Irgendwie schwer vorstellbar, dass der FC Arsenal künftig nicht mehr von Arsène Wenger trainiert wird. Doch die Kritik am Trainer-Routinier des englischen Erstligisten nimmt spürbar zu. Zwar mühten sich die Londoner in der Premiere League zuletzt zu einem Arbeitssieg gegen Hull City, eine positive Trendwende vermuteten Kritiker dahinter indes nicht. Die Anhänger der Gunners stören sich an den zuletzt blutleeren Auftritten, vermissen das technisch anspruchsvolle, temporeiche Angriffsspiel vergangener Tage.
Das Kratzen am Denkmal wird heftiger, ein paar dicke Furchen sind längst erkennbar. Wenger, der seit über 20 Jahren die Kommandos gibt und an der Seitenlinie stets wie ein Elder Statesman wirkt, wird eine gewisse Amtsmüdigkeit nachgesagt. Das Vertrauen in den 67-jährigen Elsässer hat gelitten, vor 13 Jahren haben die Londoner letztmals die Meisterschaft in der Premiere League gewonnen. Seine Abhängigkeit von Stars wie Mesut Özil und Alexis Sanches scheint groß, unter diesen machte sich in der jüngsten Vergangenheit Verunsicherung breit. Der erzitterte Erfolg gegen Hull änderte nichts daran. Vor allem Özil ist von seiner Topform entfernt.
Im Achtelfinale gegen den FC Bayern
Ob Wenger seine Tätigkeit bei Arsenal fortsetzt, hängt wohl auch von der Champions League ab. Setzt sich die Mannschaft im Achtelfinale gegen den FC Bayern München durch, würde Wenger Argumente gegen seinen Abgang liefern. Andererseits: Scheitern die Londoner und verpassen sie in der Liga die Qualifikation für die Champions League, verschlechtert sich Wengers Ausgangslage. Der Tabellenfünfte Liverpool liegt lediglich einen Punkt und einen Platz hinter Arsenal.
Ob der Franzose Wenger aufhört, darüber entscheidet neben den Klubverantwortlichen er selbst. Ihm liegt trotz des aufgekommenen Verdrusses das Angebot einer Vertragsverlängerung bis Sommer 2020 vor. Weil sein Verbleib keineswegs als sicher gilt, werden bereits Nachfolger ins Gespräch gebracht. Kandidaten sind unter anderem Dortmunds Trainer Thomas Tuchel und Leipzigs Ralph Hasenhüttl. Tuchel könnte durchaus interessant werden. Die Liebe zwischen den BVB-Verantwortlichen und dem asketischen Coach erkaltete zuletzt zusehends. Außerdem hat der FC Liverpool mit Tuchels Vorgänger Jürgen Klopp bisher gute Erfahrungen gemacht. (joga)