Augsburg Erhard Wunderlich war schon zu Lebzeiten eine Legende. Gestern wurde der Handballer des Jahrhunderts in seiner Heimatstadt beigesetzt. Es war der letzte Wunsch des gebürtigen Augsburgers, der am vergangenen Donnerstag im Alter von 55 Jahren in Köln den Folgen eines Hautkrebsleidens erlag. Ein großes Aufgebot an Journalisten und Kamerateams begleitete seinen letzten Weg. Die Polizei musste zur Verkehrsregelung anrücken.
Tiefe Betroffenheit, ja Fassungslosigkeit herrschte unter den rund 200 Trauergästen – darunter viele Mitspieler aus seinen Anfängen beim FC Augsburg sowie aus der Weltmeistermannschaft von 1978 –, die auf dem Westfriedhof Abschied nahmen. „Unfassbar! Unglaublich!“, diese Worte machten die Runde. „Er wollte das für sich behalten“, mutmaßte Ex-Nationalspieler Michael Roth, der ebenso wie sein Zwillingsbruder Uli eine Krebserkrankung hinter sich hat.
„Er hat alles für sich verarbeitet“, sagte Erich Kühnhackl, der Eishockeyspieler des Jahrhunderts, den mit Erhard Wunderlich die Liebe zum Golfspiel verband. „Er war mehr als ein Freund“, so Kühnhackl mit Tränen in den Augen, „ich kann es noch gar nicht fassen.“ Unvorstellbar für alle, dass ein Mann mit einem Gardemaß von 2,04 Meter so überraschend aufgrund einer heimtückischen Krankheit aus dem Leben scheiden musste. „Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.“ Diesen Konfirmationsspruch Wunderlichs zitierte Pfarrer Alois Waldmann, der den Verstorbenen einst konfirmiert und zum ersten Mal verheiratet hatte. „Er hat auf dem Spielfeld immer mit Mut und Entschlossenheit gekämpft. Diesmal hat sein Kampfgeist nicht gereicht, um Sieger zu sein.“
Für die vielen Sportkameraden Erhard Wunderlichs sprach sein ehemaliger Trainer Vlado Stenzel. „Du hast immer Verantwortung übernommen und dem Spiel deinen Stempel aufgedrückt und du hast der Welt die Perfektion unserer Sportart gezeigt“, sagt der Mann, unter dem Wunderlich 1978 Weltmeister geworden war. Wunderlich sei aber nicht nur als Spieler, sondern auch als Mensch sehr wertvoll gewesen. Mit seiner bescheidenen Art und großer Freundlichkeit habe er sich viele Freunde geschaffen.
Wie sehr Erhard Wunderlich noch immer geschätzt wird, zeigt auch die Tatsache, dass unmittelbar nach der Nachricht von seinem Tod hunderte von Kerzen vor der Sporthalle in Gummersbach aufgestellt wurden. Mit dem VfL hatte er seine größten Erfolge errungen. Der Klub aus dem Oberbergischen hatte – ebenso wie der TSV Milbertshofen und das Olympiateam von 1984 – einen letzten Gruß geschickt. „Bilder und Augenblicke von Erhard Wunderlich werden bleiben“, sagte Vlado Stenzel.