cent zu bezahlen. Inzwischen sitze ich auf 50.000 Euro Therapiekosten, die ich selbst vorgeschossen habe." Warum sich die Kasse weigert? "Die Versicherung sagt", so Bodden, "dass ich ein Fall für den Psychiater sei".
Bodden erwägt Klage gegen Krankenkasse
Dabei ist CFIDS eine neuro-immunologische Erkrankung, das sei auch von der Weltgesundheitsorganisation so definiert, sagt Bodden: "Die Versicherung und die Ärztekammer verstoßen mit ihrer Haltung ganz klar gegen das Gesundheitsrecht. Wenn die Versicherung nicht zahlt, dann ziehe ich vors Münchner Landgericht." Noch kann er die horrenden Kosten stemmen - aber wie lange noch?
"Ich lebe von meinen Ersparnissen aus meiner Profikarriere", sagt er. Aber irgendwann seien auch die aufgebraucht. Sogar der FC Bayern wollte schon helfen, verrät Bodden: "Die Bayern haben mir vor Jahren angeboten, bei der Austragung eines Abschiedsspiels zu helfen. Das war großer Sport. Als 2000 bei den Löwen mein Vertrag ausgelaufen ist, habe ich nicht mal einen Blumenstrauß bekommen. Das ist der Unterschied."
Bodden will irgendwann wieder gesund sein
Doch Bodden gibt sich kämpferisch - weil er fest davon überzeugt ist, dass er irgendwann wieder gesund ist. Dass es plötzlich immer mehr Burn-out-Fälle in der Bundesliga gibt, kann der einstige Profi nicht verstehen: "Wenn ein 20-Jähriger heute vier Bundesligaspiele macht, dann hat er schon seine erste Million sicher. Der Druck war doch in den achtziger Jahren viel größer als heute." (dapd/AZ)