Bruno Labbadia schien in der vergangenen Saison gleich zwei Flüche besiegt zu haben: seinen eigenen und den des VfB Stuttgart. Bei seinen vorherigen Erstliga-Engagements in Leverkusen und Hamburg waren die Mannschaften nach gutem Start schnell in schlechtere Tabellenregionen abgerutscht. Es hieß, Labbadia überfordere die Teams körperlich, so dass langfristiger Erfolg unmöglich sei.
Veh, Babbel, Gross, Keller - Opfer der Hinrunde
Beim VfB war das Problem ein anderes: regelmäßig verschliefen die Schwaben den Saisonstart und lieferten eine desolate Hinrunde. Nach der Entlassung des jeweiligen Trainers ging es mit dem neuen Mann in der Rückrunde jedes Mal steil nach oben. Meistertrainer Armin Veh, Markus Babbel und Christian Gross führten die Stuttgarter durch fulminante Schlusspurts ins europäische Geschäft - mussten aber in der darauffolgenen Saison noch vor der Winterpause den Hut nehmen.
Jens Keller, der Gross beerbte, wurde die Chance auf eine starke Rückrunde verwehrt, weil er bereits im Dezember 2010 entlassen wurde, obwohl er das Amt nur knapp zwei Monate vorher von Gross übernommen hatte. Seit Keller gehen musste, ist also nun Bruno Labbadia Trainer des VfB. Die Rückrunde fiel unter seiner Verantwortung weniger spektakulär aus als bei seinen Vorgängern, die Schwaben stabilisierten sich aber und erreichten zum Ende der Saison Rang 12.
2011/2012 schien der Fluch überwunden
Obwohl Labbadia also 2011/2012 bereits im zweiten Jahr beim VfB war und die Mannschaft wieder vom DFB dazu gezwungen wurde, eine Hinrunde zu spielen, sammelte das Team 22 Punkte und belegte zur Winterpause Platz acht. Bis zum Saisonende schob sich das Team sogar noch auf Rang sechs vor und qualifizierte sich damit für die Europa League. Es schien also erwiesen, dass die Schwaben auch in der Hinrunde punkten können und es schien ebenso erwiesen, dass Bruno Labbadia auch im zweiten Jahr Mannschaften auf Kurs halten kann.
Schmerzhafte Niederlage gegen Hoffenheim
Jetzt aber, im September 2012, ist in der Bundesliga wieder einmal Hinrunde. Und die Schwaben stehen nach fünf Spieltagen mit zwei mageren Pünktchen auf Platz 17. Eingerahmt von Greuther Fürth und vom FCA. Das kann den Ansprüchen eines Europa League-Teilnehmers eigentlich nicht genügen, selbst wenn dieser in der Sommerpause das Klischee von der sparsamen Schwaben bestätigt und den Kader kaum nachgerüstet hat.
Noch sitzt der Trainer fest im Sattel, doch das 0:3 im eigenen Stadion gegen den neureichen Emporkömmling aus Baden hat zweifelsohne wehgetan. Und mit jeder weiteren Niederlage werden die Erinnerungen an den - eigentlich überwunden geglaubten - Fluch der Hinrunde lebendiger.