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Randbemerkung: Die Gnade der späten Geburt

Randbemerkung

Die Gnade der späten Geburt

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    All die Götzes, Müllers (Bild) und Reus’ müssten sich jeden Tag bedanken, das Licht der Welt erst vor etwas mehr als 20 Jahren erblickt zu haben.
    All die Götzes, Müllers (Bild) und Reus’ müssten sich jeden Tag bedanken, das Licht der Welt erst vor etwas mehr als 20 Jahren erblickt zu haben. Foto: Friso Gentsch, dpa

    All die Götzes, Müllers und Reus’ müssten sich jeden Tag bedanken, das Licht der Welt erst vor etwas mehr als 20 Jahren erblickt zu haben. Dabei wäre der Dank nicht nur aus popkultureller Sicht angebracht. Immerhin wurden sie in den 90er Jahren nicht permanent mit Dr. Alban und DJ Bobo beschallt. Nein, der Zeitpunkt ihrer Geburt hängt eng mit ihrem derzeitigen Ansehen zusammen.

    Wären die heutigen Jungstars in den Ausläufern der 70er Jahre in der BRD geboren worden, hätten sie wahlweise Karriere als Aldi-Filialleiter, Lagerist oder Stand-up-Comedians (im Falle von Müller) gemacht. Götze wäre schlicht zu klein für die heilsbringenden Ecken und Freistöße gewesen. Reus könnte es mit seinem Gewissen nicht vereinbaren, auf Kniehöhe grätschend Laufbahnen zu gefährden, und Müller hätte in den strengen Hierarchien seinen Platz wohl nie gefunden. Heimkehr der Final-Helden

    Die Chancen stehen gut für weitere Erfolge

    Erst nachdem Mangelverwalter Erich Ribbeck bei der EM 2000 auf allzu peinliche Weise mit der deutschen Nationalmannschaft ausschied, setzte ein Denkprozess ein. Er führte bis zum Finale von Wembley. Die beiden besten europäischen Mannschaften kommen aus Deutschland. Passiert nichts Außergewöhnliches, werden in den kommenden Jahren regelmäßig deutsche Klubs um internationale Erfolge kämpfen. Die deutsche Nationalmannschaft hat alle Chancen – aber keine Garantie –, bald einen Titel zu holen.

    Der Zwang, solide zu wirtschaften, scheint sich nun langsam auszuzahlen. Zudem wurde im Jugendbereich sehr vieles sehr richtig gemacht. Obwohl immer weniger Kinder den Weg in einen Verein finden, schaffen Jahr für Jahr bestens ausgebildete Nachwuchsspieler den Sprung in die erste und zweite Bundesliga.

    Lieber Alan Shearer: Der deutsche Fußball dankt dir

    Mitverantwortlich dafür ist ausgerechnet ein Brite. Wäre Alan Shearer bei der EM 2000 nicht Markus Babbel entwischt und hätte zum 1:0 gegen Deutschland getroffen, hätten sich Jens Nowotny und Co. möglicherweise irgendwie ins Viertelfinale gerettet. Lothar Matthäus würde wohl heute noch unter Bundestrainer Ede Geyer Libero spielen und die Viererkette als neumodischer Schwachsinn abgetan werden. Und Reus Regale auffüllen.

    Das Finale zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund war eines der besten Fußballspiele der vergangenen Jahre. Es war gleichermaßen emotional als auch technisch-taktisch mitreißend.

    Es wäre angebracht, dass sich Reus, Götze und Müller Briefpapier besorgen und ein Dankschreiben aufsetzen. Der Empfänger: Alan Shearer.

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