Den hat uns der liebe Gott geschickt (Milovan Beljin, ehemaliger FCA-Trainer, über seinen damaligen Mittelfeldstrategen Helmut Haller)
Wenn man von Helmut Haller spricht, dann bleibt in der Erinnerung nicht nur der geniale Fußballer, sondern auch der Mensch Haller. Er genoss das Leben, sorgte bei Veranstaltungen oft für gute Stimmung, der Frohnatur saß der Schalk im Nacken.
Der Ball-Dieb Als Schiedsrichter Gottfried Dienst das WM-Endspiel zwischen England und Deutschland abpfiff (4:2 n.V), lag Helmut Haller der Finalball zu Füßen. Kurzerhand klemmte er sich die Lederkugel unter den Arm und gab sie nicht mehr her. Er legte ihn selbst dann nicht ab, als die englische Queen den deutschen Spielern zum Gewinn der Vize-Weltmeisterschaft gratulierte.
Erst 30 Jahre später, vor der Europameisterschaft 1996 auf der Insel, erinnerten sich die Engländer wieder an das Spielgerät. „Dieser Ball muss wieder her, schließlich haben wir seit 1966 keinen Titel gewonnen“, lamentierten die Briten, schalteten gar die deutsche Botschaft in London ein. Zwei Boulevardblätter schickten Reporter nach Augsburg, rückten mit Koffern voller Bargeld an, prügelten sich vor dem Neusässer Lokal Villa D’este, um das „Objekt der Begierde“, das ihnen letztendlich 100 000 englische Pfund (rund 240 000 Mark) wert gewesen sein soll. Haller flog mit seinem Sohn Jürgen an die Themse und übergab die Kugel an Geoffrey Hurst, den dreifachen 1966er-Finaltorschützen der Gastgeber. Glück brachte der Ball den Engländern aber nicht. Den Titel holte sich Deutschland.
Seine Majestät 2007 wurde Haller in Osnabrück zum Grünkohlkönig gewählt. Was ist ein Grünkohlkönig? In Osnabrück – dort, wo man den Grünkohl ja dann tatsächlich auch isst – geht dieser Preis an ausgewählte Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben. Auch Uwe Seeler kam schon in den Genuss, Grünkohlkönig zu sein, und dabei isst der doch am liebsten Schokolade. Doch auch Hallers Lieblingsspeise soll der „Pinkel“ nicht gewesen sein.
Pfeffer und Salz Der ehemalige Nationalspieler war ja immer wieder für seine Scherze bekannt. So kam es schon vor, dass er beim gemeinsamen Essen Salz- und Pfefferstreuer lockerte und sich dann köstlich amüsierte, wenn seine Freunde den gesamten Gewürzinhalt in ihre Teller streuten.
Spinnen im Salat Doch auch Vorstandsmitglieder kamen bei Helmut Haller nicht ungeschoren davon. Bei einem Mittagsmahl versteckte er in den Salattellern der Herren überdimensionale Plastikspinnen. Dem Vernehmen nach ist damals allerdings keiner der Funktionäre vor Schreck vom Stuhl gefallen.
Grantiger Vizepräsident Wenn es um Fußball ging, die Mannschaft nicht so trainierte oder spielte, wie es seinen Vorstellungen entsprach, dann platzte Haller schon mal ganz gewaltig der Kragen. Im Frühjahr 1998 etwa. Er war damals Vizepräsident beim FC Augsburg, die Regionalligamannschaft hatte beim VfL Kirchheim/Teck mit 1:3 verloren. Nach einer desolaten Leistung machte Haller seine Spieler gleich nach dem Spiel in der Kabine flott. „Eigentlich müsste ich heute alle nach Hause laufen lassen“, tobte er. Trainer Hubert Müller konnte dies gerade noch verhindern, die Heimfahrt erfolgte dann doch im Mannschaftsbus.
