Zugegeben, das Spiel taugte nicht zum Spektakel. 1:0 führte der FC Bayern München im letzten Heimspiel gegen den SC Freiburg, war drückend überlegen. Nur eine Flitzerin sorgte für echte Unterhaltung in der ausverkauften Allianz-Arena. Doch dann, es war kurz nach fünf, wurde auf den Rängen doch gejubelt. Auf den Videowänden wurde die 2:0-Führung des FC Augsburg gegen den VfB Stuttgart eingeblendet. Nur zwei Minuten später dann die nächste Botschaft vom Lech: FC Augsburg – VfB Stuttgart 3:0.
"Die Bayern-Anhänger mögen den FCA"
Die Begeisterung wurde noch größer, „es war fast wie bei einem Tor des FC Bayern“, meinte ein Besucher und konnte den Enthusiasmus für den kleinen Nachbarn vom Lech der von ihrem Team so verwöhnten Münchner Anhänger kaum fassen. Oder war’ s doch nur die Schadenfreude, dass der in München ungeliebte Pokalfinal-Konkurrent VfB Stuttgart in Augsburg das Fell so kräftig über die Ohren gezogen bekam? „Nein, auf keinen Fall“, sagt Rudi Tausend, Chef des Bayern-Fanclubs Red White „Glammhogga“ Gablingen im Landkreis Augsburg, „die Bayern-Anhänger mögen den FCA. So war der Jubel auch gemeint.“
Der 66-Jährige war ebenfalls an jenem Nachmittag im Fröttmaninger Fußballtempel und hat sich auch über den Sieg des Jung-Bundesligisten gegen die Stuttgarter gefreut. „Der FCA genießt bei den meisten Bayern-Fans große Sympathien“, hat er in den vergangenen Jahren festgestellt und fügt an: „Ich persönlich hoffe schon, dass der FCA den Klassenerhalt schafft. Der Verein hätte dies viel mehr verdient als etwa Hoffenheim oder Düsseldorf.“
FC-Bayern-Fan verfolgt den FCA mit großem Interesse
Obwohl sein Herz seit über 45 Jahren für die „Roten“ von der Isar schlägt, verfolgt er die Entwicklung der Augsburger mit großem Interesse. Tausend, in Gablingen nur der Bayern-Rudi genannt, besucht sogar Heimspiele des Jung-Bundesligisten. FCA: Abstiegskampf wird zum Super-Krimi
„Zwei oder drei Mal pro Saison gehe ich schon in die SGL-Arena.“ Und kommt sogar etwas ins Schwärmen, als er an das erste Duell des damaligen Zweitliga-Novizen bei den Münchner Löwen zurückdenkt. „Wir sind mit Bussen zusammen mit den Augsburger Fans nach München gefahren und haben den FCA unterstützt“, erinnert er sich gerne an jenen mittlerweile schon fast legendären 3:0-Sieg des Aufsteigers im März 2007 beim TSV 1860 München im mit 69 000 Besuchern ausverkauften Stadion.
Mit 50 Gleichgesinnten in der Arena
Rund 400 Mitglieder zählt mittlerweile der im Jahre 2003 gegründete Gablinger Bayern-Fanclub. Seit einem Jahrzehnt ist Tausend auch Vorsitzender der Vereinigung. Zusammen mit rund 50 Gleichgesinnten aus der Schmuttertalgemeinde wird Tausend auch am heutigen Samstag in der Arena sein. Gisdol: "Ich fange nicht an zu rechnen"
Natürlich wird er da mit seiner Mannschaft fiebern, dem Bayern-Ensemble die Daumen drücken. „Der FCA sollte da nicht zu sehr auf eine Überraschung hoffen“, sagt Tausend. Zumal die in dieser Saison übermächtigen Münchner nach der Partie ja die Meisterschale überreicht bekommen und sich die große Feier natürlich nicht vermiesen lassen wollen. Andererseits hätte Tausend auch nichts dagegen einzuwenden, wenn die Augsburger am Ende einen Punkt mit nach Hause nehmen würden.
In Hoffnung auf eine torreiche Partie
Obwohl die Hausherren als hoher Favorit in ihr letztes Saison-Heimspiel gehen, hofft Tausend auf eine torreiche Partie und tippt am Ende auf ein spektakuläres 4:4-Unentschieden. „Damit könnten wohl beide Teams und auch die Fans leben.“ Und dann gäbe es im Münchner Fußballtempel auch für die rund 7000 Augsburger Anhänger, die sich am Samstag auf den Weg in die Landeshauptstadt machen werden, etwas zu feiern.
Übrigens: „Glammhogga“ ist der schwäbische Begriff für Klammerhaken oder Zusammenhalt. Darauf legen sie in Gablingen großen Wert.