Helmut Haller: Die Fußball-Legende aus Augsburg
Der Augsburger Helmut Haller war in den 60er und 70er Jahren ein Aushängeschild des deutschen Fußballs. Bis heute wird er als Fußball-Idol verehrt.
Geboren wurde Helmut Haller am 21. Juli 1939 in Augsburg.
Von 1948 bis 1962 spielte er beim Ballspiel-Club Augsburg (BC Augsburg, BCA).
Von 1957 bis 1959 und in der Saison 1961/1962 spielt er in der Oberliga Süd.
Für gerade einmal 300.000 Mark wechselte das Nachwuchstalent 1962 nach Italien und bestritt dort für den FC Bologna Punktspiele in der Serie A.
Haller war einer der ersten deutschen Fußballer, die in der italienischen Serie A zum Weltstar reiften. Mit Juventus Turin und dem AC Bologna wurde er insgesamt dreimal Meister.
1964 wurde Helmut Haller zum italienischen «Fußballer des Jahres» gewählt.
1958 wurde er erstmals in der deutschen Elf eingesetzt, im A-Länderspiel gegen Dänemark. Deutscher Trainer war damals Sepp Herberger.
Der offensive Mittelfeldspieler trug insgesamt 33 Mal das deutsche Trikot.
Haller nahm 1962, 1966 und 1970 an der Fußball-Weltmeisterschaft teil.
Seinen größten WM-Erfolg feierte der Augsburger mit dem zweiten Platz bei der WM in England. Damals siegte England durch das berühmte "Wembley-Tor" gegen Deutschland. Haller schoß damals das deutsche Führungstor zum 1:0.
Bei der WM 1970 kam Helmut Haller mit der Auswahl auf den dritten Platz.
Mit seiner Heimkehr nach Augsburg und damit zum - damals aus BCA und Schwaben Augsburg entstandenen - FCA löste Helmut Haller 1973 eine regelrechte Fußball-Euphorie aus.
1979 beendete Haller seine Karriere als Fußballspieler.
Zuletzt hatte sich Helmut Haller auch aus gesundheitlichen Gründen aus der Öffentlichkeit zurückgezogen.
2006 erlitt er einen Herzinfarkt, von dem er sich nie wieder richtig erholte.
Im Oktober 2012 starb Helmut Haller im Kreis seiner Familie.
Geburtstagsgeschenk Peter Eiba, 1989 Manager und Sponsor beim FCA, sowie ein langjähriger Wegbegleiter Hallers, hatte zum 50. Geburtstag des Idols ein Freundschaftsspiel gegen Fluminense Rio de Janeiro organisiert. Eiba hatte sich für Haller ein besonderes Geburtstagsgeschenk einfallen lassen. Denn aus einem überdimensionalen Geschenkkarton stieg Gert „Charly“ Dörfel (Hamburger SV), mit dem Haller zusammen in der Nationalmannschaft gespielt hatte.
Der Torwarttrainer Während seiner Zeit als Trainer des TSV Schwaben entschloss sich Helmut Haller einmal, persönlich das Torwarttraining zu übernehmen. Zum Aufwärmen legte er sich etwa ein Dutzend Bälle an der Strafraumgrenze bereit, begann zu schießen. Jeden Ball zirkelte er zentimetergenau ins Kreuzeck. Mal links, mal rechts.
Der frustrierte Schlussmann stand wie angewurzelt und konnte nur zuschauen, fing keinen einzigen Ball. „Warm“ wurde der Torhüter mit Hallers Trainingsmethode nicht.
Der „Udo“ der Sportredaktion Ein Kollege in unserer Sportredaktion erstand einst einen Schlapphut. Als Helmut Haller ihn mit diesem sah, war er begeistert: „Du siehst aus wie der Udo!“ Gemeint war Deutschrocker Udo Lindenberg. Wenn Helmut fortan den Kollegen traf, nannte er ihn hartnäckig nur noch Udo. Auch ohne Hut. Irgendwann überkamen den Kollegen ernste Zweifel, ob Helmut noch seinen wirklichen Namen kannte. (oll/fhn)